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es genügt, die eingeschlossenen Packete durch allmäliges Berieseln zu durchtränken. Darauf
wird der Deckel auf die umgebogenen Ränder der Seitenwände so aufgelöthet, daß ein absolut
luftdichter Verschluß hergestellt ist. Die Zinkkästen werden zum weiteren Versand zu mehreren
in Holzkisten verpackt. Die Etiketten der Pflanzen, welche in dieser Weise konservirt werden,
müssen mit Bleistift geschrieben sein, da Tinte verlöschen würde. Die hauptsächlichsten Vortheile
dieser von Professor Dr. Schweinfurth zuerst angewendeten und namentlich in regenreichen
Gebieten zu empfehlenden Methode liegen darin, daß der Sammler außerordentlich an Zeit
spart, welche er sonst auf das Trocknen der Pflanzen verwenden muß, und daß die Pflanzen
gegen Insektenfraß und Schimmel absolut geschünt sind. ·
Algen werden am besten in Schreibpapier gesammelt und dann unter Wasser mit
Schreibpapier aufgefangen; dann werden die Papierstücke mit den aufgezogenen Algen in der
Luft getrocknet und, wenn sie fast trocken sind, leicht gepreßt.
Alle fleischigen Früchte und Pilze müssen in Alkohol konservirt werden. Als Auf-
bewahrungsgesäse sind hier wiederum verlöthbare Zinkbüchsen oder gut verschließbare Glas-
gefäße geeignet. Die Früchte müssen in den Gesäßen möglichst fest liegen, so daß gegenseitige
Beschädigungen durch Schütteln ausgeschlossen sind. Bringt man Früchte verschiedener Art
zusammen, so muß dafür Sorge getragen werden, daß die Etiketten, die auch hier mit Bleistift
zu schreiben sind, nicht verwechselt werden können: sie werden an die Objekte festgebunden und
die Letzteren außerdem in weiches Papier oder noch besser in Zeug (Gaze oder dünner Baum-
wollenstoff) eingewickelt. ·
FriichtemittrockcncrScljalc,Samcn,.L)ol«s,abfchniltc,Rindcnftiickcwerdenintrockene-n
Zustande verpackt, nachdem auch hier auf eine sorgsame Vefestigung der Etiketten geachtet
worden ist.
Samen, welche noch keimfähig scheinen, müssen durch die Post als Muster ohne Werth
au die botanische Centralstelle möglichst bald gesandt werden, da die meisten tropischen Samen
ihre Keimfähigkeit nicht lange behalten. Dasselbe gilt für frische Knollen und Zwiebeln, deren
Versendung in Moos oder ähnlichem Packmaterial durch die Post zu empfehlen ist.
Bei allen diesen Objekten ist es durchaus nothwendig, die Stammpflanze trocken oder
in Alkohol mit einzusenden. Früchte, Samen, Hölzer, Wurzeln, Rinden u. s. w. sind ohne die
Pflanzen, von denen sie entnommen sind, für die wissenschaftliche Untersuchung fasl werthlos,
da man den Namen derselben nur ausnahmsweise wird feststellen können.
Ferner ist es der botanischen Centralstellc sehr erwünscht, sonstige, dem Pflanzenreich
angehörendc, von den Eingeborenen benutzte Gegenstände zu erhalten, z. B. Genuß und Heil-
mittel, aus vegetabilischem Material hergestellte Faser= und Zeugstoffe, Gefäße, Werkzeuge u. s. w.,
wobei die einheimischen Namen beachtet und notirt werden und womöglich die Stammpflanzen
eingesandt werden müssen.
Auch Photographien und Stizzen von Bäumen oder ganzen Vegetationspartien werden
dazu beitragen, unsere Kenntniß der Flora zu vermehren.
Die botanische Centralstelle bittet alle in den Kolonien sich aufhaltenden Personen, an der
botanischen Durchforschung mitzuwirken, indem sie hervorhebt, daß ein großer Theil der bisher
aus dem tropischen Afrika eingesandten pflanzlichen Objekte von Personen gesammelt wurde, die
nicht geschulte Botaniler waren, durch deren opferwillige Bemühungen aber der Wissenschaft
wichtige und sie selbst ehrende Dienste geleistet wurden. Um eine Zersplitterung der Samm-
lungen zu verhindern und eine einheitliche Bearbeitung derselben zu ermöglichen, ist es noth
wendig, allcs gesammelte Material an die botanische Centralstelle zu senden; wünschen einzelne
Sammler und Stationsleiter bestimmte andere Museen mit den eingesandten Gegenständen bedacht
zu sehen, so wird bei der Vertheilung der Doubletten gern solchen Wünschen Rechnung
getragen werden.