Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Edward See und traf, durch das östliche Mpoͤ- 
roro marschirend, am 6. Februar in Karagwe 
ein. Der Bericht enthält interessante geogra- 
phische Nachrichten, über die Dr. Stuhlmann 
sich nähere Mittheilungen an der Hand seiner 
Aufnahmen vorbehält. 
  
Jahresbericht der Britisch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft. 
Dem Jahresbericht der Britisch-Ostafri= 
kanischen Gesellschaft für 1891 entnehmen wir 
Folgendes: 
Mit dem Sultan von Sansibar ist ein 
neuer Vertrag geschlossen worden, in welchem 
derselbe den der Gesellschaft ursprünglich nur 
auf 50 Jahre eingeräumten Besitz auf ewige 
Zeiten ausgedehnt und die Häfen von Lamn 
und Kismaju und alle Inselu an jener Küste 
für immer abgetreten, auch auf die ihm zu- 
stehenden 50 pCt. der Netto-Zolleinnahmen ver- 
zichtet hat. Für die Aufgabe dieser Rechle 
einschließlich des Regierungslandes und der 
Regierungsgebäude hat sich die Gesellschaft ver- 
pflichtet, jährlich die feste Summe von 80000 Doll. 
= 11350 2 zu zahlen und bei Lebzeiten des 
jetzigen Sultaus auf eine Abänderung dieses 
Vertrages nicht zurückzukommen. 
Die Brutto-Zolleinnahmen in den Häsen 
von Wanga bis Kipini haben im Jahre 1890 
bei einem Pachtzins von 56 000 Dollar 
74 296 Dollar gebracht. Für das Jahr 1891 
betrug der Pachtzins 68 000 Dollar und die 
Gesammtzolleinnahmen 100 562 Dollar, so daß 
sich ein Ueberschuß von 32 562 Dollar ergiebt. 
Der Bericht enthält ferner Angaben über 
das Gebiet der Gesellschaft und die von ihr 
unternommenen Expeditionen. Kapitain Lugard 
legte Stationen am östlichen Abhang des Nu- 
wenzori und am Albert-Eduard See an der 
Stelle an, wo werthvolle Salzlager Aussicht 
auf finanzielle Ausbentung zu gewähren scheinen. 
Daß im Allgemeinen das Gefühl der 
Sicherheit in dem von der Gesellschaft ver- 
walteten Gebiet Platz gegrissen habe, wird 
daraus gefolgert, daß 750 Wasoga (am 
Viktoria-See) eine Karawane der Gesellschaft bis 
zur Küste begleitet haben, und daß die Wa- 
bura aus dem Distrilt von Taita in Trupps 
unter ihren Häuptlingen nach Mombassa ge- 
kommen sind, um Beschäftigung als Träger 
zu suchen. 
Die Massai haben 400 Leute mit einem 
eingeborenen Händler an die Küste geschickt, 
um Freundschaft mit der Gesellschaft zu 
schließen. Es ist dabei ein Abkommen getroffen 
worden, nach welchem eine Anzahl von ihnen 
als Postboten auf der Strecke von der Küste 
317 
nach Uganda durch ihr eigenes Gebiet Ver- 
wendung finden soll. 100 von ihnen sind zu 
Polizeidiensten an der Küste angeworben worden. 
Die Einwanderung von Ackerbauern aus 
Indien soll durch Verleihung herrenlosen Landes 
zu günstigen Bedingungen befördert werden. 
Der Telegraph ist zwischen Mombassa und 
Morareni über Melindi, eine Strecke von 
120 Miilen, fertiggestellt. Die Städte sind 
in telephonische Verbindung gebracht und die 
dazwischen liegenden Stationen sollen demnächst 
angeschlossen werden. 
Die Entwickelung von Mombassa wird als 
erfreulich bezeichnct. 
Die Gesellschaft hat von dem Sultan die 
Konzession zu einer Staatsbank und zur Noten- 
ausgabe für die Inseln Sansibar und Pemba 
erhalten. Es wird erwogen, ob sic selbst diese 
Konzession in Verbindung mit der auf ihr Ge- 
biet bezüglichen ausnutzen oder alle ihre Bank- 
rechte unter annehmbaren Bedingungen einem 
Instilut übertragen solle. 
Nach dem Rücktritt Sir Francis de Win- 
ton's im März v. Is. und dem Tod seines 
Nachfolgers, des Kapitains H. B. Mackay, 
hat Mr. Ernst Berkeley, der langjährige 
englische Konsularbeamte in Sansibar, im Ok- 
tober v. Is. die Geschäste des Administrators 
der Gesellschaft in Ostafrika übernommen. 
Mit Bezug auf die Eisenbahn zum 
Viktoria-Nyanza wird berichtet, daß die Ver- 
messungskommission am Endpunkt, dem Viktoria- 
Nyanza, angekommen sein müsse. 
Nach den bisherigen eingegangenen tele- 
raphischen Berichten bieten zwei Drittel des 
Weges für den Bau der Bahn keine technischen 
Schwierigkeilen, und die Ausführung werde, 
soweit die Vermessungen reichten, mit mäßigen 
Kosten erfolgen können. Die Linie sei auf 
einer Strecke von acht Meilen beendet, der 
weitere Bau indeß ausgesetzt worden. 
In Folge der finanziellen Unterstützung 
von Freunden der Gesellschaft und der Mission 
konnte von einer Aufgabe Ugandas Abstand 
genommen werden. 
Für den Viktoria-See ist ein Dampfschiff 
fertig gestellt, dessen Hinaussendung aber auf- 
geschoben worden ist, bis die mit dem Transport 
und der Zusammensetzung an Ort und Stelle 
verbundenen Kosten von etwa 20 000 F werden 
gedeckt sein. 
  
Ein Dekret, betreffend den Handel mit Feuer- 
wassen und Munition im Rongo-Staat, 
ist in Gemäßheit der Brüsseler Akte unter dem 
1 10. März d. J. erlassen worden und enthält 
solgende Bestimmungen:
	        
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