girten des Auswärtigen Amtes Legationsrath
v. Schuckmann vertreten wurde. Erfreulicher-
weise ist ein Fortschritt in der Entwickelung
des Schutzgebietes zu verzeichnen. Die Zahl
der Weißeen hat sich vermehrt, drei neue deutsche
Firmen (August Lubcke, Randad & Stein,
Bauck & Duerkoop) sind etablirt worden,
die allen Firmen haben Faktoreien weiter in
das Innere vorgeschoben, namentlich die schwe-
dische Firma, die Batangafaktoreien sowice das
Woermann'sche Edeageschäft. Auch der Zwi-
schenhandel der Duallas beginnt, wenn auch
langsam immer mehr und mehr durchbrochen
zu werden. Daß die Weißen ihre Produkte
zu den bisherigen Absatzmärkten der Duallas
unmittelbar zu bringen im Stande waren,
war schon im Jahre 1890 infolge der Eröfs-
nung des Sannaga-Flusses durch den Gou-
verneur zur Thatsache geworden. Im ver-
flossenen Jahre zeigte sich die umgekehrte Er-
scheinung, allerdings bisher nur sehr vereinzelt,
daß einige „Buschleute" (d. h.au den Zuflüssenzum
Kamerunbecken wohnende Schwarze) zu den
Faktoreien der Weißen kamen. So machte der
Häuptling des Budimanlandes M'sormu so-
wie der Häuptling Koto von Mangamba im
hiesigen Woermanngeschäft einige Einkäufe. So
hat Handel und Verkehr einen bedeutenden
Ausschwung genommen.
Daß auch im verflossenen Jahre viele
Europäer starben, lag wohl hauptsächlich an
den mangelhaften Abflußvorrichtungen der Wohn-
plätze. So lange die Niederschläge nicht ab-
laufen, sondern auf Verdunstung angewiesen
sind, werden die Mortalitätsziffern nicht her-
untergehen. Ist es doch Thatsache, daß auf
der Joßplatte, wo für Abfluß des stagnirenden
Wassers wenigstens nach Möglichkeit Sorge
getragen wird, der Gesundheitszustand stets
ein besserer gewesen ist als auf den Plätzen
der übrigen Weisen im Duallagebiet. Aller-
dings mag dazu auch beitragen, daß jeder
Gouvernementsangestellte sich einer sorgsamen
ärztlichen Behandlung und einer vollständig
ausreichenden Wohnung zu erfreuen hat.
Der Beamtenapparat ist im verflossenen
Jahre vermehrt und damit die Möglichkeit ge-
gegeben worden, die Pflege der einzelnen Ver-
waltungszweige gründlicher zu betreiben als
zuvor: Die botanischen Gärten in Kamerm
und Viktoria sind durch sachkundige Beamte
vergrößert worden, der Plaß nebst Gebäude
für ein neues Bezirksamt für den Sübdbezirk
ist erworben, und an den Edeafällen eine
Station behufs Abwehr von Handelsstörungen
auf dem Sannaga errichtet worden. Der An-
fang zur Heranbildung einer Schutztruppe ist
durch die Anwerbung von ekwa 60 Polizei-
soldaten gemacht;
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das Zollnetz ist durch Ein-
richtung einer Zollkontrole an der Südgrenze
des Schutzgebietes erweitert und die Einnahme
durch die Erhöhung der früheren Zölle ver-
größert worden. Auch ist für die Zukunft
eine neue Einnahmequelle durch die Einführung
des Gewebezolles geschaffen.
Zwei Expeditionen waren im verflossenen
Jahre thätig: die Expedition Zintgraff und
die Expedition Graveureuth. Während die
erstere nach dem unglücklichen Bandeggefecht
Ordnung und Sicherheit in dem Baligebiet
sowie dem weiteren Hinterlande wiederherzu-
siellen bemüht ist, um dem Handel den Weg
nach Kamerun zu ebnen, ist die lebtere bei
der im Berichtsjahre stattgehabten Züch-
tigung der aufständischen Abodörfer Miang und
Bonalwasi und der aufständischen Bevöllerung
des Gebirgsdorfes Buca in hervorragendem
Masze thätig gewesen, hat die Handelsstockungen
am Abo beseitigt und den wilden Bakwilis des
Gebirges Achlung vor der deutschen Macht bei-
gebracht. Leider wurde bei dieser Gelegenheit der
Expeditionsführer tödtlich getroffen. Freiherr
v. Gravenreuth starb vorden Pallisaden Bucas
den Heldentod. Legationsrath v. Schuckmann
trug den Sterbenden aus dem Bereiche der
feindlichen Geschosse und bewahrte hierdurch den
Leichnam vor den Verunglimpfungen der
Rebellen.
Die Dibumbarilente, welche mit den Abos
gemeinsame Sache machen wollten, sich dann
aber eines Besseren besannen, wurden wegen
ihrer Unbotmäßigkeit gegen das Gouver=
nement mit Geldstrafen belegt, die auch ohne
Zwang bezahlt wurden.
Dr. Preuß, welcher in der Missions-
station in Bueca Ende 1890 eine Unterkunft
gesunden halte und von dort aus den Kamerun=
berg naturwissenschaftlich bearbeitete, mußte
infolge des Bucakampfes seinen Wohnsiß nach
Viktoria verlegen, da das Gouvernement nicht
in der Lage war, dem gedachten Forscher eine
starke Sicherheitswache zu stellen.
Am 4. Juni v. J. hat die feierliche Ent-
hüllung des für die in den Jahren 1883 bis
1890 im diesseitigen Schußgebiete in Ausübung
ihres Berufes verstorbenen Beamten, Offiiiere
und Gelehrten errichteten Denkmals statt-
gefunden.
Sie sind nicht umsonst gestorben. Alle Ver-
blichenen hatten bei ihren Lebzeiten dazu bei-
getragen, diesem unter dem Schutze des Deutschen
Kaisers stehenden Lande deutsche Kultur und
Sitte zuzuführen. Ehre ihrem Andenken!