Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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gebrochen und die Ersatzmunition nicht zur Stelle 
war, keine Zeit, und mußte ich mich entschließen, die 
Truppen zurückzuziehen. Ich sandte Beschl an Fuchs, 
die Rücknahme meiner Truppe durch intensives Feuer 
zu decken, und ging die Truppe in ruhiger, geordneter 
Haltung auf das Lager zurück. Es waren 2 Mann 
gefallen, 10 verwundet; der Feind hatte ebenfalls 
empfindliche Verluste und nach Meldung der Sturm- 
abtheilung die Todten während des Gefechtes in der 
Boma aufgeschichtet. 
Wie schon am ersten Gefechtstage, so hatten sich 
auch beim heutigen Gefecht die Mannschaften vor- 
züglich geschlagen, und muß ich namentlich der Su- 
dauesen= und Gomorenabtheilung volles Lob spenden. 
Einzelne haben geradezu mustergültige Beweise von 
Tapferkeit und Muth an den Tag gelegt, so be- 
sonders unser langer Fahnenträger, wie der Schausch 
der Sudanesen und drei Gomoren, und erlaube ich 
mir, Euer Hochwohlgeboren ganz gehorsamst zu 
bitten, den Betreffenden in irgend einer Form Ihre 
Anerlennung zu Theil werden zu lassen. Unsere 
für Negergefechte ziemlich bedeutenden Verluste sind 
wohl darauf zurückguführen, daß die Wanika, leiden- 
schaftliche Jäger, mit der Büchse wohl umzugehen 
wissen. Jedenfalls sind aber die Verluste des 
Feindes bedeutend größer. 
Ich habe noch nachzuholen, daß ich am ersten 
Gefechtstage 10 Ochsen, 50 Ziegen, die der Feind 
nicht mehr rechtzeitig in die Boma bringen konnte, 
erbeutete, ferner machte ich am gleichen Tage zwei 
Gefangene, von denen der eine zufällig der Häupt- 
ling Sunda, doch schienen seine Leute nicht viel auf 
ihn zu geben, denn sie wiesen meinc Anerbictungen 
und Bediugungen für event. Auslieferung höhnend zurück. 
Da ich einsah, daß bei der Zähigkeit des Feindes 
und seiner guten Position die Angelegenheit größere 
Dimensionen annahm und ich einen nach den starken 
feindlichen Verlusten jeßt allerdings fraglos erfolg- 
reichen Sturm nur mit erncuten Opfern ausführen 
lonnte, hierfür aber ohne bestimmte Ordre eine Ver- 
antwortlichkeit nicht übernehmen zu dürsen glaubte, 
so erlaubte ich mir, Euer Hochwohlgeboren genauen 
Vericht einzusenden mit dem Anheimstellen, vielleicht 
die Führung selbst zu übernehmen, indem ich zu- 
gleich meldete, daß ich mich bis zum Eintreffen 
weiterer Ordre jeder Aktion enthalte, um nicht durch 
abermaligen Patronenverbrauch Herrn Major aktions- 
unfähig zu machen. In der Zwischenzeit entsandie 
Rekognoszirungspatronillen siellten fest, daß der süd- 
lich an die Boma anschließende sumpfige Wald be- 
trelbar und ein unbemerkies Anschleichen an die 
Boma erlaubte, was für event. Brandlegung von 
großem Werthe. 
Am 9. Juni erhielt ich die Nachricht, daß Herr 
Maior noch an demselben Tage mit dem Rest der 
versügbaren Msih eintreffen werden. 
z. Dr. Bumiller, 
Chef des Etpchillorskow der Wissmannschen 
Seeenexpedition. 
nächst Versuche mit Tabaksbau gemacht werden. 
  
NhB. Ueber meine zweite Reise zu Merere steht 
Bericht noch aus — derselbe konnte seither wegen 
meines Augenleidens nicht eingereicht werden — und 
solgt mit Karte sowie Itinerar der dritten Reise 
mit nächster Post. 
Von der Plantage Derema. 
Die „Gazette lor Zanzibar“ berichtet, daß Herr 
Cowley, der Leiter der Plautage Derema, sich sehr 
günstig über den Gesundheitszustand und die Leistungen 
der Javanen, welche als Arbeiter auf der Station 
beschäftigt sind, ausgesprochen habe. Kurz nach ihrer 
Uebersiedelung seien zwei Todesfälle an Malaria 
vorgekommen, nachdem die Javanen sich an das Klima 
gewöhnt hätten, sei ihr Befinden ein vorzügliches. 
Pesa- Rurs. 
Nachdem das Verbot der Einsührung fremder 
Kupfermünzen in das deutsch-oslafrikanische Gebiet 
zur Durchsührung gebracht worden ist, ist der Stand 
der Pesas daselbst allmählich in erfreulicher Weise 
wieder gestiegen. Die Rupie hat den Kurs von 64 Pesa 
erreicht. Auf Sansibar schwankte die Rupie zu An- 
sang September d. Is. zwischen 68 und 70. 
  
Togu. 
Baumwolle aus Togo. 
Aus Togo waren s. Z. zwei Ballen Baum- 
wollenproben in Hamburg eingetrossen und von 
Sachverständigen untersucht worden. Auf Grund 
dieser Untersuchung ist der Werth der Baumwolle 
nach den übersandten beiden Proben auf 45 bis 
50 Mark bezw. 48 bis 53 Mark für 50 Kilogramm 
geschäßt worden. 
Den Amtsvorstehern von Klein-Popo und Lome 
ist die allgemeine Weisung zugegangen, daß Schisse, 
welche cine andere Rhede des Schußzgebictes wie die 
von Klein-Popo anlaufen, nicht zum freien Verlehr 
zuzulassen, vielmchr nach Klein-Popo zu senden sind, 
um hier einer Kontrole durch den Regierungsarzt 
unterzogen zu werden. 
Ueber die Eihriceiing d der Station Bismarck- 
burg entnehmen wir einem Berichte des bisherigen 
Leiters derselben, Conradt, daß sowohl mit der 
Viehzucht, als mit dem Ackerban in der letzten Zeit 
bedeutende Fortschritte gemacht worden sind. Die 
Gemüse gedeihen dort vortrefflich; eine große Acker- 
släche ist mit Reis bestellt, und das Maisfeld sleht 
geradczu herrlich, an tieferen Stellen sind die Mais- 
standen 4 bis 4½ Meter hoch. Auch sollen dem- 
Der 
Gesundheitszustand war bei allen Bewohnern der 
Station zur Zeit vortrefflich.
	        
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