Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Eiland besucht hat. Soviel mir bekannt ist, 
hat auch nur einmal ein Europäer vor uns 
diese Insel betreten und zwar der Baron 
v. d. Decken im Jahre 1859. Als wir uns 
anschickten, mit den Booten ans Land zu fahren, 
entstand unter der Dorfbevölkerung eine wahre 
Panik. Trotz unserer Friedens= und Freund- 
schaftsversicherung stob der ganze Schwarm 
mit lautem Geschrei auseinander und verschwand 
im dichten Busch und wir standen ziemlich ver- 
dutzt über diesen negativen Empfang allein am 
Strande. Eine gelungenere Ueberraschung ist 
für die Eingeborenen der Insel Guanahani der 
Besuch des seligen Kolumbus entschieden auch 
nicht gewesen. Erst nachdem die Eingeborenen 
sich davon überzeugt hatten, daß wir das Dorf 
nicht in Brand steckten und keine Kinder raub- 
ten, gelang es uns, sic von unserer friedlichen 
Absicht zu überzeugen. Sie kehrten bald Alle ins 
Dorf zurück, und durch einige kleine Geschenke 
hatten wir bald ihr volles Vertrauen erworben. 
Der schwarze Vali erbot sich, uns sein Stein- 
haus als Wohnung einzuräumen, wir zogen es 
aber vor, die Nacht auf unserem Dampfer zu- 
zubringen, da der Aufenthalt in den Wohnungen 
der Eingeborenen für Europäer aus mancherlei 
Gründen wenig empfehlenswerth ist. 
Am nächsten Morgen unternahmen wir 
gemeinschaftlich einen Ausflug, um dem Schech 
Musa, dem bedeutendsten arabischen Grund- 
besitzer auf der Insel, einen Besuch abzustatten. 
Am Abend vorher hatten wir Boten zu ihm 
geschickt, um ihn von unserer Absicht in Kennt- 
niß zu sehen. Als wir am nächsten Morgen 
ans Land kamen, empfing uns ein Abgesandter 
Musas, welcher uns eine förmliche Einladung 
überbrachte und für jeden Europäer einen ge- 
sattelten Esel mitbrachte. Gewiß eine sehr 
anerkennenswerthe Aufmerksamkeit. Bald nach 
Sonnenaufgang setzten wir uns, geleitet von 
einem Führer und mit einer kleinen Sudanesen- 
bedeckung, in Marsch. Der Weg führte durch 
einen herrlichen Kokoswald, welcher fast die 
ganze Insel bedeckt und reiche Erträge an 
Kopra liefert, die alljährlich nach Kilwa zum 
Verkauf gebracht wird. Diese Kokosplantagen 
und die Rindviehzucht sind die einzigen Er- 
werbsquellen der Bevölkerung, da das Innere 
der Insel sumpfig und unfruchtbar ist. Die 
Anbauversuche mit Nelken, welche einen so be- 
deutenden Exportartikel auf Sansibar und 
Pemba bilden, sind hier, wie uns Musa später 
erzählte, stets mißglückt. Gegen 10 Uhr er- 
reichten wir die Schamba, welche hart am 
Mecre an der Nordostseite der Insel liegt. 
Schech Musa, ein alter sehr vornehm aussehen- 
der Araber, kam uns schon mehrere Hundert 
Schritt mit einem großen Gefolge von Dienern 
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entgegen und geleitete uns mit vielen Salaams 
zur Barasa seines Wohnhanses. Hier waren 
Kokosmatten ausgebreitet, auf denen wir uns 
niederließen, dann wurde ein echt afrikanisches 
Frühstück, bestehend in Reis, Kokosmilch und 
Mangos, aufgetragen. Diese Genüsse waren 
gewiß nicht zu verachten, aber nach einem 
dreistündigen Nitt in frischer Morgenluft hätte 
uns eine etvas kräftigere Kost doch mehr 
behagt und ich ersehnte den Augenblick, wo ich 
in stiller Waldeinsamkeit mein mitgebrachtes 
Butterbrot verzehren könnte. 
Nach einstündigem Aufenthalte verabschie- 
deten wir uns von unserem Wirth, welcher 
uns wieder mit demselben feierlichen Gepränge 
das Geleit gab, und traten den Rückweg an. 
Noch einen Tag blieben wir in Schole, wo 
der Bezirkschef in mehrstündiger Rede sich be- 
mühte, den Bewohnern klar zu machen, daß sie 
jetzt nicht mehr zum Sultanat Sansibar, son- 
dern zum deutschostafrikanischen Schutgebiet ge- 
hörten, und nachdem wir uns Alle davon über- 
zeugt hatten, daß die Regierungsgewalt in 
Schole in guten Händen sei, dampften wir 
wieder nach der Küste zurück. 
Aus dem Jaünde- Land. 
Die von Hauptmann Kund und Lieutenant 
Tappenbeck im südlichen Hinterlande des 
Kamerungebietes (etwa 14 Tagemärsche von 
der Küste) begründete Jaunde-Station wird 
schon seit längerer Zeit von Herrn G. Zenker 
verwaltet. Premierlientenant Morgen hatte 
denselben auf seinem Zuge nach Adamana und 
zum Niger besucht und die Station in bester 
Ordnung befunden. Die Station bildet cin 
Bollwerk gegen den vordringenden Mohamme- 
danismus und die mit demselben verbundenen 
Sklavenjagden und Verwüstungen. Sie ist auch 
in landschaftlicher und klimatischer Beziehung 
äußerst günstig gewählt. Neuerdings ist sie 
von der Expedition Ramsay besucht und mit 
Vorräthen nen versorgt worden. Herr Zenker 
hat sich bereit erklärt, drei weitere Jahrc auf 
diesem entlegenen Posten, den er als einziger 
Enropäer inne hat, auszuharren. Es ist ihm 
gelungen, freundschaftliche Beziehungen zu den 
Eingeborenen aufrecht zu erhalten und deren 
abergläubische Sitten zu mildern. Nicht un- 
interessant wird es sein, einige seiner Schilde- 
rungen über die Sitten und Gebräuche der 
Janndes hier folgen zu lassen.
	        
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