Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

mußte, weil in Folge eines Fiebers ein 
schweres Halsleiden sich bei ihm einstellte. 
Ich habe die Ehre, zu sein 
Euerer Excellenz hochachtungsvoll ergebener 
(gez.) A. Merensky, 
Missions-Superintendent, 
An den 
Kaiserlichen Gonverneur 
von Deutsch-Ost-Afrika, 
Freiherrn v. Soden, 
Excellenz. 
Expedition des Lieutenants Perrmann. 
Licutenant Herrmann, über dessen Expe- 
dition nach dem Viktoria-See wir bereits 
berichtet haben (vergl. S. 70 des laufenden 
Jahrganges) schreibt unter dem 4. Februar 
d. J. aus Makenge wie folgt: 
Am 20. Januar marschirte ich von Mpapua 
ab, da ich des knappen Proviants wegen auf 
Herrn Baron Fischer nicht länger warten 
konnte; ich habe ihm inzwischen durch halbe 
Märsche und Ruhetage bis heute 7 Tage zu- 
gegeben, das Aeußerste, was ich thun konnte. 
Auf meinem Marsche wurden den Trägern 
Uebergriffe irgend welcher Art aufs Strengste 
untersagt. Falls ein oder der andere von den 
Trägern dann dem Verbot zuwiderhandelte, 
wurde er bestraft und zu reichlichem Schaden- 
ersatz angehalten. In den ersten Wagogo- 
Ortschaften: als Niangallo, Mslanga, Nsassa, 
Mantangizi, Ilindi und Mangassai wurde 
die Bevölkerung, die meist entflohen war, 
durch gütliches Zureden zurückgeholt und ver- 
anlaßt, den Trägern Lebensmiltel zu verkausen; 
die Häuptlinge, die sich versteckt hielten, wurden 
bewogen, persönlich zu erscheinen und die üblichen 
Geschenke zu bringen, ohne gleich ein Gegen- 
geschenk zu erhallen; überall wurde bekannt 
gemacht, daß in Ugogo eine Station angelegt 
werde und daher das Hongonehmen 2c. ein 
Ende habe. 
Was die Beraubung der englischen Missio- 
nare zwischen Matangizi und Ilindi anbetrifft, 
so hatte ich mich bereits in Mpapua infor- 
mirt (auch bei Mr. Price, der 12 Jahre 
dort ist, und stets gute Nachrichten hat) und 
"estgestellt, daß die Näuber Leute von Mlavatu 
waren; es entspricht dies meinen früheren Er- 
fahrungen, denn die Wagogo stehlen nie in 
der Nähe ihrer eigenen Ortschaften, sondern 
gehen zu anderen, damit der Verdacht auf 
jene salle. Die Bewohner der beiden obigen 
Ortschaften erboten sich, mich zu den Dieben 
  
235 — 
zu führen; da Mlavatu jedoch über 4 Tage 
abseits liegt, mußte ich in Rücksicht auf meine 
große Karawane von einer Unternehmung 
absehen. 
Am 31. Januar kam ich am Bubu-Fluß 
(Ortschaft Kapi) an und bezog Lager jenseits 
des Flusses. Da die Wagogo dort (die schon 
unter Makenge stehen), wie gewöhnlich, eine 
feindliche Haltung annahmen, der Häuptling 
Maranga sich weigerte, zu kommen, und mir 
ein Sudanesenknabe sammt einer halben Last Zeug 
gestohlen wurde, sah ich mich genöthigt, meiner- 
seits angriffsweise vorzugehen. Am 1. Februar 
bei Tagesanbruch ging ich mit 40 Sudanesen 
über den Fluß zurück. In der großen Tembe 
des Häuptlings war die ganze waffenfähige 
Jugend versammelt, wahrscheinlich um nach 
meinem Abmarsch das Ende der Karawane 
anzugreifen. Ueber 500 Wagogokrieger besetzten 
unter dem üblichen hyänenartigen Geheul eine 
mit Gebüsch bestandene Terrainwelle, welche 
ich sofort angriff. — Der Kampf löste sich 
wegen des Busches in eine Reihe Einzel- 
gefechte auf und zog sich weit auseinander, 
da die Sudanesen sehr hißbig vorgingen. Die 
Wagogo erlitten bedeutende Verluste; wieviel 
kann ich nicht angeben, doch lagen bei jeder 
der ca. 80 Temben Todte. Mit Hülse der 
Träger wurden die zunächstliegenden ca. 25 
Temben eingerissen. Erbentet wurden außer 
reichen Getreidevorräthen ungefähr 900 Ziegen 
und Schafe. Der Unterhäuptling wurde ge- 
fangen genommen. Am selben Nachmittag 
marschirte ich 1/ Stunden weiter bis Ma- 
gullo (Häuptling Mporo), dem Haupträuber- 
nest, wo damals aucheine ganze von Oswaldu. Co. 
ausgerüstete Karawane (6 Araber, 100 Mann) 
bis auf den letzten Mann niedergemacht worden 
ist. Noch am 1. und den ganzen 2. Februar 
über fanden kleinere Gefechte mit den Wagogo 
statt, bei denen zwei Träger erstochen und 
mehrere verwundet wurden. Auch hier verloren 
die Wagogo viele Leute und zwei Elfenbeinzähne 
(70 und 30 Pfund). 
Am 6. Februar bezog die Karawane Lager 
dicht bei Makenges Residenz. Der Sohn des 
im Oktober 1891 verstorbenen Makenge, 
Masenta (Familienname Mahembano), jetßzt 
Oberherr über die Landschaft Uniangwirra, ein 
junger, schöner Vollblut-Mgogo unterwarf sich 
demüthig und brachte reichliche Geschenke. 
Natürlich versuchte er, die Anklagen der 
Karawanen auf die anderen Orte zu schieben. 
Daß hier eine Station angelegt wird, macht 
auf die Wagogo einen sehr deprimirenden Ein- 
druck. Am 4. Februar sandte ich die ganze 
Karawane unter Herrn Dr. Schwesinger 
voraus, um in Muhalale (zwei Tage weiter)
	        
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