Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

liegenden Zukunft gedacht durch die Aulage 
eines botanischen Gartens in Victoria. 
Ihn zu bflegen und zu erweitern mit Rück- 
sicht auf seine für uns in Betracht kommende 
praktische Bedentung muß unserc beständige 
Sorge sein. Die daselbst sowie auf den durch 
Europäer betriebenen Plantagen gewonnenen 
Ersahrungen müssen gesammelt und den Plan- 
tageninspeltoren thunlichst übersichtlich zugäng- 
lich gemacht werden. 
Was nun diese Klasse von Beamten be- 
trisst, so dürften sich geeignete Persönlichkeiten 
dazu finden lassen, die schon praktisch in ver- 
wandten Unternehmungen gearbeitet haben; 
ihre Auswahl richtet sich nach der Kultur der 
anzubauenden Produkte, als welche zunächst 
ich Baumwolle, Kakao und Kasfsee vor- 
schlagen möchte. 
Die Baumwolle trägt schneller und dient 
somit schon bald zur Veringerung der durch 
die Plantageninspektoren entstehenden Unkosten, 
die nicht gering sein werden, denn ich würde 
es direkt für falsch halten, in dieser Hinsicht 
sparsam vorzugehen, etwa mit deutschen Kunst- 
gärtnern, die allerdiugs Latein können, aber 
keine Erfahrungen haben. Was nützt es aber, 
wenn wir deren Mißgriffe bezahlen müssen? 
Sie werden dadurch an und für sich theurer 
und wir haben außerdem keine ertragsfähigen 
Pflanzungen. Die Plantageninspektoren sind 
nächst dem Gouverneur die wichtigsten Leute 
im Schutzgebiete. Daher empfiehlt es sich, 
aus den klassischen Ländern des Kaffee= und 
Kakaobaues erprobte Kräfte nebst guten Säme- 
reien gleich von Ansang an heranzuziehen und 
Gehälter von 15 000, 20 000 Mk. nicht zu 
scheuen. Wie überall, so sind auch hier wieder 
die theuersten Sachen die besten. Es ist ja 
nicht gesagt, daß wir immer solche theuren 
Beamten halten müssen, aber zunächst als 
Lehrmeister für weiße und schwarze Auf- 
seher sind dieselben unentbehrlich. 
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sallen wird, reichlich danken. Doch ist uns das 
Glück vielleicht insofern günstig, als wir uns 
eine größere stehende Schußtruppe vorerst 
jedenfalls ersparen können, nachdem sich die 
Balis als getreue Bundesgenossen erweisen und 
wir infolge der dadurch gemachten Ersparnisse 
später im Stande sind, Paraden über die 
breiten Fronten unserer Kafsee-, Kakao= und 
Baumwollenplantagen abzuhalten. 
Es erübrigt zum Schlusse, daß ich einige 
Bemerkungen über die sich auf Grund der 
durch Eingeborene betriebenen Plantagenwirth= 
schaft eröffnenden Aussichten für die Zollein- 
nahmen hinzusüge. 
Ich nehme an, daß das Problem, die 
Afrikaner zur Plantagenwirthschaft zu bringen, 
gelöst wird und es ist nicht unschwer zu lösen; 
ich nehme ferner an, daß in einem Zeitraume 
von 10 Jahren einc gewisse Zone bebaut ist 
und zwar so, daß mit dem elften Jahre mit 
der Besteuerung der einzelnen trag- 
sähigen Bäume begonnen werden kann; denn 
diese Art der Besteuerung erscheint mir die 
einfachste, da der Staat auf eine ziemlich 
genau abzuschätzende Einnahme rechnen kann, 
auf alle Fälle aber der Schmuggel unmöglich 
gemacht wird, dessen Verhinderung in demselben 
Verhältnisse schwieriger und kostspieliger wird, 
je ausgedehnter der Gesichtslreis der Einge- 
borenen und offener und ungehinderter die 
Verkehrswege werden. 
Da ich über die Baumwollenlultur zu 
wenig Informationen habe, so nehme ich, es 
ist ja ohnehin diese Ausführung nur beispiels- 
weise, die Kasseckultur noch einmal zum Gegen- 
stande. 
Bekanntlich wächst der Kaffeebaum wild 
in unserem Schutzgebiete; ob es gerade eine 
haben, daß auf Sumatra z. B. erfahrene 
Tabaksbaner 25 000 Mk. Gehalt nebst Gewinn= 
antheil beziehen. Wenn dies Private thun, muß 
es nicht erst recht der Staat, der für seine 
eigenen Interessen und die eines erst zur Plan- 
lagenarbeit zu erziehenden Volkes auftritt? 
Wenn wir für Kamerun nur auf fünf 
Jahre jährlich 50 000 Mk. für eine staatliche 
Versuchsplantage ausgeben könnten, welche 
Erfolge ließen sich nicht in diesem Lande er- 
zielen, welches ausschließlich zum Plantagenbau 
prädestinirt erscheint. Dieses Land würde uns 
sicher die Kapitalsanlage, was den befreiten 
Sklaven Ostafrikas niemals freiwillig ein- 
  
Ich entsiune mich in Berlin gehört zu vermag ich nicht zu entscheiden. 
Sorte ist, die mit dem liberianischen, den ich 
auf Barombistation angepflanzt habe, auf dem 
Weltmarkte konkurriren kann, ob es dieselbe ist, 
Aber man 
sollte doch daraufhin annehmen können, daß 
die Kultur des Kaffees nicht ohne Aussicht 
sein wird. 
Es sollen nun in den nächsten fünf 
Jahren insgesammt 50 000 Bänme angepflanzt 
werden, welche mindestens in acht Jahren 
alle ertragsfähig sind und nach dem 
zehnten Jahre zur Besteuerung herangezogen 
werden sollen. Ich führte oben (132) an, 
daß 50 Bäume elwa 500 qm beanspruchen, 
so daß durch die Eingeborenen 50000 Bäume 
in fünf Jahren oder jährlich etwa 100 000 qm 
zu bepflanzen wären. Wenn zunächst nur 
100 Leute jährlich, sei es direkt, sei es 
indirekt, sich dieser Arbeit unterziehen, so
	        
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