Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

die drei Dörfer der Silki-Leute Magohe 
und Massano beauftragt, die mit der Zer- 
störung derselben, einem Verluste des Feindes 
von 12 Todten und mit der Erbeutung von 
Ziegen und Erntevorräthen endele. 
Von der Expedition des Dr. Sintgraff. 
Nach einem Berichte des Dr. Zintgraff 
vom 24. Juni d. J. bestehen im nördlichen 
Kamerun-Hinterland jeßt die Stationen: 
1. Baliburg: Lientenant Hutter, Expe- 
ditionsmeister Carstensen und Knetschke. 
2. Tinto-Station (im Lande der Van- 
hangs): Expeditionsmeister Neumann 
als Vorsteher, Nette und Ehmann. 
3. Mundame (Oberer Mungo): Freiherr 
v. Steingecker, Unteroffiziere Goger 
und Wisotki. 
Baliburg ist mit 15, Tinto mit 20, Mun- 
dame mit 40 Valis besetzt. Zum Waaren- 
transport, den namentlich die Station Mundame 
vermittelt, dienen 20 Dahomoylente. 
Eine kriegerische Unternehmung gegen die 
feindlichen Nachbarstämme hat Dr. Zintgraff 
bisher vermieden. Die Folgen einer solchen 
lassen sich schwer übersehen. Er hält ein Zu- 
warten für zweckmäßiger, da die feindlichen 
Stämme bereits beginnen, sich zu trennen und 
in Verhandlungen mit der Expedition zu treten. 
So sandten die Bafuts wiederholt Elfenbein; 
namentlich sind aber die alten Feinde der Balis, 
die Bali Kumbats, im Begriff, Freundschaft 
mit uns zu schließen, was von Bedentung ist, 
da sie 3000 bis 4000 Krieger zählen. Es ist 
daher nicht ausgeschlossen, daß Bandeng bald 
allein als feindlich dastehen wird. 
Ueber den victoria-Kyansa und die Schiffabrts- 
verhältnisse desselben 
berichtet Dr. Stuhlmann wie folgt: 
Der See, dessen Höhe ekwa 1200 bis 
1215 m betragen mag, ist im letztten Jahre 
(seit Febrnar 1891) um elwa 55 cm gestiegen, 
wie sich an Felsblöcken konstatiren läßt. Mo- 
mentau ist die Basis der Flaggenstange der 
Station 7,75 m über dem See gelegen. Die 
magnetische Wariation habe ich vorläufig zu 
10° 33° W. ausgerechnet. Die Tiefe der 
Bucht ist zwischen der Bachmündung des Kanoni 
und der Westspitze der Jusel Bussira 8 bis 11 m, 
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schon etwa 100 m vom Ufer entfernt beträgt 
sie 3m und an der Westseite von Bussira 
senkt sich der Boden noch schneller. Zwischen 
der Insel und den Rissen sind 7 bis 8 m, zwischen 
beiden Riffen 3 m und zwischen diesen und der 
Bachmündung 5 m Wasser u. s. w. Meistens 
ist Sandboden vorhanden, soweit ich nach dem 
Ausschlagen des aus einem schweren Hammer 
improvisirten Lothes sehen konnte. An der 
Jnsel besteht der Grund aus Steintrümmern, 
bei den Risfen und im Süden liegen Felsblöcke 
am Rand. Ein geschützter Hafen ist im Süden 
vorhanden, von zwei felsigen Halbinseln ein- 
gefaßt. In dem elwas mehr als 100 m 
Durchmesser haltenden runden Bassin ist 3 m 
Wasser und Sandboden. Sollie sich dieser 
Hafen für einen Dampfer als zu klein erweisen, 
so ist in der Bucht ausreichend Platz für eine 
ganze Flotte und die Insel Bussira wird gegen 
Stürme gute Deckung gewähren. Die Wellen 
bei dem jetzt stets aus Südost mit der Wind- 
stärke 1 bis 2 (sechstheilige Skala) herrschenden 
Winde sind in der Bucht etwa 10 m lang und 
1½ m hoch, Stürme und Wasserhosen kommen 
vor und wurden von der Expedition Ende 
Oktober bis Ende Jannar beobachtet. Regen 
siel im Oktober 1890 viel, ebenso Dezember 
bis Februar 1891 und jeßzt wieder im März 
bis April. Eine ganz trockene Periode scheint 
zu fehlen und wenig Regen Juni bis Sep- 
tember zu fallen. « 
Die Temperatur des Seewassers schwankte 
zwischen 19,7° und 30,0° C. im Oktober 1890. 
Es scheint eine Strömung im See zu herrschen, 
die nach Norden der Küste entlang setzt. Die 
Ablenkung des Flußwassers an der Kagera- 
Mündung und hier läßt darauf schließen. Die 
Stürme und Gewitter scheinen meistens aus 
Nordost zu kommen. 
Holz ist sowohl für Dampser als für in- 
dustrielle Zwecke südlich des Kagera sehr spär- 
lich. Im Norden giebt es nur kleine Parzellen 
an den Abhängen, einige der kleinen Inseln, 
wie Bussira und Kischakka, ktragen etwas Wald, 
Bumbride, Iroba, Soßwe u. s. w. aber sind 
sast ganz kahl. Am Südwestufer in Ihangiro 
und Nord-Kimoani wird der Wald immer 
spärlicher. Viel Wald giebt es an der Küste 
von Buddu, auf Sesse und in Uganda. 
Am Südufer des Sees ist zwar eine Menge 
von Busch= und Myombo-Wald zu finden, 
ebenso auf Kome und Juma, sowie einigen 
anderen kleinen Inseln, am Festlande aber wird 
der Zugang durch breite Papyrusränder und 
scheinbar flaches Wasser schon erschwert. 
In Ussukuma sind Bäume außer einigen 
Sykomoren und Euphorbien selten, wenigstens
	        
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