Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Palers Josset in den ersten drei Monaten v. J. 
70 Menschen losgekauft und 85 getauft. 
Die am 12. Juni v. J. von Marseille 
abgereiste und am 24. August von Sansibar 
aufgebrochene zehnte Missionsexpedition der 
weißen Väter kam am 9. Oltober in Bulumbi 
nach glücklicher Reise an. Von der am 12. Juli 
abgegangenen elften Missionsexpedition datirt 
der letzte Brief aus Kirurumo, von wo die 
Missionare in acht Tagen, etwa am 10. No- 
vember, in Kipalapala einzutressen hofften. 
Ein Mitglied der Expedition, welches den Weg 
bereits zum dritten Male macht, berichtet, 
daß die Sicherheit im Lande gegen früher 
ganz bedeutend erhöht sei. Obwohl der 
Untergang der Expedition Zelewski überall 
bekannt geworden sei, habe diese Nachricht auf 
das Verhalten der Eingeborenen gar keinen 
Einfluß ausgeübl, vielmehr sei das Benehmen 
der Häuptlinge äußerst bescheiden und entgegen- 
kommend gewesen. 
In der erwähnten Sißung des Central= 
vorstandes wurden weitere 15000 Mark den 
im Apostolischen Vikariate Nord-Sansibar 
thätigen Vätern vom „Heiligen Geist“ zur 
Gründung einer zweiten Station am Kilima. 
ndscharo im Matschame-Bezirk bewilligt. Aus der 
anderen Station, Windthorst bei Kilema, hat 
Pater Gommenginger endlich durch Hülse 
des Dr. Peters die unterwegs liegengebliebenen 
Gepäckstücke (ugl. S. 377 v. Jahrg.) erhalten. 
Die Schule des Missionars wird von 16 Kindern, 
darunter denjenigen der Häuptlinge Fumba- 
und Mareale besucht. Die den Wahehe be- 
nachbarten Stationen La Longa und Tunun- 
guo sind bisher von dieser Völkerschaft nicht 
bedroht worden. Die mit ihnen bekannten 
Missionare vermuthen, daß dieselben Friedens. 
verhandlungen anknüpfen wollen. Der Aposto= 
lische Präselt beabsichtigte deshalb im Jannar 
in das Wahehe-Land zu gehen, um mit dem 
Hauptsultan in Verhandlungen zu ktreten. 
Die Benediltus = Mission hatte am 
21. Oktober v. J. das vierte Opser in Ost- 
afrika zu beklagen, indem der Pater Franziskus 
Mayer, Apostolischer Präfelt von Süd-San- 
sibar, seinem Vorgänger in die Ewigkeit solgte. 
Von seiner letzten Reise halte er wieder 
29 in Lindi und Milindani losgekaufte Kinder 
(16 Knaben und 13 Mädchen) ins Missions- 
haus nach Daressalam gebracht, so daß bei 
seinem Tode die Gesammtzahl der im v. J. 
losgekauften Schwarzen über 100 betrug, von 
denen sich noch 68 in der Mission in Unter- 
richt befanden. 
139 
  
  
Am 13. Januar d. J. starb 
die Oberin der Missionsgesellschasten in Dares- 
salam, Agnes Zierden, daselbst am Tropen- 
sieber. Da nach Ansicht des Arzles die 
große Stlerblichkeit in der Mission auf die 
schlechten Wohnungsverhältnisse zurückzuführen 
ist, wurden vom Afrika-Verein insbesondere 
für bauliche Verbesserungen 30000 Mark 
bewilligt. Am 18. Jannar d. J. sind wieder 
ein Priester und ein Laienbruder nach Darecs- 
salam abgereist, um dic vor zwei Jahren zer- 
störte Station Pugu wieder aufzubanen. Im 
Februar sollte eine Anzahl Missionsschwestern 
nach Daressalam abreisen, um ein größeres 
Krankenhaus zu errichten. 
2. Kamernn. 
In der Station Bethel an der Kamerun. 
Mündung hat das Baseler Missionskomitce ein 
Seminar, in welchem zwanzig Jünglinge den 
Unterricht einer Mittelschule erhalten. Außer- 
dem ist neben den Anlagen des deutschen 
Regierungsgebäudes eine Niederlassung, Tokoto, 
gegründel, wo eine Anzahl christlicher Familien 
angesiedelt sind und in einer Sonntagsschule 
Unterricht ertheilt wird. Neben den weiter 
bestehenden Stationen Bonaberi (früher Hikory), 
Viltorin und Mangamba ist die Errichtung 
einer sünften Hauptstation in dem südlich vom 
Kamerun-Becken gelegenen Malimba-Gebiet von 
der Missionsleilung beschlossen worden, und soll 
dieselbe, sobald die erforderlichen Kräste ver- 
sügbar sind, in der Ecke zwischen Kwalwa und 
Saunaga in Angriff genommen werden. In 
allen beslehenden Stationen haben sich die 
einheimischen Vaptistengemeinden, welche nun- 
mehr wieder unter einen europäischen Prediger 
trelen, von den Baselern geirennt. 
Auf der Station Marienberg der Pallotiner 
waren insolge unbegründeter Furcht vor dem 
siellvertreienden Gouverncur sämmtliche Zög- 
linge der Mission in die Wälder entlausen, 
so daß die Missionare sich mit dem Gedanken 
trugen, Sllavenkinder loszukausen, was sie auch 
theilweise ausführlen. Mitte September wurden 
caber bereits alle Kinder, hierunter auch diejenigen 
des Chefs 
Toko, von ihren Eltern wieder zur 
Schule geschickt. Am 12. November v. J. starb 
der Laienbruder Josef Hofer in Kribi, wohin 
ihn Pater Vieter zum Bau einer neuen 
Station mitgenommen hatte. Am 2. Dezember 
hatten die Pallotiner schon wieder einen neuen 
Verlust zu beklagen, indem der Bruder Josef 
Klosterknecht in Marienberg dem Fieber erlag. 
Die Missionare beabsichtigen, troßz dieser Verluste 
noch eine drilte Station in Edea anzulegen, wo# 
"„ der Häuptling Bome sich bereit erllärt hat, sie 
aufzunehmen. Zum Ausbau der Stationen 
Kribi und Edea wurden in der Sibung des 
Central-Vorslandes des Afrika-Vereins deutscher 
Katholiken vom 25. Jannar d. J. 20000 Mark 
bewilligt.
	        
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