Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Berücksichtigung seitens der Neuguinea-Kom- 
pagnie bei deren Schifffahrtsbetrieb, wenn die 
Station sehr gesund ist. 
In materieller Beziehung ist die Station 
jedenfalls gesichert. Sie hat einen tüchtigen 
Viehbestand (allein an Rindvieh einen Bullen, 
vier Kühe, zwei Kälber) und eine ausgedehnte 
Gartenwirthschaft, welche in süßen Kartoffeln, 
Taros, Bananen, Maniok, Ananas u. s. w. hin- 
reichend Lebensunterhalt gewährt. 
Ein werthvoller Anfang der Hebung des 
geistigen und sittlichen Standes der Papuas 
ist an jener Stelle gemacht, aussichtsvoll, weil 
gearbeitet wird auf der Grundlage einer ein- 
gehenden und umfassenden Kenntniß der Sprache 
und in Verfolgung der vorhandenen Be- 
ziehungen der einheimischen Stämme, so 
daß ein einheitlich gestaltetes Wirkungsgebiet 
vorliegt. 
5. Bismarck-Archipel und nördliche 
Salomons-Inseln. 
Die Australasian Wesleyan Me- 
thodist Missionary Society beesitzt 
augenblicklich auf der Gazellen-Halbinsel ein- 
schließlich der Inseln Matupi und Natom 29, 
auf Neu-Lauenburg 11 und in Neu-Mecklen- 
burg 1 Missionsstationen. Das Personal besteht 
aus drei englischen Missionaren und 44 soge- 
nannten Lehrern (teachers), nämlich 29 Fidji-, 
5 Samoa-, 1 Tonga= und 9 Archipel-Einge- 
borenen. Die Mission besitzt auf der Gazelle- 
Halbinsel 26 und auf Neu-Lauenburg 15 aus 
Buschmaterial erbaute Kirchen, insgesammt 
702 getaufte Mitglieder unter den Eingeborenen 
und zählt 5576 Eingeborene, welche an den 
össentlichen Gottesdiensten theilnehmen. Das 
Missionswerk wird seitens der Eingeborenen 
durch freiwillige Schenkungen unterstützt, welche 
1889: 157 3 8. 9 d. und 1890 184 
37 s. 2 d. betragen haben, und diese frei- 
willigen Beiträge sind im Jahre 1891 sogar 
auf 236 F 16 s. 3 d. gestiegen. Troßdem 
hat ihr Lehrerpersonal neuerdings dadurch 
eine Verminderung erfahren, als der Chairman 
der Mission sich für die Dauer mehrerer 
Jahre nach Sydney begeben hat. Die Ein- 
richtung einer Stellvertretung scheint nicht 
geplant, denn von den beiden ihm unterstellten 
Missionen zu Kabakadn (Gazellen-Halbinsel) 
und Port Hunter (Neu-Lauenburg-Gruppe) 
werden die Geschäfte innerhalb der beider- 
seitigen Distrikte selbstständig geführt. Die 
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Mission steht unter der Oberleitung der 
General-Konferenz der australischen Wes- 
leyanischen Methodisten-Kirche, die ihren Sih 
in Sydney hat (Gencral-Sekretär Rev. George 
Brown). 
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Die katholische Mission besitzt zur 
3 Zeit drei Hauptniederlassungen auf der Ga- 
zellen-Halbinsel, von denen zwei: Vlavollo, 
Malagunan und Kinigunan, Sitz des Bischofs, 
ebenfalls auf der Gazellen-Halbinsel, aber südlich 
von dem Wesleyanischen Ansiedelungsgebiet 
belegen ist. Das Missionspersonal besteht 
aus fünf Priestern, neun Laienbrüdern und 
fünf Missionsschwestern. Nur die Stationen 
in Vlavollo und Kinigunan sind besetzt, während 
diejenige in Malagunan keinc Gebäude bezw. 
Anlagen aufweist. Die Anzahl der getauften 
eingeborenen Mitglieder beträgt 145, diejenige 
der Kirchenbesucher 160 bis 200. Die Mission 
besitzt zwei Kirchen, eine in Vlavollo, die andere 
in Kinigunan. Allerdings arbeitet die katho- 
lische Mission, im Gegensatz zu den Wes- 
leyanischen Methodisten, nur mit eigenen 
Mitteln und erfährt seitens der Eingeborenen 
keinerlei Unterstützuug. Auch die katholische 
Mission hat drei Verluste zu verzeichnen, 
indem ein deutscher Priester ausgeschieden 
und zwei Laienbrüder gestorben sind. 
Die Schuleinrichtung im Archipel ist aus- 
schließlich Missionswerk. Die Wesleyanische 
Mission unterhält 40 Schulen mit etwa 
1309 Schülern, die katholische Mission hat 
zwei Schulen, in welchen 20 Waisenkinder aus 
Neu-Mecklenburg und etwa 36 Eingeborene 
der Gazellen-Halbinsel unterrichtet werden. Die 
Unterrichts-Gegenstände sind bei beiden Missio- 
nen: Religion, Rechnen, Lesen und Schreiben. 
Zu erwähnen ist noch, daß die katholische 
Mission neuerdings noch etwa 40 verwaiste 
Eingeborenenkinder bei sich ausfgenommen hat. 
Diese rühren von Ankäufen her; es sind 
meistens Kinder, welche in Stammesfehden er- 
beutet sind und als Gegenstand der Verfügung 
von den Siegern betrachtet werden. Die Kinder 
genießen Unterricht in Religion und den Ele- 
mentarsächern. 
Aus diesen Anfängen beabsichtigt die Mission 
in späteren Jahren Gemeinden zu gründen; 
Familien sollen gestistet und durch Erlernung 
von Handwerten sollen die tüchtigeren Kräfte 
befähigt werden, sich nützlich zu machen. 
Die Haltung der Kinder, welche ich vor 
Kurzem sah, ist eine recht angemessene. Die 
direkte Aufsicht führt ein Laienbruder, welcher 
  
mit den Zöglingen zusammen wohnt.
	        
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