Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

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richtung des Hauses fertig war, war er sBalolos gegen Elfenbein einhandelt, besonders 
ganz erstaunt, und besonders die Thüren und Salz, nach Norden und Osten weiter. Nach 
Fenster, welche letßteren größer sind als die dem, was ich gehört habe, glaube ich nicht, 
Eingänge zu den Häusern der Eingeborenen, daß aus diesen Gegenden viel Elfenbein nach 
erregten seine Verwunderung. Am 8. Mai Norden, nach dem Benus geht. Von Balinga's 
heißte ich feierlich, in Gegenwart aller Expe- Ort selbst geht sicher gar kein Elfenbein mehr 
ditionsleute, Balingas und vieler Balingalcute nach Norden zu. Ich glaube vielmehr, daß 
mit dreimaligem „Hurrah“ auf Se. Majestät das meiste Elfenbein aus diesen Gegenden 
den Kaiser und unter Kanonensalut die seinen Weg durch das Bakokoland nach der 
Flagge, nachdem ich die Leute kurz über die deutschen Küste nimmt, einfach, weil das Ba- 
Bedeutung des Momentes und der Feier be= kokoland und die Küste die einzige Bezugsquelle 
lehrt hatte. Dann weihten wir das neue Haus für Salz ist. Der ganze Zwischenhandel ist 
durch ein kleines, sehr bescheidenes Frühstück aber ausschließlich auf dem südlichen Ufer des 
ein, und ich übergab die „Station Balinga"Sannaga, während auf dem nördlichen Ufer 
Premierlieutenant v. Volckamer, der da gar kein Handel ist. Alle Waaren, die im 
mit aus dem Verbande der Expedition aus- Besitz der unmittelbar am Fluß wohnenden 
schied. Die Stationsbesatzung besteht aus: dem Stämme sind, stammen von den Bakoko und 
Unteroffizier Scadock, 48 Mann (13 Akkra, sind gegen Gummi, der massenhaft in den 
zwei abgelöste Akkra aus Jannde, 29 MannWäldern ist, und Elfenbein eingetauscht. Die 
der Expedition, 1 Jungen) und 31 Weibern,Balingaleute betrachten die Station als eine 
in Summa 79 Personen. Das 3,7 cm Schnell-- Faktorei. Ich habe ihnen bis dahin keinen 
senergeschütz und ein vollständiges Maximgeschütz anderen Begriff beibringen können. Es ist 
befinden sich dort. ihnen ganz unbegreiflich, daß es auch Leute 
giebt, die kein Elfenbein kaufen wollen. Wenn 
ich mitunter kleine Zähne absolut nicht kaufen 
wollte, dann schenlie der Betreffende mir den 
Zahn und zwang mich dadurch zu einem ent- 
sprechenden Gegengeschenk. 
Das Verhältniß zwischen uns und Valinga 
und seinen Leuten war immer vorziglich. 
Baliuga hat die Expedition während der gan- 
zen Zeit vollständig und frei verpflegt. Wir 
haben nur sehr wenige Lebensmittel gekauft 
und konnten unsere Tauschwaaren, von denen Die Ansicht, daß die Balinga dem muha- 
ich übrigens nicht allzu viel mithatte, schonen. medanischen Ndumba-Stamme angehören, scheint 
Die Verpflegung war allerdings nicht reichlich mir nicht richtig zu sein. In dem ganzen Balinga- 
— es waren jeden Tag 236 Personen zu ver= lande ist kein einziger Mensch, der auch nur 
pflegen — häufig sogar sehr lnapp, da die Vor= die geringste Ahnung von dem Muhamedanis- 
räthe der Balinga jetzt kurz vor der Erntezeit mus hat. Hoffentlich wird die Station dem 
auf die Neige gingen. Abtheilungen unter unverkennbaren und unaufhaltsamen Vordringen 
Dr. Richter und Lieutenant v. Volckamer, des Islam für diesen Landstrich ein Ziel setzen. 
die ich in die Umgegend ausschickte, um Lebens-= Die ungewöhnlich slarke Bevölkerung der Land- 
mittel zu kaufen, brachten nur wenig heim. schaften Ngidscho, Ngawa und Nyada ist jeden- 
Lieutenant v. Volckamer stieß sogar auf Feind= falls auch eine Folge des Vordringens der 
seligkeiten von Seiten der Belomo= und Muhamedaner. Nach den Angaben meiner 
Bassaqualente (nördlich von Balinga). Da Führer sollen viele Leute aus der Ngilagegend 
letztere überdies wiederholl! meine Leute am in diese Landschaften, die ich auf dem Marsche 
Bambusschlagen hatten verhindern wollen, so nach Jaunde durchzogen habe, eingewandert 
rückte ich am 2. Mai gegen sie. Ich fand sein. Daß ein Handelsverkehr zwischen Balinga 
hartnäckigen Widerstand und war gezwungen, und Ngila und den anderen muhamedanischen 
sie nachdrücklich zu bestrasen. Balinga mit Bölkern besteht, merkt man an den Stoffen, 
elwa 700 Mann betheiligte sich an dem Zuge. 1 Haussagewändern und Messern, die Balinga 
Er wollte mich noch zu anderen Kriegszügen, hat und die aus jenen Gegenden stammen. 
von denen er sich eine große Beute von Elfen= Der Haupttauschartikel, mit dem sast ausschließ- 
bein versprach, überreden, aber es gelang ihm lich Elfenbein eingetauscht wird, ist Salz, das 
nicht. Balinga's Wohnsitz ist ohne Frage ein in eigenthümlicher, flaschenförmiger Verpackung 
sehr wichtiger Ort, besonders als Handelsplat von den Bakokos in den Handel gebracht wird, 
spielt er in der dortigen Gegend eine Haupt= nachdem sie eine gehörige Portion Sand hinzu- 
rolle. Balinga selbst ist ein kluger und schlauergesetzt haben. Außerdem sind Gewehre, Feuer- 
Geschästsmann, der nach allen Himmelsrich= steine und Pulver sehr gesuchte Arlilel, dem- 
tungen hin, besonders mit den Leuten auf dem nächst Perlen. Nach Stosfen ist bis dahin die 
südlichen Sannaga-Ufer, Verbindungen unter= Nachfrage nicht sehr groß gewesen, da Alle, 
hält. Er giebt die Waaren, die er von den I Männer, Frauen, Knaben und Mädchen so 
 
	        
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