Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Bedingungen der Zugänglichleit der Oertlich- 
keiten ermessen. 
Das auswitternde kohlensaure Natron ist 
dem unter dem Namen Thermonatrit ins- 
besondere auch aus Afrika bekanntgewordenen 
analog und dürste als solches zu bezeichnen sein. 
Bericht des Pflanzers Goldberg über die wirtb- 
schaftlichen Verbältnisse des Togogebietes. 
Die Hauptkulturen im Schutzgebiete Togo 
sind: Oelpalme — Elais Guineensis. 
Von sämmtlichen Produkten der Togokolonie 
stehen die Erzeugnisse der Oelpalme oben an, 
sie ist dem Westafrikaner ebenso unentbehrlich 
wie die Kokospalme dem Südsee-Insulaner. 
Die Oelpalme wird von den Eingeborenen 
einzelner Dörfer stellenweise in geregelten 
Distanzen gepflanzt, ist aber im Allgemeinen 
wild wachsend von der Küste bis weit im 
Innern in großen geschlossenen Beständen, wio 
vereinzelt zu finden. 
Das Gedeihen und die Ertragsfähigkeit 
sind vom Standorte sehr beeinflußt. 
Die schönsten Palmen habe ich bis jetzt 
auf chokoladefarbenem, sandgemischtem, humus- 
reichem fenchtem Thonboden gesehen. Trockener 
harter Boden, Sandboden oder Schlickboden 
mit Grundwasser, liefern nur schwache Stämme 
mit wenigen und kleinen Früchten. Wie das 
Gedeihen, so ist auch die Ertragsfähigkeit vom 
Standorte der Palme abhängig. Auf gutem 
Voden beginnt die Ernte im 4., auf schlechtem 
im 7. bis 10. Jahre. 
Die Oelpalme hat männliche und weibliche 
Blüthenbüschel getrennt auf einem Stamm, 
von denen, so viel ich beobachtet habe, die 
männlichen Blüthen bereiks ein Jahr vor der 
Ertragssähigkeit erscheinen. 
Während der Ertragsfähigkeit sind vier 
bis zehn Mal mehr männliche als weibliche 
Büschel vorhanden. Auf feuchtem Boden ent- 
wickelt sich die Frucht schneller als auf trockenem, 
ebenso sind auch Quantilät und Qualität davon 
abhängig. Die Zeit von der Blüthe bis zur 
Reife der Frucht ist sechs bis neun Monate. 
Die mehrere Hundert pflaumengroße Früchte 
enthaltenden Büschel werden, wenn die Frucht 
ihre Neise erlangt hat — was an dem gelben 
oder röthlichbraunen Aussehen der Früchte zu 
erkennen ist — abgehauen und dann für den 
Markt oder eigenen Bedarf hergerichtct. 
Die pflaumengroße Frucht besteht aus dem 
von einer steinharten Schale umgebenen Kern 
und einer ca. 5 mm dicken, die Schale um- 
gebenden, das sogenannte Palmöl enthaltenden 
Faserschicht. 
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Die Trennung der das Oel enthaltenden 
Faserschicht von der den Kern einschließenden 
Schale wird bei größeren Quantitäten dadurch 
bewerkstelligt, daß eine größere Anzahl reife 
Früchte in ein in die Erde gegrabenes, mit 
Steinen ausgemanertes, unten spitß zulaufendes 
Loch oder in ein Kanoe (ausgehöhlter Baum- 
stamm) geschüttet wird. 
Nachdem sich die Früchte erhitzt, wodurch 
die Fasern sich lösen, werden sie in den Löchern 
mit dicken Stöcken, in den Kanoes mit den 
Füßen gründlich durchgearbeitet. Um bessere 
und leichtere Trennung zu beschaffen, wird 
während der Arbeit frisches Wasser — kein 
Salzwasser — zugegossen und darauf alles 
mit der Hand gewaschen. Das auf dem 
Wasser schwimmende Oel wird mit den Händen 
abgeschöpft, in bereitgehaltene große Thontöpfe 
bezw. Kalabassen gefüllt und zum Verkauf 
aufbewahrt. 
An der Küste wird sämmtliches Palmöl, 
nachdem der Handel abgeschlossen, in großen 
gußeisernen Töpfen des Kaufmanns von dem 
Verkäuser unter Aufsicht des Käufers gekocht; 
nach Abzug des etwa im Oel vorhandenen 
Schmutzes und Wassers, welches sich hierbei 
ausscheidet, wird der bedungene Preis per 
Gallone bezahlt. 
Daß durch die oben beschriebene primitive 
Bereitung des Oels ein grostes Quantum ver- 
loren geht, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. 
Die Palmkerne, durch die sie umgebende 
harte Schale gegen leichtes Verderben geschützt, 
werden nach dem Cntfernen des Oels auf 
Haufen geworfen, wo sie entweder für immer 
oder bis zum Bedarf liegen bleiben. 
Die Schale wird dann zwischen Steinen 
zerschlagen, der Kern befreil, zur Küste ge- 
tragen und dort nach Gewicht oder Maß verkanst. 
Außer den beiden erwähnten Produkten 
wird die Oelpalme zur Bereitung bezw. Lieferung 
des bei Eingeborenen und Europäern beliebten 
Palmweins benutzt. Junge 8 bis 20 Jahre 
alte Palmstämme werden mit dem Wurzelstock 
ausgerodet. An dem umngesallenen Stamm 
werden die untersten Blätter der Blattkrone 
entfernt und an dieser Stelle mil einem quer 
durchgehenden Loch versehen. 
Ein untergestelltes Gefäs nimmt den ent- 
sließenden Saft auf, welcher, in Gährung über- 
gehend, am nächsten Tage den säuerlich-süßen 
Palmwein liesert. Zwei Tage alter Palmwein 
ist derartig sauer, daß er nur noch zur Essig- 
sabrikation verwendbar sein würde. 
Tausende im ertragfähigsten Alter stehende 
Palmen werden jährlich zur Palmweinbereitung 
umgehauen, deren Ertrag sonst bei rationeller
	        
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