Full text: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

ist je eine besondere Dienstanweisung ausge- 
arbeitet worden, welche immer nur denjenigen 
Postanstalten zugestellt wird, die mit dem be 
treffenden Dienstzweige Besassung haben. 
Von der Einführung der in Deutschland 
für das Postwesen geltenden Gesetze und Ver- 
ordnungen im Bereiche der Schutzgebiete ist 
bis jetzt abgesehen worden. 
Die Ruinen von KRilwa. 
Von H. F. v. Behr. 
Kilwa Kissiwani ist die einzige Stadt an 
der Deutsch-Ostafrikanischen Küste, welche auf 
eine geschichtliche Vergangenheit von sast tausend 
Jahren zurückblicken kann. Die drei Geschichts- 
perioden, welche in den Bauresten von Kilwa 
ihre Spuren hinterlassen haben, 
arabische und persische Zeit von 987 
1498 u. Chr., die portugiesische von 1498 
bis 1698 und die zweite arabische Periode 
  
643 
von 1698 bis 1826. Um mit dieser jüngsten 
Jeitepoche zu beginnen, 
Geschichte überliejert worden, 
giesen aus Kilwa und Mombassa durch den 
tapferen Mohr Sisf Ben, Sultan von Maskat, 
zwischen 1680 und 1690 vertrieben wurden. 
Die Insel war in den darauf folgenden Jahr- 
hunderten der bedeutendste arabische Stützpunlt 
an der afrikanischen Küste, und die meisten 
Baureste stammen aus dieser jung-arabischen 
Zeit. Am Nordost User der Jnsel erhebt sich 
so ist uns durch die 
daß die Portu- 
unmittelbar am Meeresstrande ein mächtiges 
arabisches Fort mit Eckthürmen und krenelirten 
Mauern. Der viereckige Ban hat 20 Meter im 
Quadrat, die Mauern sind etwa 12, 
Thürme 15 Meter hoch. 
kehrte Front ist durch die nagenden Fluth- 
wellen fast ganz zerstört. Einer der mäch- 
tigen Eckthürme liegt bereits in Trümmern 
am Boden, der zweite ist ebensalls unterspült 
und wird bald nachfolgen; die übrigen Mauern 
und Thürme sind jedoch noch unversehrt und 
bieten, vom Meere aus gesehen, einen impo 
santen Anblick dar. Durch ein schön geschnibztes 
Holzthor, über dem ein Koranspruch angebracht 
ist, gelangt man in den Burghof, welcher ganz 
mit Gras und dichtem Buschwerk überzogen 
ist. Große Schutthaufen und Steintrümmer 
liegen überall umher und sind die einzigen 
Ueberreste der inneren Gelasse, welche lleine 
dumpfe Höhlen gewesen sein müssen, da sich 
in dem ganzen Bau kein Fenster und nur 
sehr wenige Luftlöcher befinden. Man kann 
daher mit Bestimmtheit annehmen, daß dieses 
Fort nicht als Wohnung, sondern nur als 
Sklavenzwinger gedient hat. Der Mangel 
schnell zerstört. 
die 
Die dem Meere zuge- 
Insel hat die alte Araberstadt gelegen, 
sind die alte In#d aite gien 
bis 
jedes architektonischen Schmucks und die Er- 
innerung an seine dereinstige Bestimmung lassen 
wenig Interesse an diesem Bauwerk aufkommen. 
Nach Aussage der Eingeborenen soll das Fort 
von Sayd Sayd, dem Vater des jebigen 
Sultans von Sansibar, zu Ansang dieses Jahr- 
hunderts erbaut sein. Nach der äußeren Be- 
schaffenheit des Gemäuners könnte man auf 
ein höheres Alter schließen. Es ist jedoch 
nicht unwahrscheinlich, daß Sayd Sayd, 
welcher an verschiedenen Punkten der Küste 
befesligte Plätze anlegen ließ, auch dieses Fort 
erbaut hat. Neben der Burg liegt ein arabi- 
scher Begräbnißplatz mit gut erhaltenen und 
theilweise sehr schönen Grabdenkmälern, welche 
aus verschiedenen Zeiträumen stammen und 
reich mit Koransprüchen und eingemeißelten 
Figuren geziert sind. Auf der Nordseite der 
auf 
deren Trümmern jetzt der lleine Ort Kissiwani 
erbaut ist. Nach der Ausdehnung der Ruinen 
zu urtheilen, hat die Stadt nur die Fläche 
von elwa einem Quadratkilometer bedeckt und 
kann nicht mehr als einige Tausend Einwohner 
gehabt haben. Die Fundamente und Mauer- 
reste zeigen deutlich, daß die Bauart dieselbe 
war, wie sie noch heute bei arabischen Bauten 
in Sansibar und an der Küste üblich ist. Die 
Mauern sind aus Korallenfelsen aufgeführt, 
als Bindemitlel diente ein aus Korallen= und 
Muschelschalen gebraunter Kalk, welcher mit 
Sersand vermischt und mit Salzwasser ange- 
rührt wurde, wie dies noch heute geschieht. 
Durch den Salzgehalt im Kalk wird die 
Feuchtigkeit angezogen und das Mauerwerk 
Alle arabischen VBanwerke ver 
fallen daher schon nach kurzer Zeit. Irgend 
ein architektonischer Schmuck, welcher auch nur 
im Entferntesten an die maurische Bauart und 
die Denkmäler altarabischer Baukunst in Spanien 
und Nord-Afrika erinnert, ist an diesen Bau 
resien nicht vorhanden. Nichts läßt darauf 
schlieten, daß die Stadt ein anderes Aussehen 
gehabt hat, wic die heutigen Küstenstädte mit 
den niedrigen, weiß getünchten Hänsern und 
den schmutzigen, winkeligen Straßen. In ciniger 
Entsernung von der alten Araberstadt liegen 
gegen Süden die Ruinen zweier Moscheen, 
welche noch ziemlich gut erhalten sind und 
anscheinend einer früheren Periode angehören. 
Diese Mauerreste sind von Buschwerk und 
. Schlingpflanzen derart überwuchert, daß man 
sie von außen nicht sehen 
| 
laun. Erst durch 
die eingeborenen Führer, welche sich bald mit 
meiner merlwürdigen Passion, die alten Ruinen 
zu durchstöbern, ausgesöhnt hatlen und mich 
dann auf jedes alle Gemäuer aufmerksam 
machten, fand ich den Eingang in die Moscheen. 
Der erste Eindruck, welchen man von diesen
	        
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