günstigt hatte, ohne besondere bemerkenswerthe Vor-
gänge. Nachdem wir am 10. Mai in weiter Ferne
die mächtigen Gebirge von Bougainville wahrgenommen
hatten, kam der „Bussard“ am Vormittag des 11. Mai
vor Herbertshöh wieder an und konnte nach be-
schleunigter Ergänzung des Kohlenbestandes in Matupi
bereits am Spätnachmittage des 12. Mai die Weiter-
reise nach dem Schußgebiet der Marshallinseln an-
treten, nachdem er 26 Tage im Schutzgebiet der
Neuguinea-Kompagnie sich aufgehalten hatte. In
dieser bei der Schnelligkeit des Schiffes langen Zeit-
spanne hatte ich, dank dem Entgegenkommen des
Kommandanten Herrn Korvettenkapitäns Gerpß, die
seit langer Zeit gewünschte Gelegenheit gefunden,
gewisse serne Theile des Schutzgebiets, in welchen der
Begriff einer übergeordneten staatlichen Gewalt bei
den Eingeborenen erst im Entstehen begriffen ist, zu.
besuchen und deren Bewohnern die Zugehörigkeit zuU
unserem Schutgebiet zu verdeutlichen, wobei natür-
lich der tiese Eindruck, welchen auf Eingeborene der
Anblick des selten gesehenen, stark bewehrten Kriegs-
schiffs machte, eine erhebliche Rolle spielte.
Einige Bemerkungen möchte ich noch über das
Verhalten der mitgenommenen Tasmanleute an-
knüpfen, welche ich im August 1892 bei längerer
Anwesenheit in Herbertshöh zu beobachten Gelegenheit
hatte. Sie waren seit ihrer Ankunft dortselbst mit
regelmäßiger, ihren Fähigkeiten entsprechender Arbeit
beschäftigt worden, konnten sich aber frei bewegen. Sie
hatten sich sehr bald in ihre Lage gefunden und waren
zufrieden und zu jeder Arbeit willig. Tiefen Ein-
druck machte die Verurtheilung des Lord Howe-
Eingeborenen Ponisse zu dreijährigem Gefängniß
auf sie. Indessen war ihnen Allen, wie man sich
aus Unterhaltungen mit Charly überzeugen konnte,
ins Bewußtsein gedrungen, daß die Verwaltung des
Schußgebiets nicht von ihrer Macht einen willkür-
lichen Gebrauch macht, sondern nur den unrecht
Handelnden zur Bestrafung zieht, die gut sich Ver-
haltenden schütt.
Als gegen Ende August der Kanzler Geißler
den Strafzug gegen die Fecedinsulaner wegen Er-
mordung zweier Händler antrat, ordnete er an, daß
ihn Charly als Dolmetscher und außerdem Fotan
begleiten sollte, welch Letzterer, nach der Heimath zu-
rückgekehrt, schildern sollte, wie Mordthaten streng
bestraft würden. Nunmehr baten die sämmtlichen
Tasmanleute, man möge sie mitnehmen, sie wollten
sich an dem Strafzug gegen die Feedinsulaner, deren
Verhalten von ihnen verurtheilt wurde, betheiligen.
Ihrem Verlangen wurde gewillfahrt.
Jett werden die Tasmanleute und Charly
schon seit geraumer Zeit in ihre Heimath zurück-
befördert sein; sie werden unzweifelhaft unter ihren
Landsleuten Anschauungen verbreiten, welche bei den-
selben unserer Verwaltung ein erhebliches Maß von
Ansehen sichern. Natürlich müssen gelegentliche Besuche
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von Verwaltungsbeamten das Gefühl der Autorität
der Verwaltung bei den Eingeborenen von Zeit zu
Zeit wieder beleben.
Erfolge der deutschen Waßen in Ostafrika.
Aus Udega, Ushirombo (zwischen Victoria= und
Tanganyika= See) schreibt P. Lombard in einem
Briefe vom 18. Juni 1892, welchen „Gott will es“
abdruckt:
„Wir erfreuen uns in diesen Gegenden
einer vollständigen Ruhe. Die Wangoni, die
sich eine Tagereise von hier niedergelassen haben, sind
unsere Freunde geworden. Die deutsche Kanone hat
Wunder gewirkt zur Beruhigung dieser durch Kriege
verwüsteten Länder. Wir müssen den deutschen Ex-
beditionen lebhaften Dank sagen für das schöne
Werk, das sie hier durch Unterdrückung der Raub-
züge gewisser Stämme vollbracht haben. Die Neger
wie die Araber respektiren und hören den, welcher
Macht hat und sich derselben von Zeit zu Zeit mit
Gerechtigkeit bedient.
Sie werden schon wissen, daß die Deutschen im
Begriffe sind, Sike, den widerspenstigen Sultan von
Tabora, zur Vernunft zu bringen. Man sagt, daß
dann die Reihe an die Barambo kommen wird. In
diesen beiden armen Ländern veranlaßt die Straf-
losigkeit eines Verbrechens immer die Näuberbanden,
neue zu begehen.“
ön der augenblicklichen Lage am Rilimandijaro
berichtet der Kompagnieführer Johannes unterm
20. Dezember v. J., daß nach seinem Abmarsch von
Same die Mabais den Kanyama, Sohn des Mua-
namata, in Muembe angegriffen haben, weil er
oder sein Vater uns den Weg zu ihren Krals gezeigt
hätte. Es ist darauf Ombascha Murgan Mohamed
mit 39 Sudanesen nach Muembe geschickt worden,
um zu fragen, ob diese Nachricht richtig sei. Sollten
die Masais wirklich Vieh des Kanyama geraubt
haben, so hatte er den Befehl erhalten, die Masais
zu vertreiben. Ombascha Murgan kam gestern, so
schreibt Kompagnieführer Johannes, mit 100 Eseln,
20 Ochsen und ungefähr 600 Ziegen zurück. Wie-
viel Masais gefallen, läßt sich nicht genau angeben;
es werden nach Aussage der Soldaten 50 bis 60 sein.
30 Masai-Weiber mit und ohne Kinder sind
ebenfalls gebracht; sie sind mit zur Station genommen
worden, um als Geiseln behalten zu werden. Jo-
haunes hosft, daß nun die Masais genug haben
werden und keine Soldaten mehr todtschlagen oder
Dörfer ausrauben werden.