Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

freude andauert, so eröffnet sich eine sehr gün- 
stige Perspektive. 
Es ist Aussicht vorhanden, daß, wenn diese 
Leute, die durchweg Freie sind, gut behandelt 
werden, das Angebot zur Arbeit ein stets 
steigendes werden wird. Vorläufig ist 
mit ihnen ein Kontrakt auf sechs Monate 
gemacht worden. Der Lohn beträgt für die 
Kräftigsten unter ihnen durchschnittlich zehn 
bis zwölf Mark monatlich neben freier Ver- 
pflegung, wie sie Kruarbeiter erhalten; erspart 
werden also die Kosten der Hin= und Her- 
passage mit 50 Mark pro Kopf. 
bungen im Wuri und Abo gemacht werden, 
und besteht kaum ein Zweifel an dem Gelingen. 
In Viktoria beschäftigt das dortige Be- 
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erweisen würden. Immerhin dürfte dieselbe 
indeß bei den elsässischen Spinnereien, die 
vereinzelt bis Nr. 120 spinnen, Beachtung 
finden. Die früher wegen der Farbe der 
Texas-Baumwolle ausgesprochenen Zweifel sind 
durch den guten Ausfall des Produktes nun- 
mehr gehoben, da die Farbe eine ausgezeichnet 
schöne und weiße ist, die in nichts hinter der 
in Texas erzeugten zurücksteht. Es geht daraus 
unzweifelhaft hervor, daß die in Deutschland 
von der Spinnerei gern verwendete Texas- 
Baumwolle ebenso gut in Deutsch-Ostafrika 
wie im Staate Texas gedeiht. 
Demnächst werden Versuche mit Anver- 
zirksamt bei den Arbeiten im botanischen Garten 
einige achtzig Bakwiris bei einem Tagelohn 
von etwa 70 Pf. und Selbstwwerpflegung der! 
Arbeiter. 
Daß die schwedische Firma Kuntson, 
Valdau & Heilborn weit über hundert 
Eingeborene aus dem Niodelrey-Gebiete be- 
schäftigt, ist schon früher berichtet worden. 
Ueber die kürlich eingegangenen 
Da die Provenienz „Sea--Island“ wegen 
der Feinheit und Länge ihres Stapels die 
beste aller Baumwollen ist und viel höher als 
Texas-Baumwolle werthet, so dürfte sich auch 
der Anbau dieser Sorte in den bevorzugteren 
Terrains vortheilhaft erweisen. Dieselbe wird 
hauptsächlich in England von den dortigen Fein- 
spinnern zu den feinsten und theuersten Ge- 
Baumwoll-Proben aus Rikogwe (Deutsch-Ostafrika) "„ 
äußert sich einer der ersten deutschen Baum- 
wollen Industriellen wie solgt: 
Die Proben von Texas= und Sena-Island- 
Baumwolle, letztere aus egyptischem Samen, 
lassen in Bezug auf Stapel, Feinheit der 
Faser und Reinheit absolut nichts zu wünschen 
übrig. Es geht daraus in erster Linie hervor, 
daß der Boden und das Klima im Deutsch 
ostafrikanischen Schutzgebiete für die Erzengung 
von Baumwolle in hervorragender Weise geeignet 
sind, so daß es kaum einem Zweifel unterliegen 
dürfte, daß eine größere Bepflanzung geeigneten 
Areals sich rentabel erweisen wird. 
dürften die Kosten des Transportes sowohl 
im Innern des Landes wie auch zur Ser 
nach Europa den Preis des Produktes gegenüber 
amerikanischen Provenienzen in etwas vertheuern. 
Was speziell die Verwendung derselben für die 
deutschen Spinnereien anbelangt, so hat haupt- 
sächlich nur die Texas Baumwolle für dieselben 
Werth, da im Inlande, mit Ausnahme des 
Elsaß, so feine Garnnummern nicht gesponnen 
werden, daß sich die Verwendung der Sea- 
Island vortheilhaft erweisen würde: auch besitzt 
die Letztere für die im Inlande gesponnenen 
Garne einen zu langen Stapel, wozu die 
Maschinen, die hauptsächlich für gröbere Num- 
mern eingerichtet sind, sich nicht brauchbar 
Allerdings 
spinnsten verwendet. 
Das Alfagras. 
In jüngster Zeit ist in der Presse die 
Frage der Einführung des Alfagrases, eines 
werthvollen Papierrohstoffes, dem das englische 
Papier seine Güte verdanken soll, für die 
deutsche Papierfabrilation in Anregung gebracht 
worden. Es ist dabei auch die Möglichkeit 
erörtert worden, ob unsere deutschen Schutz 
gebiete dasselbe nicht zu produziren vermögen und 
so diese Faser für die deutsche Papierindustrie 
nicht billiger zu beschafsen sei. Nun findet sich 
das Alfsagras aber nur in den Steppen 
Nord-Afrikas von Marokko bis Tripolis, und 
in Spanien nordwärts bis Madrid und Valencia. 
Außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes 
ist die Kultur der Halsa bei Montpellier gelungen, 
jedoch in sehr beschränktem Maßstabe. Die 
Pflanze vermag nicht größere Feuchtigkeit wäh 
rend des Winters zu ertragen und fehlt daher 
auch im westlichen Spanien und in Portugal: 
auch wächst sic nicht gern auf lockerem, sandigen 
Boden, sondern bevorzugt ein steiniges Terrain 
in den Gebieten mit weniger als 50 cm jähr- 
licher Negenmenge. Sie dürfte daher vielleicht 
im Innern Südwestafrikas ausgesät gedeihen, 
doch würde auch im günstigsten Falle die dort 
gezogene Halsa niemals mit der nordafritanischen 
konkurriren können. Schon in Algier sieht 
man, wie sehr bei der Ausfuhr der Halfa der 
Transpork ins Gewicht sällt. Im Jahre 1885 
lieserte die Provinz Oran 89000 Tonnuen, 
Algier 2250 und Constantine 1593. In der 
Provinz Algier sind noch 600 000 Hektar mit
	        
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