Eiland besucht hat. Soviel mir bekannt ist,
hat auch nur einmal ein Europäer vor uns
diese Insel betreten und zwar der Baron
v. d. Decken im Jahre 1859. Als wir uns
anschickten, mit den Booten ans Land zu fahren,
entstand unter der Dorfbevölkerung eine wahre
Panik. Trotz unserer Friedens= und Freund-
schaftsversicherung stob der ganze Schwarm
mit lautem Geschrei auseinander und verschwand
im dichten Busch und wir standen ziemlich ver-
dutzt über diesen negativen Empfang allein am
Strande. Eine gelungenere Ueberraschung ist
für die Eingeborenen der Insel Guanahani der
Besuch des seligen Kolumbus entschieden auch
nicht gewesen. Erst nachdem die Eingeborenen
sich davon überzeugt hatten, daß wir das Dorf
nicht in Brand steckten und keine Kinder raub-
ten, gelang es uns, sic von unserer friedlichen
Absicht zu überzeugen. Sie kehrten bald Alle ins
Dorf zurück, und durch einige kleine Geschenke
hatten wir bald ihr volles Vertrauen erworben.
Der schwarze Vali erbot sich, uns sein Stein-
haus als Wohnung einzuräumen, wir zogen es
aber vor, die Nacht auf unserem Dampfer zu-
zubringen, da der Aufenthalt in den Wohnungen
der Eingeborenen für Europäer aus mancherlei
Gründen wenig empfehlenswerth ist.
Am nächsten Morgen unternahmen wir
gemeinschaftlich einen Ausflug, um dem Schech
Musa, dem bedeutendsten arabischen Grund-
besitzer auf der Insel, einen Besuch abzustatten.
Am Abend vorher hatten wir Boten zu ihm
geschickt, um ihn von unserer Absicht in Kennt-
niß zu sehen. Als wir am nächsten Morgen
ans Land kamen, empfing uns ein Abgesandter
Musas, welcher uns eine förmliche Einladung
überbrachte und für jeden Europäer einen ge-
sattelten Esel mitbrachte. Gewiß eine sehr
anerkennenswerthe Aufmerksamkeit. Bald nach
Sonnenaufgang setzten wir uns, geleitet von
einem Führer und mit einer kleinen Sudanesen-
bedeckung, in Marsch. Der Weg führte durch
einen herrlichen Kokoswald, welcher fast die
ganze Insel bedeckt und reiche Erträge an
Kopra liefert, die alljährlich nach Kilwa zum
Verkauf gebracht wird. Diese Kokosplantagen
und die Rindviehzucht sind die einzigen Er-
werbsquellen der Bevölkerung, da das Innere
der Insel sumpfig und unfruchtbar ist. Die
Anbauversuche mit Nelken, welche einen so be-
deutenden Exportartikel auf Sansibar und
Pemba bilden, sind hier, wie uns Musa später
erzählte, stets mißglückt. Gegen 10 Uhr er-
reichten wir die Schamba, welche hart am
Mecre an der Nordostseite der Insel liegt.
Schech Musa, ein alter sehr vornehm aussehen-
der Araber, kam uns schon mehrere Hundert
Schritt mit einem großen Gefolge von Dienern
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entgegen und geleitete uns mit vielen Salaams
zur Barasa seines Wohnhanses. Hier waren
Kokosmatten ausgebreitet, auf denen wir uns
niederließen, dann wurde ein echt afrikanisches
Frühstück, bestehend in Reis, Kokosmilch und
Mangos, aufgetragen. Diese Genüsse waren
gewiß nicht zu verachten, aber nach einem
dreistündigen Nitt in frischer Morgenluft hätte
uns eine etvas kräftigere Kost doch mehr
behagt und ich ersehnte den Augenblick, wo ich
in stiller Waldeinsamkeit mein mitgebrachtes
Butterbrot verzehren könnte.
Nach einstündigem Aufenthalte verabschie-
deten wir uns von unserem Wirth, welcher
uns wieder mit demselben feierlichen Gepränge
das Geleit gab, und traten den Rückweg an.
Noch einen Tag blieben wir in Schole, wo
der Bezirkschef in mehrstündiger Rede sich be-
mühte, den Bewohnern klar zu machen, daß sie
jetzt nicht mehr zum Sultanat Sansibar, son-
dern zum deutschostafrikanischen Schutgebiet ge-
hörten, und nachdem wir uns Alle davon über-
zeugt hatten, daß die Regierungsgewalt in
Schole in guten Händen sei, dampften wir
wieder nach der Küste zurück.
Aus dem Jaünde- Land.
Die von Hauptmann Kund und Lieutenant
Tappenbeck im südlichen Hinterlande des
Kamerungebietes (etwa 14 Tagemärsche von
der Küste) begründete Jaunde-Station wird
schon seit längerer Zeit von Herrn G. Zenker
verwaltet. Premierlientenant Morgen hatte
denselben auf seinem Zuge nach Adamana und
zum Niger besucht und die Station in bester
Ordnung befunden. Die Station bildet cin
Bollwerk gegen den vordringenden Mohamme-
danismus und die mit demselben verbundenen
Sklavenjagden und Verwüstungen. Sie ist auch
in landschaftlicher und klimatischer Beziehung
äußerst günstig gewählt. Neuerdings ist sie
von der Expedition Ramsay besucht und mit
Vorräthen nen versorgt worden. Herr Zenker
hat sich bereit erklärt, drei weitere Jahrc auf
diesem entlegenen Posten, den er als einziger
Enropäer inne hat, auszuharren. Es ist ihm
gelungen, freundschaftliche Beziehungen zu den
Eingeborenen aufrecht zu erhalten und deren
abergläubische Sitten zu mildern. Nicht un-
interessant wird es sein, einige seiner Schilde-
rungen über die Sitten und Gebräuche der
Janndes hier folgen zu lassen.