Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

ponibel, lief ich vor, hielt die Leute an den 
Pallisaden, und verhinderte dieselben, planlos 
nach vorn und auf die Abtheilung Stetten 
zu feuern. Es wurde mit Einreißen der 
Pallisaden begonnen, als Premierlieutenant 
v. Volckamer, der mit dem Gepäck zurück- 
gewesen war, mit seinen Leuten im Laufschritt 
erschien und begeistert vorwärts drang. Das 
Ziel war das Missionshaus, in welchem 
Dr. Preuß wohnte. Die Verbindung mit 
den vorgehenden Abtheilungen wurde aufrecht 
erhalten, die Leiche Gravenrenths sowie 
zwei gefallene Schwarze und das Gepäck wur- 
den nachgebracht; die Kolounc rückte nach dem 
20 Minuten entfernten Missionshause, dessen 
Umgegend durch die vorgehenden Abtheilungen 
bereits gesäubert war. Dort befand sich 
v. Volckamer und Dr. Preuß. Von 
Stetten war inzwischen zurückgegangen, um 
die Nachhut zu führen. Das Gepäck traf in 
heregeltem Zuge ein. Ningsherum loderten 
die Flammen der angebrannten Hütten. Am 
folgenden Tage wurden die beiden weiter ge- 
legenen Königsplätze unter Leitung des Premier- 
lieutenants v. Stetten ohne ernstlichen 
Widerstand niedergebrannt. Auf dem Rück- 
marsch erhielt v. Stetten aus allernächster 
Nähe einen Schuß, der ihm den Ober- 
arm verwundete. Nunmehr ging das mili- 
tärische Kommando auf Premierlientenant 
v. Volckamer über. Am 7. d. Mis. wurden 
verschiedene Patrouillen geschickt, um weitere 
Exekutionen auszuführen und umherstreifende 
Feinde abzufangen. Die Stadt war vollkommen 
in unserer Hand. Es wurde viel Vieh, ver- 
schiedene Fässer Pulver und sonstige Geräth- 
schaften erbeutet. Nach Schätzung des Dr. Preuß 
haben uns an den Pallisaden 600 Gewehre 
hegenüber gestanden. 
Außer dem betrübenden Verlust des Frhrn. 
v. Gravenreuth, der Verwundungv. Stettens 
haben wir nur drei Schwarze verloren. Den 
Verlust der Feinde vermag ich nicht zu schätzen, 
derselbe ist jedenfalls nicht gering; verschiedene 
Blutlachen waren sichtbar, und außerdem ist 
heute die Mittheilung eingegangen, daß ein 
obig chiel“ seiner Verwundung erlegen ist. 
In der Hoffnung, daß Alles fried- 
lich abgehen würde, hatte Gravenreuth 
einen Theil der Munition noch in Vic- 
toria zurückgelassen. Es waren nur 
noch für den Mann 60 Patronen da. 
Wir mußten daher an den Nückmarsch denken. 
Da Gravenreuth gefallen, der zweite Führer 
kampfunfähig, durfte ich den alten, für Hinter- 
halte wie geschaffenen Weg nicht einschlagen. 
Nach dem Verhalten der Dahomey-Leute beim 
großen Gefechte mußte befürchtet werden, daß 
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das Fallen eines oder des andern Weißen 
beim Rückmarsch die Ordnung gefährden würde. 
Den Heimweg über Soppo nach dem Möwe- 
See, wic ich ursprünglich beabsichtigte, anzu- 
treten, war auch nicht rathsam, da das mit 
Pallisaden geschützte Soppo nach Ansicht des 
I)r. Preuß unsicher war, und wir daher 
zwischen zwei Feuer hätten kommen können. 
Ich ordnete daher den Rückmarsch über das 
Gebirge an. Unter Führung des Dr. Preuß, 
der die Vorhnt leitete, brach die Expedition 
am 8. d. Mts. mit Tagesanbruch auf und 
gelangte unbelästigt in das Grasland, wo wir 
bei den Höhlen (2300 m) übernachteten. Die 
Leiche Gravenreuths war bereits in solchem 
Grade verwest, daß wir dieselbe unmöglich be- 
fördern konnten. Wir nahmen daher Kopf, so- 
wie Herz mit und begruben den Rumpf tief 
unter dem Keller der Mission. Von den 
Sammlungen des Dr. Preuß wurden gegen 
20 leichte Lasten mitgenommen. Außerdem 
trug jeder Mann erbentetes Fleisch für drei 
Tage mit sich. Jeder Weiße durfte nur einc 
leichte Last tragen lassen. 
Vom pP. zum 10. d. Mts. übernachteten 
wir an den Mannsquellen, um am lesteren 
Tage über Mapanjea nach Victoria herabzu- 
steigen. Doch war der Weg leider nicht zu 
finden. Die Expedition musßte erschöpft nach 
den Quellen zurückkehren. Dr. Preuß, wel- 
cher die Vorhut führte, näherte sich wieder 
den Quellen, als aus unmittelbarer Nähe ein 
Schuß ihm so dicht am Ohr vorbeiging, daß 
er fast betäubt umsiel. Seine Leute waren 
etwas zurück und konnten daher den im Busch 
verborgenen Feind nicht fangen. Dies zeigte 
erneut die hinterlistige Fechtweise der Buca- 
Leute. Bald darauf stieß eine Patrouille mit 
einigen Bucha-Leuten auf dem Wege von Buca 
nach den Quellen zusammen und schoß einen 
Feind nieder. Weiteres ist von den Busa- 
Leuten nicht bemerkt worden. 
Da die Wege verwachsen und der richtige 
nach Mapanjea nicht festzustellen war, beschlossen. 
wir, über die 2700 m hohe Levinsquelle nach 
Bianadi hinabzusteigen, und brachen demge- 
mäß am 11. früh auf. Nach einem starken 
Marsch und glücklichem Abstieg lagerte die 
Expedition in strömendem Regen ohne Zelt 
im Urwalde. Am 12. mußte der Weg größten- 
theils mit dem Buschmesser gebahnt und noch 
eine Nacht mit Tornado im Walde ver- 
bracht werden. Zu Mittag des folgenden 
Tages langten wir in Bibundi an und 
wurden schon am 14. von S. M. Kreuzer 
„Habicht“ nach Kamerun zurückbefördert. 
Was den Ersolg der Bestrafung von Buca 
anbetrifft, so ist gewiß, daß den Backwiris
	        
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