Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

auch Mais, Negerhirse, Bananen, Reis und 
Zuckerrohr angebaut werden, sind die Gegend 
von Pugu und Kisarawe, in geringerem Maße 
die Gegend bei Mkamba und die Hochebene 
bei Manarumango, ganz besonders aber die 
schöne Landschaft Chatuma zu neunen. Auf 
den die Ländereien der Eingeborenen um- 
gebenden, heut noch mit dichtem Busch bedeckten 
Flächen würden unzweifelhaft Baumwolle, 
Tabak und andere Erzeugnisse tropischer Kultur 
gedeihen, während an vielen anderen, minder 
begünstigten Stellen ein kräftiger und gesunder 
Graswuchs doch eine ausgedehnte Viehzucht 
ermöglichen würde. Vorbedingung einer Aus- 
nutzung der brauchbaren Gebiete, welche außer 
dem Pugu-Lande immerhin in ziemlicher Ent- 
sernung von der Küste liegen, wäre die Her- 
stellung gangbarer Wege. Die jetzt vorhandenen 
Pfade verdienen diesen Namen großentheils 
kaum. Stets so schmal, daß nur ein Träger 
hinter dem anderen gehen kann, oft tief ein- 
geschnitten gleich einer Räderspur, so daß es 
dem Europäer kaum möglich ist, einen Fuß 
vor den anderen setzend, vorwärts zu kommen, 
führen sie Berg ab Berg auf, oft in gänzlich 
unverständlichen Windungen fast in sich zurück- 
kehrend, oft so undeutlich, daß nur das geübte 
Auge eines ortskundigen Eingeborenen sie auf- 
zufinden vermag. Im Busch bilden die Pfade 
Tunnels im dichtverwachsenen, dornigen, durch 
Lianen oft gesperrten Gestrüpp, die es dem 
Reiter unmöglich machen, auf seinem Thiere 
zu bleiben. Nicht selten auch führt der Weg 
eine halbe Stunde lang durch eine flußartige 
Wasserrinne, oder er wird durch einen Bach 
gekreuzt mit so steilen Ufern, daß es kaum 
möglich ist, die Esel hinab und wieder hinauf 
zu bringen, oder durch einen Sumpf, in dem 
der Mann und das sorgsam geführte Reitthier 
im schwarzen Schlamm völlig zu versinken 
drohen. 
Die Haltung der Eingeborenen der Kara- 
wane gegenüber war eine sehr verschiedene. 
In einzelnen Dorfschaften, namentlich in der 
Nähe des Kingani, wo Weiße fast nie gewesen 
und wo die Angst vor den Masitis den Leuten 
noch im Blute steckt, liefen Männer, Weiber 
und Kinder beim Anblick der Fremden, 
namentlich wohl der bewaffneten Askaris, in 
den Busch. Zuweilen war es nöthig, einen 
der Entflohenen mit Gewalt zu ergreifen, um 
die Uebrigen zur Rückkehr und zur Herbei- 
bringung von Speise und Wasser zu vermögen. 
An anderen Orten starrten die Einwohner 
stumpfsinnig die weißen Männer an und wußten 
kaum den Gruß derselben zu erwidern. In 
einigen Orten endlich war die Ankunft des 
Bana Kuba bekannt, die früher erhaltenen 
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deutschen Flaggen waren gehißt, und der 
Jumbe brachte seine meist in Ziegen, Hühnern 
und Feldfrüchten bestehenden Geschenke dar. 
Ein Eindruck war überall unabweisbar, nämlich 
der, daß die Bevölkerung trotz der Nähe der 
Küste auf einer sehr tiefen Stufe der Intelligenz 
steht und namentlich in düsterem Aberglauben 
befangen ist. Kein Dorf, kein Haus ohne 
„Dana“ (Zauber, Medizin) gegen böse Geister, 
die irgendwo in Form kleiner Häuschen, Holz- 
oder Thonschalen mit Nahrung und dergleichen 
angebracht ist. Ja an mehreren Orten wurde 
den Mitgliedern der Expedition von Hexen- 
verbrennungen erzählt, die erst kürzlich vor- 
genommen seien. Man sieht, ein wie reiches 
Feld deutscher Missionsthätigkeit so dicht hinter 
Daressalam offen steht. 
Wild wurde auf dem Marsche und an den 
Lagerplätzen nur äußerst spärlich bemerkt. Die 
von den Eingeborenen als reich an Antilopen 
und anderen Jagdthieren bezeichneten Gegenden 
am oberen Kingani und südlich nach dem 
Rufidschi zu lagen außerhalb des Rahmens 
der Reise. 
Der Gesundheitszustand der Expedition 
war, abgesehen von Fußverletzungen, ein vor- 
trefflicher. 
Die Temperatur war eine bedeutend kühlere 
als an der Küste, in Regennächten, namentlich 
in den höher gelegenen Gegenden, machte sich 
die Kühle sogar fast unangenehm bemerkbar. 
Bericht des Stationschefs von Tabora, LCieutenant 
Ligl, über den Dandelsverkehr von TLabora. 
(Nach eigenen Beobachtungen und Angaben der 
arabischen Händler.) 
I. Export nach der Küste. 
Elfenbein, 4500 bis 5000 Frasila 
(1 Frasila = 35 englisch). Hiervon entfallen 
1000 Frasila bester Qualität auf die Gebiete 
Karagwe, Ruwemba 2c., also Victoria-Nyanza- 
Gebiet, und 3500 bis 1000 minderwerthiger 
Qualität auf andere Gebiete, besonders 
Manjema. 
Der Preis in Tabora für das Jahr 1891 
betrug durchschnittlich: 
pro Frasila prima § 115.— 
- - secunda 8 86,— bis 90, —. 
Gegenwärtig sind über 4000 Frasila in 
Tabora zum Transporte nach der Küste bereit, 
eine abnorme Quantität, besonders, wenn man
	        
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