Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Den Hauptherd des Aufruhrs, Bona Ngan 
(Tokodorf) erreichte ich am 7. d. M. Nachmittags 
3 Uhr. Ohne Widerstand zu finden, gingen wir an 
Land, das Dorf wurde zerstört. Die Bananen, Planten, 
Zuckerrohr-, Bams-, Koko-, Kassada= und sonstige Nähr- 
pflanzen wurden vernichtet, die meisten Kokospalmen 
niedergehauen. Am 8. d. M. früh 6 Uhr ging es 
an die Verfolgung der Tokoleute in den Urwald. 
Nach etwa einstündigem Marsche in nordwestllicher 
Richtung wurden Fallgruben bemerkt und demnächst 
ein sogenanntes Reservedorf der Tokoleute ausgedeckt. 
Die Gegner sehten sich mit Schuß= und Hiebwaffen, 
sowie Wursgeschossen zur Wehre, wurden indessen 
unter Vernichtung ihres Unterschlupfes in das vom 
Donga her ausgetretene Hochwasser getrieben. 
Im Auschluß hieran verständigte ich die fluß- 
aufwärts wohnenden Leute von Dogumbwang, daß 
sie als Freunde des Gouvernements nichts zu be- 
fürchten, im Gegentheil unseren Schutz im Nothfalle 
zu gewärtigen hätten, dies auch unter Vertheilung 
der ihnen von mir hierüber ausgestellten Schriftstücke 
den oberhalb rechts und links vom Sanaga gelegenen 
Ortschaften mittheilen möchten. Hierauf wurde Pungo 
ungo angegriffen, dessen Einwohner sich an der 
Plünderung und Zerstörung der Woermannschen 
Tokofaktorei erheblich betheiligt hatten. Die Dorfleute 
setzten uns energischen Widerstand entgegen, der um 
so gefährlicher war, als die Pungo Sungo-Leute, 
wie wir uns überzeugten, im Besitze von Hinter- 
ladern sind. Die Soldaten gingen in musterhafter 
Ordnung muthig voran, mehrere Gegner wurden 
niedergeschossen, das Dorf wurde zunächst von Osten 
nach Westen, sodann in umgekehrter Richtung bis weit 
in den Urwald durchschritten, demnächst mit dem Zer- 
störungswerke begonnen, das am Morgen des 9. d. M. 
beendet wurde. Ueberreste der Woermann-Faktorei, 
insbesondere Balken, wurden im Busch hinter Pungo 
ungo aufgefunden und der Eigenthümerin zurück- 
gestellt. Gegen 9 Uhr abends erhielten wir von 
den Pungo Sungo-Leuten aus einer Entsernung von 
150 m nochmals Gewehrfeuer. Mit dem Maxim= 
geschütz und zwei Revolverkanonen wurden sie jedoch 
bald unter erheblichen Verlusten in die Flucht ge- 
schlagen. 
Am 9. d. M. wurde nach Zerstörung von drei 
nordöstlich von Bona Ngan gelegenen Toko-Sklaven= 
dörfern, deren eines größer als Bona Ngan selbst 
war, Elokotut von zwei Seiten angegriffen. Der 
Widerstand wurde bald gebrochen. Die Soldaten 
gingen so energisch vor, daß die Gegner in wilder 
Flucht unter Fortwersen ihrer Gewehre den Busch 
aufsuchten. Mehrere Gewehre wurden erbentet. 
Nachts gegen 2 Uhr bemerkten die Posten zum 
Ueberfall heranschleichende Bakokos; auf sofortigen 
Alarm trat das Maximgeschütz in Thätigkeit, vor 
dessen Wirkung der Gegner eiligst zurückwich. 
Am 10. d. M. ging ich zunächst auf Yatu aus 
südlicher und ösllicher Richtung zum Angriff vor, 
von dessen Einwohnern in letzter Zeit die kleinen, 
  
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den Sanaga befahrenden Woermann-Dampfer 
häufig und besonders heftig beschossen worden waren. 
Die Yatuleute mochten unsere Erfolge in den vor- 
gehenden Tagen erfahren haben, ihr Widerstand war 
nur unerheblich, die meisten hatten ihr Heil im über- 
schwemmten Urwald gesucht. 
Für den 11. d. M. plante ich folgenden Ueberfall 
auf Ya#bi, das auf Dipaka flußabwärks folgende 
Dorf. Um die Yabileute über die Richtung unseres 
Vordringens zu täuschen, fuhr ich am Abend des 
10. Oktober weit flußaufwärts, fernab von der 
Dipaka-Beach, und entsandte Nachts 3 Uhr ein mit 
den vierzehn besten Soldaten besetztes Boot fluß- 
abwärts mit dem Befehle, 300 m östlich von Yabi 
an Land zu schleichen, dabei nur im dringendsten 
Falle zu schießen, das Hauptaugenmerk auf Gefangen- 
nahme von Bakokos zu richten. Um möglichst ge- 
räuschlos heranzuschleichen, ließ ich den Ruderern 
Paddeln geben. Ein Kamerun-Kanu unter Führung 
Elesas aus Malimba zeigte den Soldaten die beste 
Landungsstelle. Drei Yabileute wurden beim Ueber- 
fall gesangen genommen, von denen einer später beim 
Fluchtversuch getödtet wurde. Von den Gefangenen 
erfuhr ich, daß die Maobileute in großer Zahl sich 
auf ihren Kanus in den an abi heranreichenden, 
hoch überschwemmten Urwald geflüchtet hatten. Wäh- 
rend die Kameruner und Malimbesen das Dorf ver- 
nichteten, ließ ich eins unserer Kanus über Land nach 
dem Ueberschwemmungsgebiete tragen, bemannte das- 
selbe mit Soldaten, einem Gefangenen als Führer 
und begann die Verfolgung der Gegner. Das Kann 
war indeß zu groß, um durch das nahezu undurch- 
dringliche Dickicht weit vordringen zu können. Unter- 
wegs wurde ein großes Kanu erbeutet, das wegen 
seiner Größe von den NYabileuten auf der Flucht im 
Slich gelassen werden mußte. In dem demnächst 
angegriffenen Ekotokedorf, dessen Leute als besonders 
lapfer und als die treuesten Bundesgenossen Tokos 
gerühmt werden, sanden wir auffälligerweise keinen 
Widerstand; vorher versicherten uns mit den Ver- 
hältnissen vertraute Missionare und Kaufleute, daß 
wir uns hier auf den heftigsten Kampf gefaßt machen 
müßten. Auch diesen Leuten hatten angenscheinlich 
die vorhergehenden Tage die UNeberzeugung ihrer 
Ohnmacht beigebracht. 
Die Vestrafung der Kwakwaleute bildete eine der 
Hauptaufgaben. Ohne den Kwakwa ist der Sanaga, 
der schönste, mächligste und den reichsten Ertrag ver- 
sprechende Strom des Schutgebietes, werthlos. Die 
Malimba-Mündung ist mit Ausnahme sehr weniger 
Monate im Jahre versandet, für größere Dampfer 
daher nicht passirbar; kleinere Fahrzeuge müssen die 
Malimba-Mündung, die nur über See erreichbar ist, 
ohnehin meiden und sind ausschließlich auf den Weg 
durch den Kwakwa angewiesen. Ich unternahm den 
Angriff der Kwakwadörfer aus nördlicher Richtung 
und begann am 11. d. M. Nachmittags 2½ Uhr mit 
Bona Mutome. Schon beim Landen schossen die 
Soldaten aus den Booten heraus einige Gegner
	        
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