Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

Ein Theil der Heerde wurde einem früheren 
Reiter der Schutziruppe, Namens Thalheim, welcher 
in Hermanns Dienste getreten war, auf eine be— 
stimmte Zeit zur selbständigen Bewirthschaftung mit 
der Bedingung überlassen, daß die Hälfle der nach 
Vervollständigung der Stammheerde verbleibenden 
jährlichen Aufzucht dem Thalheim gehört, wogegen 
die andere Hälftc sowie der Wollertrag der ganzen 
Stammheerde und der halben Aufzucht dem Her- 
maunschen Unternehmen verbleibt. 
Aehnliche Verträge beabsichtigte Hermann auch 
mit zuverlässigen Eingeborenen abzuschließen. 
Neuerdings hat derselbe berichtel, daß er in 
Kubub einen Versuch mit dem Anbau von Weizen 
zu machen gedenke. 
Eine bedcutende Erweiterung sollte das Kububer 
Unternehmen, wie in unserem vorigen Berichte be- 
merkt, durch Ausdehnung auf das dem Häuptling 
von Bethanien unterstehende, von diesem an E. Her- 
mann verpachtete Gebiet von Nomtsas erfahren. 
Dieser Plan hat noch nicht zur Ausführung kommen 
können, weil der bekannte Hendrik Witboi ganz un- 
berechtigter Weise Einspruch dagegen erhob. Der- 
selbe schrieb im Mai v. Is. nicht bloß an Her- 
mann, sondern auch an den Kapitän von Bethanien, 
daß er die Niederlassung eines Deutschen in Nomt- 
sas nicht dulden werde. Infolge hiervon war es 
Hermann nicht möglich, die zur Ueberführung eines 
hrößeren Theils der Heerde von Kubub nach Nomtsas 
und zur Errichtung einer Station an letzterem Ort 
ersorderliche Anzahl von Eingeborenen anzuwerben. 
Inzwischen hat der Kampf zwischen der ver- 
stärkten Kaiserlichen Schutztruppe und Hendrik Witboi 
begonnen, und indem wir die bezüglichen Maßregeln 
der Kaiserlichen Regierung sowie das kräftige Vor- 
gehen des Führers der Schuttruppe, Majors v. Fran- 
çois, mit freudigem Danle begrüßen, hoffen wir 
zugleich, daß nach der bald zu erwartenden, voll- 
ständigen Besiegung des Witboi und seines Anhanges 
nicht bloß die geplante Errichtung einer weiteren 
landwirthschaftlichen Station in Nomtsas stattfinden, 
sondern überhaupt Nuhe und Ordnung im Lande 
— die Grundlage aller wirthschaftlichen Unterneh- 
mungen — hergestellt werden wird. 
Von Herrn Dr. Dove, welcher, wie in dem 
vorigen Geschäftsberichte erwähnt, von uns den Auf- 
trag zur Untersuchung der Khomas-Hochebene erhalten 
hat, ist ein abschließender Bericht noch nicht eingegangen. 
In seinen vorläufigen Mittheilungen hat sich derselbe 
sowohl über die klimatischen als über die Wasser- 
verhältnisse der dortigen Gegend günstig ausgesprochen 
und namentlich den Platz Haris als einen Ort nam- 
haft gemacht, welcher sich zur Niederlassung von- 
deutschen Ansiedlern gut eignen würde und an welchem 
sechs bis acht Farmen von solchen Ansiedlern be- 
trieben werden könnten. 
Das von der deutschen Kolonialgesellschaft ins 
Leben gerusene Siedelungsunternehmen, an wel- 
chem wir uns mit Antheilscheinen belheiligt und welches 
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wir auch in anderer Hinsicht unterstützt und gefördert 
haben, ist in sletiger Entwickelung begrissen. Berei#s 
dreimal hat die Kolonialgesellschaft auf von ihr 
gecharterten Dampsern deulsche Ansiedler direkt nach 
Walfischbay und von da nach Klein-Windhoek und 
Umgegend befördert. 
Ueber ein siegreiches Gesecht der südweslafrikanischen 
Schutztruppe mit den Wilbois 
wird einem Berichte des stellvertretenden Kaiserlichen 
Kommissars Major v. Frangois Folgendes ent- 
nommen: 
Am 8. Juli d. Is., nachmittags, traf ich mit 
1 Offizier, 9 Unteroffizieren, 59 Reitern, 15 Farbigen 
und 3 Wahen in Hoornkraus ein. Die Siation sand 
ich in bester Ordnung. Der Stationsälteste, Sergeant 
Pohl, meldete mir, daß seit einigen Wochen sich 
nichts Feindliches in der Umgegend von Hoornkraus 
gezeigt habe. Letßteres wic andere Anzeichen bestärkten 
mich auch in der Annahme, daß die Witbois ihren 
Aufenthalt nach Tantus am Kuniseb verlegt haben, 
einem Plaßz, welcher durch bequeme Verbindung nach 
allen Richtungen, im Besonderen nach der Walfisch- 
bay, günstige Terrain-, Wasser= und Weideverhält- 
nisse ungleich größere Vortheile für die Witbois in 
sich schließt, als ihr bisheriger Anfenthalt wesllich von 
Hoornkrans. In Erwägung des Umstandes, daß 
eine Wiederbesetzung von Hvornkrans durch Witbois 
für uns zumal bei Verwendung von Geschühen hier- 
nach nur vortheilhaft sein kann, enkschied ich mich 
für eine Verlegung der Besatzung von Hoornkrans 
nach Gurumanas, einem Plaßze, der bei Unter- 
nehmungen gegen Witboi vermöge seiner centralen 
Lage zu den Plätzen Tautus, Hoornkraus, Reho- 
both und Windhoek stets von Bedentung sein wird. 
Noch am Abend der Ankunft in Hoornkrans ließ 
ich die Bestände an Munition und Lebensmitteln auf 
die mitgebrachten Wagen verladen, so daß am Morgen 
des 9. Juli in aller Frühe der Rückmarsch über 
Gurumanas nach Windhoek angetreten werden 
konnte. 
Als am 10. Juli 5 Uhr 20 Minuten morgens 
die aus 2 Unterossizieren, 4 Reitern, 6 Farbigen 
bestehende Spitze das Plateau einer elwa 85 Meter 
das Niveau des Jummehales überhöhenden, stark 
konvex geböschten Erhebung erreicht hatte und kurz 
vorher von mir die Entsendung einer Patrouille von 
2 Mann angeordnet war, wurde meine Aufmerksam= 
keit durch das Anschlagen meiner Hunde nach links 
gerichret. Die Gewehre wurden in Bereitschaft ge- 
setzt, und bald darauf erhielten wir von vorn und 
links ein Schnellseuer von einer Abtheilung in der 
Stärke von elwa 90 Mann. Ich ließ sofort Alles 
aus dem Sattel springen und das Feuer vom Platz 
aus erwidern. Der Vortrupp, 2 Unteroffiziere, 
15 Neiter, der wegen der noch herrschenden Dunkel-
	        
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