Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

4 Unteroffizieren, 50 Soldaten (Askaris) und 
400 Trüger n. 
Die Soldaten der genannten auf etwa 
1 ½ Jahr in das Innere Ostafrikas marschiren- 
den Expedition hatten in ihrer sehr praktischen, 
für Lebensbedürfnisse des Tages bestimmten 
großen Tasche — eine Art brauner Jagd- 
tasche — merkwürdigerweise nichts weiter als 
eine Knopfgabel und Gewehrputzzeug; ein 
Zeichen, wie weit der militärische Geist schon 
den schwarzen deutschen Soldaten einge- 
impft ist. Bemerkenswerth ist, daß die vor der 
Mütze befindlichen, zwar etwas groß und 
schwerfällig aussehenden metallenen Neichsadler 
von den schwarzen Soldaten mit gewissem Stols 
getragen werden. 
Der ärztliche Dienst in Daressalam wird 
für den zur Zeit beurlaubten Oberarzt 
Dr. Becker durch den Dr. Gärtuer versehen, 
die Europäcr werden in dem evangelischen 
Missionskrankenhause, die Schwarzen in einem 
besonderen Hüttenlazareth behandelt. Die auf 
dem Dach des ersteren errichtete Eisenbaracke 
ist zwar etwas klein, sonst aber sehr praktisch 
für Tropenverhällnisse. 
Außer den übrigen Kranken waren hier 
auch drei Matrosen von S. M. S. „Schwalbe“, 
wovon zwei an Malaria und ein Offizier der 
Schutztruppe an schwerer Malaria leidend unter- 
gebracht. Im Lazareth der Schwarzen befanden 
sich 22 Kranke, darunter einige an Malaria 
leidend. 
Der ausgezeichnete sichere Hasen von Dar- 
essalam besitzt schon jetzt vier begueme Landungs- 
siellen und dürfte zu einem der allerbesten 
Häfen Ostafrikas zu zählen sein. 
Das Ein= und Auslaufen der Schisse von 
der Größe S „Leipzig“ macht in 
keiner Weise Schwierigkeiten. Die sämmtlichen 
Schiffe des Geschwaders haben ohne jede 
Lootsenhülfe den Hasen von Daressalam ver- 
lassen- 
In Bagamoyo, welchen Ort ich am 
25. Wril mit S. M. S. „Schwalbe“ besuchte, 
traf ich die gleich günstigen Verhältnisse. 
Die ausgedehnte französische, überraschend 
gut gehaltene Mission zeigt, was geleistet werden 
kann, und dürften sich neue Unternehmungen 
hier guten Nath holen. 
Die Karawanserei, bei deren Verwalter 
sich die Tochter Emin Paschas zur 
Pflege befindet, war zur Zeit nur mil ctwa 
1400 Negern, die vom Tanganjika-See vor 
wenigen Tagen gekommen, besett. 
Die sanilären Verhältnisse lassen insofern 
zu wünschen, als die Wohnungen im Fort un- 
gesund sind. Sie sind allerdings nur schwach 
belegt. 
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Den ärztlichen Dienst daselbst versieht 
I. Steudel. Es lagen im Lazareth der 
Europäer der Arzt der Schutztruppe Io#r. Nagel 
— Rekonvaleszent nach schwerer im Innern 
auf Station Kilosa acquirirter Dysenterie 
— sowie zwei Beamte der Schutztruppc mit 
äußeren Erkrankungen, darnieder. Die Kranken- 
pflege besorgten zwei Krankenschwestern. 
Das Lazareth der Schwarzen ist zu niedrig 
und bei einem etwas höheren Krankenstande 
zu llein. 
Mit großem organisatorischen Geschick war 
hierselbst von den Aerzten der Station ein 
Operationssaal, eine Isolirbaracke, eine Apo- 
theke, sowie Desinfektionsofen und Isolirhütten 
für pockenkranke Männer und Frauen des Orts 
bezw. von den Karawanen cingerichtet worden. 
Am 2. Mai lies ich auf besonderen Wunsch 
des Gouverncurs mit dem Geschwader noch 
Tanga an, wohin mich der Gonverneur sowie 
dessen Stellvertreter an Bord S. M. S. „Leipzig“ 
begleiteten. 
In Tanga traf ich mit dem Dampser der 
Deutschen Oslafrika-Linie „Bundesrath“, welcher 
etwa 150 für die Schutztruppe angeworbene 
und durch Lieutenant v. Perbandt überführte 
Sudanesen an Bord hatte, zusammen. 
Der Ort selbst machte einen sehr günstigen 
Eindruck. Ich halte hierselbst Gelegenheit, die 
im Entstehen begriffenen Vanille= und Kaffee- 
Planlagen des stellvertretenden Bezirlshaupt= 
manns v. St. Paul-Illaire zu sehen. 
Besonders zu wünschen wäre es, daß dic 
projektirte Eisenbahn von hier in das Innere 
schon eher sertig geslellt würde als dic auf 
englischem Gebiet bereits begonnene, da doch 
wohl die erste Verbindung mit dem Kilima- 
ndscharo-Gebiet für die Handelsrichtung ent- 
scheidend sein dürfte. 
Trotz der sehr geringen zur Verfügung 
stehenden Mittel und der ungünstigen Verhält- 
nisse ist das Bild unserer ostafrikanischen 
Kolonie ein freundliches; man sieht doch über- 
all, wo die deutsche Herrschaft sich geltend 
macht, Aufblühen und wirthschaftliches Ge- 
deihen.“ 
von der Expedition des Lientenants 
DHerrmann. 
Aus Tabora berichtet Lieutenant Herr- 
mann unter dem 2. April d. J. Folgendes: 
Gemäß den mir mitgegebenen Directiven haben 
wir, Lieutenant Sigl, Dr. Schwesinger und 
ichgemeinschaftlich die zunächst zu unternehmenden 
Schritte reiflich erwogen unter Berücksichtigung 
der Thatsache, daß nachher Dr. Schwesinger
	        
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