Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

Der Rückgang trilt besonders bei folgenden 
Artikeln hervor: bei Nelken, Kopra, Häuten, 
die im Mai eine hervorragend hohe Abladungs- 
zisser für Europa aufzuweisen haben, bei Elfen- 
bein, Schildpalt, Sesam und rothem Pseffer. 
Eine Steigerung läßt sich feststellen bei Kaut- 
schuk und Kopal. 
Der Grund der Gesammt-Abnahme dürfte 
vorzugsweise in einer allmählichen Erschöpfung 
der vorhandenen Lagerbestände in Verbindung 
mit der Beendigung der Saison in einigen der 
Hauptausfuhr-Arlikel und dem dadurch hervor- 
gerufenen Nachlaß der Zufuhr in denselben zu 
suchen sein. 
Nach den hauptsächlichsten Hasenplätzen der 
genannten drei Welttheile wurden Güter in 
folgenden Werthsmengen verschifft: 
nach Hamburg für 33 266 Nup. 
London 134 344 
Marseille 58 630 
.-New-YVork-107 8241 
.Bombay 134 976 
Eine Zunahme haben von ihnen allein 
Hamburg und London gegen den Mai aufzu- 
weisen. Dieselbe erreicht jedoch bei London 
noch nicht einmal den Betrag von 10 000 Rup. 
Bei sämmtlichen übrigen Plätzen ist ein Defizit 
vorhanden, welches zwischen 13.000 und 
29 000 Rupien schwankt. 
Mit Bezug auf die geringe Ziffer, mit 
welcher Hamburg an den Abladungen be 
theiligt ist, darf nicht übersehen werden, 
daß eine Anzahl der hauptsächlichsten Export 
artikel ihren Markt theils in London, 
theils in Marseille haben. Ersteres gilt bei- 
spielsweise für Elsenbein, Nelken und Nelken- 
stengel, Gummi und Kopal, letzteres für Oel- 
produkte, wie Kopra und Sesam. Die schließlich 
roh oder veredelt in die deutsche Einfuhr über- 
gehenden Produlte nehmen deshalb aus dem 
angegebenen Grunde sowohl wie auch aus 
anderen, in den Frachtverhältnissen der ver- 
schiedenen Schifffahrtslinien begründeten Ur- 
sachen vielfach ihren Weg über London oder 
Marseille, und es würde versehlt sein, die oben 
wiedergegebene Zisser der direkten Verfrachtung 
nach Hamburg als gleichbedentend mit dem 
Werthe der Einfuhr Deutschlands von Sansibar 
aus ansehen zu wollen. 
Britisch Betschuanaland im Jahre 1891. 
Die Entwickelung der englischen Kron- 
lolonie Britisch Betschuanaland im 
Jahre 1891 ist einem als Parlamentsvorlage 
veröffentlichten Jahresberichte zufolge in sictigem 
Fortschreiten begrissen. 
  
548 — 
Während die Einnahmen 1889 19548 Pfd. 
Sterl. betrugen, beliefen sie sich 1891 auf 
53230 Pfd. Sterl. Diese bedentende Zunahme 
ist wesentlich auf die Zollerträgnisse zurückzu- 
führen, die nach dem Beitritt Betschnanalands 
zu dem südafrikanischen Zollverein zum ersten 
Mal unter den Einnahmen fäiguriren. 
Zolleinkünfte betrugen allein 13226 Pfd. St. 
Die 
An Lizenzgebühren gingen 3282, an Post= und 
Telegraphengebühren 6104 ein; die Einnahmen 
aus Verkäufen von Grund und Boden beliefen 
sich auf 5061 Pfd. St., die Hüttensteuer war 
nicht so ergiebig als im Vorjahre, sie betrug nur 
1975 Pf. St. Um den Ertrag dieser Steuer 
zu erhöhen, wird von dem Inspektor der den 
Eingeborenen reservirten Gebiete empfohlen, 
gewissen Unterhäuptlingen 5 pCt. der von den- 
selben eingetriebenen Beträge zu gewähren. 
Die Ausgaben beliefen sich auf 158 902 Pfd. 
Sterl., die Kosten der Unterhaltung der Polizei- 
truppe, 94717 Pfd. St., konnten hauptsächlich 
infolge des Sintens der Transportspesen und 
der Futterpreise um annähernd 10 000 Pfd. 
St. verringert werden. Zu Vermessungszwecken 
wurden 8197 Pfd. St., für Post= und Tele- 
graphenwesen 15410 Pfd. St. ausgegeben. 
Der Werth der Einfuhr und der Ausfuhr 
läßt sich nicht genau ermitteln. Um richtige 
statistische Daten über die Einfuhr zu erlangen, 
wird von dem Zolldirektor empfohlen, nicht 
den Werth der Waaren am Verschiffungsorte, 
sondern die wirklichen Kosten derselben, wie 
sie sich am Eingangshafen stellen, zu Grunde 
zu legen. Der südafrikanischen Zollunion sind 
außer Betschnanaland bis jeßzt folgende Staaten 
beigetreten: die Kapkolonic, Basutoland und 
der Orange-Freistaat. Die Hauptarlikel, die 
einer Verzollung unterliegen, sind Kaffee, Thee, 
Zucker, Tabak, Spirituosen und Manufaktur- 
waaren. Die wichtigsten Aussuhrgegenstände 
Betschnanalands sind Cerealien, Holz, Felle, 
Wolle und Mohair. Die Ausfuhr von Brenn- 
holz nach den Diamantenfeldern von Kimberley 
hat eine solche Dimension angenommen, daß 
der an und für sich nicht sehr bedeutende 
Baumbestand des Landes gefährdet erscheint. 
Es sollen Maßnahmen getroffen werden, um 
diesem Uebelstande vorzubengen; die nächst- 
liegende wäre, einen Ausfuhrzoll auf Holz zu 
legen. Dies ist aber nicht mehr angängig, da 
südafrikanische Produkte innerhalb des Gebietes 
der Zollunion zollfrei bleiben müssen. 
Zahlreiche Bewohner der Kapkolonie, des 
Orange-Freistaats und von Transvaal beab- 
sichtigen, sich in Betschuanaland niederzulassen. 
Da sie größtentheils mit dem nöthigen Kapital 
versehen sind, so ist die Nachfrage nach Land 
sehr rege gewesen. Im Berichtsjahr ist von
	        
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