Comites beschloß, den Dampfer nicht mehr
nach dem Viktoriasee, sondern unter Benutung
der Wasserstraßen des Sambesi, Shire und
Nyassa zunächst nach dem Nordende des Nyassa
und von dort auf dem Landwege nach dem
Tanganyika zu schaffen.
Mit Rücksicht auf den großen Umfang des
Dampfertrausports und den Mangel an ge-
nügenden Fahrzeugen auf dem Sambesi und
Nyassa wurde zugleich beschlossen, zum Traus-
port per Wasser vier eiserne zerlegbare Schlepp-
boote und einen kleinen Schleppdampser zu
bauen, mit welchem zunächst die Dampferlasten
den Sambesi und Shire hinauf und nach
Transport um die Shirefällc herum den oberen
Shire hinauf und über den Nyassa nach dessen
Nordende geschafft werden sollten. An letzterem
sollte alsdann eine Station zur Stütze für
den weiteren Transport und für die deutschen
Missionen daselbst errichtet und dieser der
Dampfer mit den Schleppbooten zugetheilt
werden, um damit von dort aus zugleich den
Nyassa zu überwachen und dem Sklavenhandel
entgegenzutreten.
Um mit dem Major v. Wissmann wegen
Ausführung dieser Beschlüsse die nothwendigen
Vereinbarungen zu tressen, und zwar sowohl
für den Fall, daß sein Gesundheitszustand ihm
die perfönliche Leitung des Unternehmens auf
dieser neuen Grundlage gestatten sollte und er
dazu bereit sein würde, als auch für den Fall,
daß seine Gesundheit ihm eine Rückkehr nach
Ostafrika in absehbarer Zeit nicht gestatten
sollte, wurde Bergrath Dr. Busse beauftragt,
sich persönlich zum Major v. Wissmann nach
Aegypten zu begeben. Mitte Jannuar 1892
reiste derselbe ab, wurde aber auf der Reise
von plötzlicher schwerer Krankheit befallen, die
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des Auftrags bewilligt hatte. Major v. Wiss-
mann nahm die Bedingungen der Kommission
zunächst durch seinen nach Europa gesendeten
Adjutanten Dr. Bumiller und dann durch
eigene Erklärungen an und ließ durch I#r. Bu-
miller sowohl das erforderliche Personal in
Deutschland neu annehmen, als auch die von
ihm für erforderlich crachteten Neubeschaffungen
bewirken. Alles dieses erfolgte im Wesentlichen
im Laufe des Monats April, so daß sowohl
das neue Personal, als auch der größte Theil
der Neubeschaffungen zusammen mit dem in-
zwischen fertig gestellten kleinen Schleppdampfer
„Pfeil“ und den vier Schleppbooten nach Ost-
afrika abgehen konnte, während ein kleinerer Theil
von Gegenständen im Monat Mai zur Nach-
sendung gelangte.
Major v. Wissmann verließ mit den von
ihm in Aegypten angeworbenen Sudanesen
Mitte Mai Aegypten und traf Anfang Juni
in Sansibar ein. Von dort begab er sich mit
einem Theil seiner Truppe alsbald weiter nach
der Khindemündung, einem südlichen Arm des
Sambesi, während die in Saadani lagernden
Dampfertheile und die gesammte frühere Aus-
rüstung mit den Neubeschaffungen zusammen
auf dem von der Kommission gecharterten
Küstendampfer „Peters“ ihm etwas später über
Mosambik folgten, wo der bereits voraus-
gesendete und zu Wasser gelassene Dampfer
„Pfeil“ ins Schlepptau genommen wurde. Die
Löschung dieser gesammten Ladung des „Peters“
war am 28. Juni in der Khindemündung
vollendet.
Nach einer Mittheilung des Dr. Bu-
miller, d. d. Khinde-Lager den 18. Juli,
war Wissmann vier Tage vorher mit dem
ihn zwang, nach Deutschland zurückzukehren
und sein Mandat in die Hände des zweiten
stellvertretenden Vorsitzenden der Kommission,
Geheimen Kommerzienrath Langen zu legen,
welcher sich in eigenen Angelegenheiten in
Aegypten befand und sich zur Uebernahme des
Mandats bereit erklärt hatte.
Geheimrath Langen begab sich nach Ober-
ägypten, fand Major v. Wissmann dort in
verhältnißmäßig guter Gesundheil und bereit,
die Leitung des Unternehmens wieder persönlich
in die Hand zu nehmen, und traf mit ihm
eine Vereinbarung, auf Grund deren die Kom-
mission nach Rückkehr des Geheimraths Langen
nach Europa Ende des Monats März beschloß,
dem Major den von ihm gewünschten Auftrag
unter gewissen näher festgesetzten Bedingungen
zu ertheilen, nachdem der Reichskanzler die
Beurlaubung des Majors zur Uebernahme
dritten Theile der Expedition flußaufwärts
gegangen. Iyr. Bumiller beabsichtigte etwa
drei Wochen späler mit dem zweiten Trans-
port der Expedition zu folgen, während Herr
v. Eltz mit dem Rest erst nach weiteren vier-
zehn Tagen den Abmarsch antreten sollte.
Berichte des Majors über die Zusammen=
setzung der Expedition fehlen zwar noch, doch
ist bekannt, daß bei derselben an Europäern
sich im Ganzen 20 Personen einschließlich eines
Arztes und an schwarzen Soldaten mindestens
100 Mann, wahrscheinlich aber erheblich mehr
befinden werden, wenn die Absicht des Majors,
noch eine größere Anzahl Sulus anzuwerben,
zur Ausführung gelangt ist.
An Artillerie führt die Expedition vier
3,7 cm Schnellfeuergeschütze mit ausreichender
Munition an Granaten und Kartätschen und
zwei Maximguns mit gleichfalls reichlicher
Munition mit. Außerdem ist zum Transport