Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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Am 11. April langte Ramsay wieder in Absatz von Bekleidungestoffen in Ramerun. 
Balinga an, begann mit Erbauung der auf 
einer Anhöhe gelegenen Station und schlichtete 
am 2. Mai eine Streitsache zwischen den Ba- 
inges lassakwa-Leuten, . . .. B8 
uht zund Lene zane enten, welche langer Zeit an Kleidung gewöhnt, für welche 
*, « · » sie größere Vorliebe an den Tag legen, als 
Am 8. Mai übergab Ramsay die Station andere Negerstämme, sondern es macht sich 
Balinga unter Entfaltung des üblichen mililä- jetzt auch bereits ein Uebergang zum Luxus 
rischen Gepränges dem Herrn v. Volckamer bemerkbar, indem sogar Sammet und Seide 
und ließ unter dessen Befehl den Unteroffizier vielfach an die Stelle der Baumwollstoffe 
Scadok mit etwa 50 Männern und einigen treten. Wie weit das Bedürfniß nach Klei- 
Weibern von der Expeditionstruppe daselbst dung entwickelt ist, beweist die Thatsache, daß 
zurück. man selbst am oberen Mungo, Wuri und 
Nachdem in dieser Weise die Sicherung der Sannaga mit Hosen bekleidete Eingeborene 
seither stark gesährdeten Straße nach Jaunde trifft. Die jüngeren Leute tragen neuerdings 
glücklich durchgeführt war, beabsichtigte RKamsay mit besonderer Vorliebe neben dem herge- 
sich zunächst behufs Besprechung mit dem Gon= brachten Hüftentuch weiße baumwollene Jacken, 
verneur über die weiteren Ziele der Expedition sogen. Singlets. 
an die Küste zurückzubegeben. Er verließ da- Die in Kamerun eingeführten Gewebe sind 
her mit Dr. Richter und dem Rest der Expe= entweder deutschen oder englischen Ursprungs. 
dition Balinga am 9. Mai, langte nicht ohne Die Eingeborenen ziehen jedoch die deutschen 
den Austausch einiger Flintenschüsse mit den Fabrikate den englischen vor, da sie weniger 
Winchowas und den Bakokos am 16. Mai in von der Nässe leiden und farbechter sind. 
Mangambe an und traf über Edea, wo gegen= Trotzdem steht die Einfuhr aus Deutschland 
wärtig Lieutenant v. Vrauchitsch ist, am hinter der englischen zur Zeit noch zurück. 
23. Mai in Kamerun ein. 
Ein eingehender Bericht Ramsays über 
seine Expedition steht demnächst zu erwarten. 
Kamerun ist für die Texlil-Industrie ein 
Absatzgebiet von zunehmender Bedeutung. Die 
Kameruner haben sich nicht nur schon seit 
Strafexpedition in Raiser-Wilhelmsland. 
S. M. Kreuzer „Bussard“ hat im April 
d. J. bei seiner Anwesenheit in Keiser- 
Eingeborenen-Schiedsgerichie in Ramevun. Wilhelmsland auch die Ortschaften Malala 
½m„ · und Kaiti bei Haßseldthafen besucht, wo im 
Der Kaiserliche Gouverneur in Kamerun vorigen Jahre der Stationsassistent v. Moisy, 
hat eine Verordnung erlassen, in welcher er die Missionare Scheidt und Rösch und der 
die Gerichtsbarkeils-Verhältnisse für die An= Arbeiteraufseher Ludwig Müller von Einge- 
gehörigen des Dualla-Stammes ordret. borenen ermordet worden waren. Wegen die- 
Danach verbleiben die kleinen Civil= und ser Mordthaten war bereits früher unter 
Strafsachen wie früher den eingeborenen Häupt- Führung des Kaiserlichen Kommissars Nose 
lingen. Alle wichtigeren Streitigkeiten bürger-) in Stephansort eine Strafexpedition gegen die 
licher und strafrechtlicher Art — letztere bis Schuldigen unternommen worden. Die Exe- 
zu einer bestimmten Grenze — werden einem kution wurde jetzt fortgesetzt. An Bord 
aus Eingeborenen zusammengesehten Schieds= des „Bussard“ befand sich der Kaiserliche 
gerichte übertragen, welches aus fünf Mitglie-] Kommissar und eine aus Eingeborenen be- 
dern besteht. Das Schiedsgericht ist der Auf= stehende Polizeitruppe. Die letztere ging mit 
sicht des Gonvernements unterstelt. Daß es dem Schiffskommandanten und dem Kommissar 
seine Gewalt mißbrauchen könnte, ist daher nicht an Land. Die Eingeborenen entzogen sich der 
zu befürchten. Andererseits wird das Gouver= Verantwortung durch schleunige Flucht. Es 
nement, dem bisher die Entscheidung in den gelang nicht, Geiseln zu nehmen. 
zuletzt erwähnten Streitigkeiten oblag, durch die Das Gewehr des Herrn v. Moisy wurde 
getroffene Einrichtung in erheblicher Weise ent= gefunden und zwar in einem Zustande, welcher 
lastet. Von den Erfahrungen bei den Duallas r| erkennen ließ, daß die Eingeborenen jener 
wird es abhängen, ob die Verordnung später Gegend sich mit Feuerwassen noch nicht zurecht- 
auf andere Völkerstämme des Schutzgebietes finden können. Auch das Gewehr des ermor- 
auszudehnen ist. deten Aufsehers Müller ist gesunden worden. 
 
	        
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