Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

sich wieder gesammelt und waren in fünf 
Reihen nebeneinander weitermarschirt, an den 
neu getretenen Wegen konnte man recht sehen, 
wie groß die Menge gewesen war, es sind 
vollständig neue feste Straßen entstanden, auf 
denen keine Grasnarbe zu sehen ist. Ich hatte 
anfangs die Befürchtung, daß die Zurück- 
weichenden gegen Kisaki vorgehen würden, wo 
sie aber nie sich in Besitz der Station hätten 
setzen können; denn ich hatte dort den Lazareth- 
gehülfen Spenkuch mit 29 Mann zurückge- 
lassen, der bei günstigem Winde das ganze doch 
2⅛½ Stunden entfernte Schießen gehört hatte 
und anfangs daran dachte, mir mit 25 Mann 
zur Hülfe zu eilen, er unterließ dies aber, da 
ich ihm den Besehl hinterlassen hatte, die 
Station auf keinen Fall zu verlassen. — Später 
bogen die Masitis von dem nach Kisaki führenden 
Wege ab und begaben sich über Gomero, 
1½ Stunde von der Station entfernt, in der 
Richtung auf Gunda direkt in großen Eil- 
märschen nach Mahenge zurück: ersteres Dorf 
hatten sie vorher angesteckt. 
Was die Verluste anbetrifft, so haben wir 
keine, da es keinem Mafili gelungen ist, in 
unsere Reihen einzudringen. 
Der Verlust der Mafitis ist nicht genau 
festzustellen; er ist aber sehr bedeutend, denn 
die Patrouillen und Eingeborenen meldeten, 
daß eine Masse Todter in den Bananenhainen 
lägen; ein von den Masitis zu uns desertirter 
Gefangener, der den Rückzug mitgemacht und 
auch die Nachricht gebracht hat, daß die Ma- 
heuges sich in ihr Land zurückgezogen hätten, 
berichtet, daß die Flucht sehr wild gewesen sei. 
Todte wären über 200, außerdem seien auf 
der Flucht ein ganz Theil der Verwundeten 
gestorben, und es würden noch mehr sterben. 
Meinc Schätzung ist, daß die Mafitis mit den 
gestorbenen Verwundeten mindestens 200 Mann 
verloren haben; fest steht es auf jeden Fall, 
daß die Gegner bedeutende Verluste gehabt 
haben, und hoffentlich wird ihnen dies eine Lehre 
sein, daß diese Gegend und das dahinter licgende 
Land nicht mehr für sie zum Rauben geeignet 
ist. Die Zahl der Mahenge-Mafitis giebt der # 
  
Geflohene auf etwa zehn Mal so viel an, wie 
die Anzahl der augenblicklich in Kisaki An- 
wesenden (hier sind mit Mhunzis Leuten 
700 bis 800) also 7000 bis 8000. Die Zahl 
562 
ist zu hoch gegriffen, ich möchte aber erwähnen, 
daß die oben angeführten Kolonnen sich vor 
dem Ueberfall von Mhunzi vereinigt hatten, nach 
meiner Schätung waren es 3000 bis 5000 Mann. 
Die Führer, von denen einer gesallen sein soll, 
heißen: 1. von den Mahenge-Mafitis: Sultan 
Rubikina mtu, Sultan Mambajuki mit Sohn 
Kimimiro, Mslambilla, Hemani und Dohansa, 
alle Drei Söhne des Sultans Nadiato; 2. von 
den früher hiesigen Mafitis: Manakimanga und 
Bumbum, Söhne des Mtikatika und Katagoro, 
Sohn des Jumbe Kamiamuka. Magnula, 
welcher am Anfang des Berichts als Sammler 
der Mafitis hingestellt wurde, zieht selbst nie 
mit auf eine Expedition, denn dazu ist er vicl 
zu stark: er ist aber unser größter Feind und 
der Urheber der beiden letzten Einjälle gewesen. 
Was die Haltung der Truppe anbetrifft, so- 
beginne ich mit den Chargen und kann nur 
sagen, daß sic alle ihre Pflicht im größten 
Maste erfüllt haben. Unteroffizier Wein- 
berger hat sich in jeder Weise tadellos be- 
nommen; ich muß besonders seine Ruhe und 
Entschlossenheit rühmend hervorheben. Bewährt 
wie früher und ausgczeichnet haben sich der 
Soldat Mabruk efsendi und der Bedschawisch 
Ramadan. Anßerdem zeichnete der Ombascha 
Doka Ismain sich besonders aus, der sogar 
in Anwesenheit der Mafitis seine Kameraden 
durch einen Kriegstanz anfenerte. Zu erwähnen 
wäre dann noch der Sudauesennaffer Almas 
Mohammed und sodann der Sunahili-Askari 
Abdalla. — Die alten Sudanesen waren 
vorzüglich, luden schnell und zielten ruhig, 
ebenso die Suaheli-Askaris, von denen aber 
nicht viele mitgenommen waren; die neuen 
Sudancsen haben sich nicht besonders aus- 
gezcichnet, sie drängten bei jedem Schuß nach 
rückwärts und mußten öfter mit Gewalt nach 
vorn gebracht werden: erst als Hinknieen be- 
fohlen war, unterblieb die rückwärtige Be- 
wegung. Als Entschuldigung ist bei ihnen 
vielleicht anzunehmen, daß dies das erste Ge 
fecht für sie war, und daß sic auch ihre Waffe 
noch nicht gut genng kennen. 
gez. Johannes, 
Lieutenant.
	        
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