Full text: Deutsches Kolonialblatt. II. Jahrgang, 1891. (2)

Gegenwärtig, da es sich im Wesentlichen um in das Einzelue gehende Spezialsorschungen handelt, 
welche bei dem Publikum nicht mehr das gleiche Interesse finden, und daher selbst bei hervor- 
ragenden Leistungen der heimkehrende Forscher leine materiellen Vortheile erwarten lann, sind 
die Expeditionskosten durch die an die Reisenden zu zahlenden Absindungen und Entschädigungen 
ganz erheblich gestiegen, da auf jeden Forscher im Durchschnitt 1000 bis 5000 Mark entfallen. 
Daß Jemand aus eigenen Mitteln sich einer Forschungsexpedition anschließt, ist eine Seltenheit 
und trifft nur bei Anfängern zu. 
Die Schwierigleit, unter diesen Verhältnissen mit den verfügbaren Mitteln auch nur 
dic bestehenden Unternehmungen im Gange zu erhalten, hat sich mehr und mehr geltend gemacht. 
Es ist theilweise nicht möglich gewesen, den Vorstehern der Stationen und den Leitern der 
Expeditionen, namentlich sofern sie wissenschaftliche Spezialisten sind, diejenigen Hülfskräfte zur 
Seite zu siellen, welche es ihnen durch Abnahme der technischen Geschäfte, welche die Leitung 
einer wissenschaftlichen Expedition im Jnnern Afrikas erfordert, ermöglichen könnten, ihre Kräste 
ausschließlich den wissenschaftlichen Aufgaben zu widmen. Eine Ausdehnung der wissenschaft- 
lichen Forschung auf Ost-Afrila würde selbst bei Bewilligung der beantragten Erhöhung des 
Fonds ausgeschlossen sein; sic war bisher entbehrlich, da eine Reihe hervorragender Gelehrten 
des In= und Auslandes aus eigenen Mitteln oder mit Unterstützung geographischer Gesellschaften 
und sonstiger Vereine in den dem deutschen Küstenstrich angrenzenden Gebicten thätig war. 
Auch die vollständige Bearbeitung und Bekanntgebung des von den Expeditionen bei- 
gebrachten Materials kann, wenn auch in den bescheidensten Formen gehalten, mit den vor- 
handenen Mitteln nicht durchgeführt werden. Es liegt ein bedeutendes Kartenmaterial vor, 
dessen Bearbeitung und Veröffentlichung aus diesem Grunde auf ungewisse Zeit verschoben 
werden muß, insbesondere die Darstellung der Reise des Dr. Zintgraff von der Barombi= 
Station nach Adamana, die große Karte des südwestafrilanischen Schutzgebietes vom Haupt 
mann v. Frangois, das mit peinlichster Sorgsalt von Emin, Dr. Stuhlmann und Pater 
Schynse gesammelte Material einer Karte des Zuges von der Küste zum Viltoria-Ser, Neu- 
bearbeitungen der in Folge der eifrigen Forschung zum Theil veralteten Karten von Togo 
und Kamerun. 
Die Bearbeitung und Veröffentlichung dieses Materials würde im wissenschaftlichen 
Iuteresse dringend empfohlen werden müssen. 
  
Perordnungen und Mittheilungen der Behörden in den 
Schuhgebieken. 
Vorschriften über die Handhabung des Dienstbetriebes auf den Stationen 
der Schutztruppc für Ost-Afrika. 
A. Allgemeiner Dienst. 
Der Dienst auf den Siationen dauert von 6 bis 11 Uhr Vormittags und von 3 bis 
5½ Uhr Nachmittags. Innerhalb dieser Stunden muß der Stationschef dienstlich für Jeder- 
mann zu sprechen sein. Um 5⅛½ Uhr Vormittags wird das Signal") „Neveille“ geblasen, 
um 5 5/4 Uhr wird die Goma oder Glocke zur Versammlung der Arbeiter geschlagen. Die 
Eintheilung der letzteren hat von der damit betrauten Persönlichteit derart zu geschehen, daß 
*) Für die Abgabe von Signalen sind die im Exerzir-Reglement gegebenen Vorschriften zu 
beachten; besindet sich in der Station kein Hornist, so tritt an Stelle des Hornsignals ein Trommelsignal 
oder dergleichen.
	        
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