und 1 Dschagga weiter nach oben zu auf.
Wir marschirten dem Kimawenzi zu und be-
stiegen denselben von der Südwestseite. Etwa
200 bis 300 m von der Spitzee verließen mich
die Kräfte derart, daß ich nicht weiter mar-
schiren konnte. Ich hatte in der Minnte
85 Athemzüge und 128 Pulsschläge. Es schneite
etwas. Nur noch Strohblumen, einige wenige
ganz kleine Nadelhölzer und unter den Fels-
blöcken lleine weiße Blumen waren vorhanden.
Der Schnee war tief unter uns. In dieser
jedenfalls 6000 m übersteigenden Höhe waren
die Spuren von Antilopen und einer Blüffel-
art in großer Menge vorhanden. Nachdem
ich den Schwarzen den Schnee gezeigt, ihnen
zu kosten gegeben und über einem kleinen
Feuer hatte schmelzen lassen, ging ich zurück.
Die Dschagga behaupten, ein verzaubertes
Wesen sei auf dem Berg, Jeder, der bis an den
Schnee käme, müsse sterben. Von hier aus
marschirte ich zum neuen Lager am Fluß
1¼ Stunde lang. Ich hatte meine Leute in
der Nähe des alten Lagers das neue Lager
aufschlagen lassen. Hier war eine Temperatur
von etwa 97 C., die in der Nacht weit unter
Null hinabsank. Das Thermometer zeigte
Morgens 4° C. Kälte. Von diesem Lager
aus marschirte ich am 1. März in 8 Stunden
bis zur Kilimandscharo-Station, woselbst ich die
mitgebrachten Probepflanzen pflanzen lies.
Hier kann sich Jeder ein Klima aussuchen,
wie es ihm am besten zusagt. In Höhe von
1530 m beträgt die Durchschnittslemperatur
ekwa 20° C. (16°% R.) Bei 5000 m Höhe
ist die Durchschnittstemperatur nach meiner
Schätzung etwa 10° C. (8° R.) Ueberall ist
Wasser in Hülle und Fülle. Leider waren
keine Instrumente außer einem Thermomeler
zur Stelle, so daß Messungen nicht ausgeführt
werden konnten.
Pater August Schynse.
Ueber den Lebenslauf des um die Mission
und die Erforschung Afrikas hochverdienten
Paters August Schynse, dessen Tod in
Nummer 3 des Kolonialblattes gemeldet
worden ist, enlnehmen wir der Zeitschrift des
Afrika-Vereins deutscher Katholiken nach-
stehende Mittheilungen:
Pater Schynse wurde am 21. Juni 1857
zu Wallhausen bei Kreuznach geboren. Er be-
suchte die Gymnasien zu Kreuznach und Trier
und begann nach vorzüglich bestandener Ab-
gangsprüfung auf der Universität Bonn seine
philosophischen und theologischen Studien. Im
265
Herbste des Jahres 1879 krat er dann in das
Priesterseminar zu Speyer.
Am 22. August 1880 empfing er zu
Speyer die Priesterweihe. Zunächst in der
Pfarrei Spabrücken thätig, nahm er später die
Stelle eines Hausgeistlichen bei dem Baron
v. Geyr zu Haus Caen bei Geldern an. In
der Stille des einsam gelegenen Gutes Caen
erstarkte in dem jungen Priester die früh ge-
faßte Neigung zum Missionsleben mehr und
mehr. Er entschied sich für die Genossenschaft
der algerischen Missionare und trat am 14. No-
vember die Reise nach Algier an.
Am 2. Oktober 1882 empfing Pater
Schynse nach vorausgegangenen geistlichen
Uebungen das Missionskleid und im August
1883 legte er das Missionsgelöbniß ab; er
war der erste deutsche Priester, der in die
Genossenschaft eingetreten ist. Darauf reiste er
zu Missionszwecken in Oesterreich und Holland
und war im Jahre 1884 in den apostolischen
Schulen zu Lille und zu Woluwe bei Brüssel
thätig. Im Juni 1885 erhielt er die Er-
laubniß, sich der unter Leilung des Pater
Dupont nach dem Kongo abgchenden ersten
Missionsexpedition anzuschließen, und schiffte sich
mit seinen zwei Mitbrüdern in Lissabon nach
dem Kongo ein.
Nach Mühen und Beschwerden der ver-
schiedensten Art konnten die Missionare endlich
am 1. Mai 1886 das erste Kreuz zu Bungana
au der Kassaimündung errichten. Sein von
Herrn Kanonikus Hespers verössentlichtes
Tagebuch „Zwei Jahre am Kongo“ giebt
einen kleinen Einblick in seine dortige erfolg-
reiche Thätigkeit. Durch eine seitens des Papstes
vorgenommene Vertheilung der Missionsbezirke
sielen Bungana und sein Gebiet den belgischen
Missionaren zu, die Missionare des Kardinals
Lavigerie verliesen infolge dessen den liebge-
wonnenen Ort ihrer Thätigkeit.
Nachdem Pater Schynse darauf ein Jahr
lang als Lehrer der Mathematik am kleinen
Seminar zu St. Eugen gewirkt hatte, erhielt
er die Weisung, sich mit der nächstabgehenden
Missionskarawane nach Ostafrika einzuschissen.
Am 18. Juli 1888 reiste er mit mehreren
Mitgliedern seiner Genossenschaft und drei
schwarzen Aerzten, die in Malta ihre medizi-
nischen Studien gemacht, unter Leitung des
Bischofs Bridoux, seines früheren Superiors
aus dem Noviziate und späteren Generaloberen,
nach Sansibar ab. Große Gefahren drohlen
der Karawane infolge des damals ausge-
brochenen Aufstandes der Araber und Neger,
doch glücklich erreichte sie Kipalapala bei Tabora.
Hier blieb Schynse vorläufig, obgleich der
Häuptling Sike und die Araber den Missio-