Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Kommission die praktische Durchsührung einer 
Zähmung desafrikanischen Elephanten in Deutsch- 
Ost-Afrika im Gebiete des Kilimandscharo zu 
versuchen. Für letztere Bewilligung sprachen 
sich Herr Vice-Admiral Livonins und der 
Zoologe Herr Dr. Bolau aus, Beide unter 
Verweisung auf die diesbezügliche Schrift des 
Generalsekretärs Dr. Bokemeyer, auf welche 
an anderer Stelle zurückgekommen werden soll. 
Herr Dr. Bolau empfahl als geeigneten Weg, 
auf dem vorzugehen sei, zunächst einen mit 
afrikanischen Verhältnissen vertrauten Europäer 
behufs Studien nach Indien zu entsenden, durch 
denselben eine Anzahl indischer Elephanten und 
indischer Jäger oder Wärter überführen zu 
lassen und nach erfolgter Akklimatisirung der 
indischen Elephanten mit dem Fang und der 
Zähmung der afrikanischen unter Zuhülsenahme 
der Eingeborenen zu beginnen. 
Die Förderung des deutschen Frauen- 
vereins für Krankenpflege in den Kolonien durch 
die einzelnen Abtheilungen wurde empfohlen. 
Einer von Dr. Peters gegebenen Anregung, 
am Kilimandscharo eine wissenschaftliche Unter- 
suchungsstation zu gründen, soll näher getreten 
werden. 
Herr Dr. Hammacher referirte dann über 
die Lage in Neu-Guinea, welche gegenwärtig 
als eine befriedigende betrachtet werden könne, 
Herr Staatsminister v. Hofmann über Süd- 
west-Afrika. Aus leterem Vortrage möge Folgen- 
des hervorgehoben werden: Die Aussichten auf 
eine günstige wirthschaftliche Entwicklung scien in 
Südwest-Afrika, wie das unparteiische Buch des 
Herrn Dr. Schinz bezenge, durchaus nicht 
schlect. Nach dem Bericht des Herrn 
v. Uechtritz sei vorzugsweise K ##ein- Windheoek, 
wo sich fünf Quellen und sruchtbarer tieigrun- 
diger Boden befänden, für eine europäische An- 
siedlung von etwa 45 Familien gceignet. Der 
Ausschuß, welcher die Frage einer möglichen 
Besiedelung durch Deutsche sorgfältig prüfte 
und demnächst bejahte, habe 10000 Mikk. be- 
stimmt, um zunächst ausgedienten Mannschaften 
der Schutztruppe, welche sich gut geführt haben, 
die Ansiedelung daselbst zu erleichtern. Es 
hätten sich auch bereits 15 Mann zum Bleiben 
bereit erklärt, von welchen sich fünf als Vieh- 
züchter, die übrigen als Händler niederlassen 
wollten. Der Ausschuß sei aber noch weiter 
gegangen und habe durch den Generalsekretär 
einen ausführlichen Plan zur Gründung einer 
Siedelungsgesellschaft für Südwest-Afrika mit 
einem Kapital von etwa 1 Million ausarbeiten 
lassen. Zunächst solle ein Syndikat gebildet 
werden, welches die Erwerbung der sür die 
Besiedelung nöthigen Ländereien sicher zu stellen 
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nund sonstige Vorarbeiten vorzunehmen habe. 
Um diese Plänc in mäglichst praktischer Weise 
durchzuführen, stellte Redner solgende Anträge: 
Der Vorstand wolle: 
1. den Beschluß des Ausschusses bestätigen, 
durch welche der Generalsekretär beauf- 
tragt wurde, die Vorarbeiten zur Bildung 
eines Syndikats für eine südwest-afrikanische 
Siedelungsgesellschaft zu treffen, und diesen 
Auftrag insbesondere dahin ergänzen, daß 
der Herr Generalsekretär eine Liste zur 
Entgegennahme von Zeichnungen von 
Antheilscheinen von 200 Mk. mit be- 
schränkter Hastpflicht alsbald auflege und 
daß auch den Abtheilungen anheimgestellt 
werde, sich an der Zeichnung solcher An- 
theilscheine korporativ zu betheiligen; 
2. als Beitrag zu den Kosten dieses Syndikats 
den Betrag von 6000 Mk. bewilligen, 
welche früher für die Entsendung eines 
Arztes bestimmt war. 
Beide Anträge wurde bei Fortselzung der 
Berathung in der Sitzung vom 10. November 
einstimmig angenommen. 
Sodann wurde nach eingehender Begrün- 
dung durch Herrn v. Philippovich beschlossen, 
daß die Thätigkeit des Auslunftsamtes für 
Auswanderer nach dem Muster der staatlichen 
Anstalten in England, Belgien und der Schweiz, 
über deren Einrichtung aun Ort und Stelle 
Erhebungen veranstaltet werden sollen, eine 
Verbesserung ersahren möge. 
Es solgte ferner eine Besprechung der Lage 
in Ost- Afrika durch den Grafen Joachim Pfeil, 
welcher sein volles Vertrauen zu den Maß 
nahmen des Gonverneurs aussprach. Ferner 
erwähnte derselbe, daß die Firma Perrot & Cie. 
den Beweis geführt habe, daß es dem Euro 
päer wohl möglich ist, den Kleinhandel im 
direkten Umgang mit den Eingeborenen in die 
Hand zu nehmen, und man also des Zwischen- 
handels der Inder nicht so sehr bedürse, wie 
gewöhnlich angenommen werde. 
Zum Schluß genehmigte der Vorstand nach- 
träglich die Bewilligung des Ausschusses über 
500 Mark für die Bearbeitung der hygienischen 
Fragebogen und beraumte die Hauptversamm- 
lung im Frühjahr, an welche sich die Wahl 
des neuen Vorstandes anschließt, auf den 
26. März an. 
 
	        
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