II. Impfung zu Bagamoyo am 15. Ja-
nuar 1892.
Es wurden 207 Personen geimpft, von
denen 69 nicht zur Revision wiederkamen. Von
den übrigen 138 Personen wurden 90 ohne
Erfolg, 48 mit Erfolg geimpft. Von den 90
ohne Erfolg geimpften Personen hatten 74 die
wahren Pocken bereits überstanden. Von den
48 mit Erfolg geimpften Personen zeigten bei
18 alle 6 Schnitte Pusteln; bei 6 Personen
zzzeigten 5 Schnitte Pusteln, bei 5 waren solche
auf je 4 resp. 3 Schnitte entstanden. 8 Per-
sonen hatten 2 und 6 Personen 1 Pustel.
Auch einige Personen mit deutlichen Blatter-
narben zeigten Impfpusteln, jedoch nur wenige
und kleinere. Bei 10 Personen waren die
Pusfteln so groß und der Arm so angeschwollen,
daß sie deshalb in ärztliche Behandlung kamen.
Das Resultat der im Ottober in Kilwa
vorgenommenen Impfung war ein eben so
schlechles, wie wir es bei unseren bisherigen
Impfungen in Deutsch-Ostafrika siets gehabt
hatten (vergl. meinen Bericht vom 29. Sep-
tember 1891). Das Resultat der im Jannar
in Daressalam und Bagamoyo vorgenommenen
Impfungen war ein recht befriedigendes.“)
Da liegt nun die Frage nahe, wodurch die
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bisherigen Mißerfolge begründet waren und
weshalb dieses Mal ein gutes Resullat erzielt
wurde.
Der Grund von Mißerfolgen bei Impfun-
gen kann ein Mal liegen in der Impftechnil,
daun aber auch in der Beschassenheit der an-
gewandten Lymphe.
Bei unseren Impfungen muß man meincs
Erachtens die erste Eventnalität ausschließen:
die bisherigen Misßerfolge sind nicht auf einer
einzigen Station, sondern auf allen unseren
Stationen zu beklagen gewesen, und man müßte
da schon annehmen, daß die sämmtlichen zehn
in Ostafrika stationirten Aerzte die Impflechnik
nicht beherrschten. Eine solche Annahme wäre
vollständig irrthümlich. Unsere sämmtlichen
Aerzte sind frühere Militärärzte, welche bei
Gelegenheit der in der Armee jährlich im
großen Maßstabe slattfindenden Rekrutenimpfun-
gen hinreichend Gelegenheil gehabt haben,
Impfungen vorzunehmen und ihr Können auf
diesem Gebiete zu beweisen. Zudem sind ja
auch die letzten günstigen Resultate in Dares-
salam und Bagamoyo durch dieselben Aerzte
erzielt, welche früher stets Mißerfolge zu be-
*) Die Lymphe war, wie oben bemerkt, von dem
Institut zu Karlöruhe bezogen, dessen Impsstoff auch
in Togo außerordentlich gute Ergebnisse lieserte
(vergl. „Mittheilungen“ 1891 S. 188, Bericht des
Stabsarztes Wicke).
Imnpfungen nach Ostafrila
Roihe Meer herankommen.
klagen hatten. Es können somit die früheren
Miserfolge nur in der Beschasfsenheit der ver-
impften Lymphen begründet sein.
Die Lymphen, welche aus den unter staat-
licher oder städtischer Aufsicht stehenden Impf-
instituten stammen, dürften, daran ist nicht zu
zweifeln, sämmtlich, wenn sie das Institut ver-
lassen, wirksam sein. Man muß somit anneh-
men, daß die bei den früheren nahezu resultat-
losen Impfungen verbrauchten Lymphen auf
ihrem Wege nach Ostafrika ihre Wirksamkeit
eingebüßt hatten. Daß die Einflüsse des ge-
wöhnlichen Tropenklimas nicht schon an und
für sich eine Lymphe unwirksam machen, beweist
unsere letzte gut verlaufene Impsung; weiterhin
haben auch der Regierungsarzt in Klein-Popo,
Stabsarzt Wicke (vergl. Mittheilungen von
Forschungsreisenden und Gelehrten aus den
deutschen Schutzgebieten 1891, Heft 4), sowie
der Regierungsarzt von Kamerun, Stabsarzt
Dr. Schroeder (vergl. Deutsches Kolonialblatt
Jahrgang 1891, Seite 551), recht gute Re-
sultate mit den aus verschiedenen deutschen
Impfanstalten stammenden Lymphen in ihren
Bezirken erzielt. Ueberhaupt ist über direkte
Micßerfolge der in Westafrika vorgenommenen
Impsungen meines Wissens niemals etwas be-
richtet worden. Wo ist denn nun aber die
Ursache des Verderbeus der für unsere früheren
herausgebrachten
Lymphen zu suchen? Wenn wir den Weg
näher verfolgen, welchen dieselbe auf ihrem
Wege von Europa nach Ostafrika zurückzulegen
hatte, so werden wir stutzig, wenn wir an das
Dieses Meer ist
berüchtigt wegen der dort herrschenden sehr
hohen Temperaturen; es gilt mit Recht für
das Fegeseuer auf Erden. Durch dieses Fege-
seuer aber muß unsere Lymphe hindurch, und
es liegt nahe, dort den Ort für das Verderben
derselben zu suchen. Dieser Verdacht steigert
sich fast zur Gewißheit, wenn man die beie
unseren bisherigen Impfungen gewonnenen Re-
sultate mit Bezug hierauf nochmals betrachtet.
Die resultatlosen Impfungen, über die ich
unterm 29. Sepltember 1891 berichtete,“) hatten
staligefunden zu Anfang resp. gegen Ende des
Monats August. Die entspröchenden Lymphen
hatten das Rothe Meer passirt Ende Juli resp.
Mitte Augnst. Die oben erwähnte erfolglose
Impfung des Dr. Steuber war vorgenommen
zu Anfang des Monats Okkober; die Lymphe
hatie das Nothe Mcer passirt etwa Mitte Sep-
lember. Unsere letzte günstig verlaufene
Impfung war unternommen mit Lymphe,
welche im Monat Dezember resp. Anfang
Januar durch das Rothe Meer gebracht war.
*) Vergl. D. Kol. Bl. 1891, S. 459.