Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

zuverlässigen Nachrichten so weit versehen worden, 
daß es mir leicht wurde, von Anfang an be- 
stimmte Dispositionen zu treffen und dieselben 
auch durchzuführen. Es wurde mir mitgetheilt, 
daß wir bis Koki unbelästigt kommen würden, 
daß dieser Ort unbetheiligt bliebe, daß wir 
von da ab flußaufwärts Feuer zu erwarten 
hätten, daß Miang stark befestigt sei und daß 
schließlich sämmtliche Wege durch Wolfsgruben 
abgeschnitten, in denen bereits drei der Abo Leute 
selbst den Tod gefunden hätten. 
Ich brach am l8. d. M. Vormittags 
5 Uhr mit den Landungskorps S. M. Schisse 
„Habicht" und .Hyäne“, den Fahrzeugen 
„Soden“ und „Nachtigal“, meinen drei Kom 
pagnien und den hiesigen Gesangenen als 
Führern nach dem Abo auf. Die „Nachtigal“ 
ging an der Abo-Mündung vor Anler, und 
rückte ich von hier ab in gefechtsmäßiger For- 
mation vor 
Die erste Abtheilung, unter Kapilän= 
licutenant Krause, bestand aus dem Landungs- 
lorps des „Habicht“, der Kompagnie 
Volckamer und einem Maxi im--Geschütz. Diese, Ab- 
theilung hatte die Weisung, in Koli 30 Mi- 
nuten bis nach meinem Abmarsch zu warten, 
dann mit dem „Soden“, auf dem ich das 
dritte Maxim-Geschütz poslirt hatte, selbständig 
vorzugehen bis an den Landungsplatz von 
Miang und von hier aus den Augriff auf 
Miang zu unternehmen, woselbst die beiden 
Abtheilungen sich treffen und biwaliren sollten. 
Ich selbst übernahm die Führung der zweiten 
Abtheilung, bestehend aus dem Landungslorps 
der „Hyäne“, den Kompagnien von Sietten 
und Richter und einem Maxim-Geschütz. 
Ich wußte, daß der Weg von Koli aus 
nicht verbarrikadirt war, und hoffte, von der 
ersten Abtheilung die Aufmerksamkeit abzulenlen 
und es ihr zu ermöglichen, ohne wesentliches 
Feuer den Fluß hinaufzulommen, da ich die 
Unannehmlichkeit eines solchen bei gedrängt 
vollen Booten aus Erfahrung kenne. Und in 
der That erreichte ich auch meinen Zweck zum 
größten Theil. Bei meiner Landung sand ich 
Koki völlig verlassen und erhielt nur Feuer 
von einzelnen Miang-Kundschaftern, welches den 
einzigen Schaden verursachte, daß die Landung 
ekwas sehr rasch von Statten ging und wir in 
Folge dessen den Proviant vergaßen. Ich ließ den 
Ort auch volllommen unbelästigt. In einem 
einstündigen Marsche durch dichtbewaldetes, 
515 
z. S. Krüger mit dem Maxim-Geschütz, einem 
und zwar in zwei Abtheilungen. 
anzurennen, 
von 
Theil seiner Leute, daun die Kompagnie von 
Stetten, im Anschluß die Kompagnie Nichter, 
endlich der Rest der Marine — Alles im 
Gänsemarsch. Noch ehe ich das Maxim-Ge- 
schütz, bedient von Lieutenant Krüger selbst, 
in Thätigkeit bringen konnte, erhielt ich eine 
volle Salve, welche aber nur einen Schwarzen 
niederstreckte, im Uebrigen zu hoch ging. Gleich- 
zeitig erhielten wir von allen Seiten aus dem 
Busche hestiges Feuer, welches jedoch sehr 
rasch zum Schweigen gebracht wurde. Schlimmer 
stand es an der Tete. Zu meinem größten 
Erstaunen blieb das Feuer des Maxim-Ge- 
schüszes ohne wesentliche Wirlung, was mich 
sosort vom Vorhandensein eines tiesen Grabens 
überzeugte. Die erste Wolssgrube hatte ich 
schon persönlich ohne Schaden ausgemessen, 
und so blieb mir nichts übrig, als zu ver- 
suchen, wic dic sieben Schwaben am Spieße 
natürlich unter dem sortgesetzten 
Feuer des Maxim-Geschütes. Der erste Ver- 
such mißlang, indem ein Obermatrose schwer ver- 
wundet, ein zweiter leicht verwundet wurde sowie 
zwei meiner Schwarzen zusammenbrachen. Ich 
selbst wurde durch zwei Prellschüsse an den Kopf 
und Unterleib umgeworfen und war momentan 
beläubt. 
slarl coupirtes Terrain gelangten wir unter 
leichtem Geplänkel auf die Höhe, wo wir 
plötlich auf 50 m etwa auf den ersten Ver- 
hau stießen. Ich hatte eine starte Spitze der 
Kompagnic von Stellen vorgenommen; hinter 
dieser solgte direlt ich selbst, sowie Lieutenant, 
Ein zweiter Versuch, bei welchem 
wir noch mehrfach in die Wolfsgruben stürzten, 
gelang. Mit zwei Matrosen, denen ein dritter 
und der Materialienverwalter Spaecte folgten, 
zertrümmerte ich die Thür und drang in den 
Verhau ein. Auf dem Fuße folgten uns 
Lieutenant z. S. Krüger mit dem Maxim-= 
Geschütz, ebenfalls von drei Schüssen leicht 
getrossen, und Premierlientenant v. Stetten 
mit ihren Abtheilungen. Ich ließ im Graben 
ausdehnen, kurzes Feuer geben, und wir drangen 
dann allseitig so lange vor, bis die Dunlelheit 
eintrat, wobei noch eine zweite leichtere Ver- 
schanzung genommen wurde. Hierauf ließ ich 
sammeln und bezog unter Ausstellung von 
Posten ein Biwak. 
Die Kompagnie von Volckamer traf ge- 
schlossen ein und berichtete mir, daß die erste 
Abtheilung in ganz ähnlicher Weise beim Vor- 
dringen Feuer und Verwundete erhalten habe. 
Ueber den weiteren Verbleib des Landungs- 
korps konnte mir Premierlientenant v. Volckamer 
keine Auskunft geben, da er, dem Signal 
„Sammeln“ solgend, auf mich zu marschirt 
war. 
In der Nacht wurden wir noch verschiedene 
Male beschossen, wodurch noch zwei Leute ver 
wundet wurden. Ich bemerte hier, daß ich 
die große Anzahl von Leichtverwundeten dem 
Umstande zuschreibe, daß den Leuten das 
Pulver feucht geworden, und daß sie auf ver-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.