aufs Aeußerste die eingetrockneten Gerippe zahlreicher
Rinder, welche die ganze Gegend bedeckten; um die
Kraals herum sah es einfach schrecklich aus. Hunderte
von Thieren lagen herum, sterbende und in allen
Stadien der Verwesung; kein Versuch wurde gemacht,
sie zu begraben, infolge dessen herrschte überall ein
entsetzlicher Gestank und die Bevölkerung befand sich
in hülflosem Elend. Vom Morgen bis zum Abend
sangen die Massai: „Wir beten zu Gott, wir beten
zu Mbaratien.“ Das ganze Land war erfüllt von
Klagen und dem Schrei der Verzweislung. Wegen
der Rinderpest waren keine Lebensmittel, weder für
Geld noch für gute Worte zu bekommen.“
Aus Deutsch-Massailand berichtet Major v. Wiss-
mann von seiner Expedition nach dem Kilimandjaro,
„daß an Stelle verlassener Massaikraals Hunderte
von Rindern die Luft verpesteten und daß überall
gefallene Büffel umherlagen“; und Dr. Baumann,
der ein Jahr später diese Gegenden passirte, schreibt,
daß sich auf dem Neirobiplateau einzelne Serengeti-
massai im höchsten Stadium des Elends herumtrieben.
„Viele schlichen der Karawane nach und machten den
Geiern und Schakalen die elenden Reste der Träger-
mahlzeiten streitig. Eltern wollten ihre Kinder für
ein Stück Rindfleisch an uns verkaufen, ja eine Mutter
bot uns sogar ihr kleines Mädchen für einen ver-
endeten Lastesel an und ließ uns dasselbe schließlich
zurück.“ Lieutenant Meyer fand, daß von einem
Massaistamme, der nach der letzten Viehseuche von
Hunger getrieben nach Usongo gekommen war, dort
alle bis auf den letzten Mann gestorben waren, weil
die Leute, von Hunger geschwächt, sich nicht mehr
an die ungewohnte vegetabilische Nahrung gewöhnen
konnten; und der englische Bevollmächtigte in Uganda,
Kapitän Lugard, sagt, „daß es die größte Wohlthat
wäre, welche man den Eingeborenen erweisen könnte,
wenn man ein wirksames Mittel gegen die Sadoka
fände“.
RAus fremden Rolonien.
von der italienischen Rolonie Eritrea.
In Eritrea sind wieder zwei Zonenkommandos,
Asmara und Keren, eingerichtet. Ferner ist befohlen,
daß die beiden Festungsartillerie = Kompagnien, die
Pionier= und Verpflegungs-Kompagnie von jetzt ab
zur Hälfte aus Italienern, zur Hälfte aus Einge-
borenen sich zusammensetzen sollten, desgleichen die
Kompagnie „Carabinieri Reali“. Es würden somit in
Zulunft nur italienische Mannschaften haben: das
Bersaglieri-Bataillon und die Krankenträger-Kom-
pagnie, die Hälfte Italiener und die Hälfte Einge-
borene, aber italienische Offiziere die oben genannten
Truppentheile. Nur Eingeborene, aber ilalienische
Offiziere haben die vier Bataillone Infanterle, die
zwei Eskadrons Kavallerie und die zwei Geblrgs-
batterien. Im Ganzen beträgt die Truppenstärke in
Eritrea 224 Offiziere, 6100 Mann, 1100 Pferde
545 —
und Manlthiere. Von der Mannschaft waren bisher
3800 Mann Eingeborene, der Rest Italiener. Durch
oben angegebene Umformation würde sich die Anzahl
der eingeborenen Soldaken um etwa 800 Manmn ver-
mehren und um diese Zahl die der Italiener sich
vermindern. #
Ferner ist bestimmt worden, daß die Dienstver-
pflichtung der aus Italien sich Rekrutirenden bei den
berittenen Waffen und den Carabinieri drei Jahre
beträgt, bei den Uebrigen zwei Jahre, für die ein-
geborenen Mannschaften aber gleichmäßig drei Jahre.
Zur Aufrechterhaltung der für Handel, Wandel
und Gedeihen der Kolonie durchaus nothwendigen
Ruhe und Ordnung sind dem Gouverneur derselben,
gegenwärtig Generalmajor Baratieri, weitgehende
Vollmachten ertheilt worden, wie z. B. das Recht der
Ausweisung der die Ruhe störenden Eingeborenen,
Italiener und Fremden. Wenn es sich um Aufrecht-
erhaltung der Ordnung handelt, hat er die Befugniß,
Ausnahmemaßregeln für die ganze Kolonie oder einen
Theil derselben zu verhängen, wie z. B. die allge-
meine Entwafsnung, Standrechtserklärung, Verbot der
Zeitungen u. s. w. Die Eingeborenen dürfen nur
Waffen tragen nach schriftlicher Erlaubniß des Gou-
verneurs, die Anderen nach derjenigen der Orts-
behörde. . ·
Zur Sicherung der Grenzen vor feindlichen Ueber-
fällen ist ein ausgedehntes Kundschaftersystem jenseits
der italienischen Grenze angeordnet worden, ausge-
führt durch die im italienischen Solde stehenden
Banden. Diese haben bei ekwaigen Angriffen sich
auf die nahe an der Grenze liegenden festen Positio-
nen der Italiener, die durch reguläre Truppen besetzt
und vertheidigt werden, zurückzuziehen, jede eilige
Meldung wird von den am weitesten vorgeschobenen
Posten durch Rennkameele an die befestigten Orte
gebracht, die alle in telephonischer Verbindung mit
Massaua stehen. Die wichtigsten an der abessinischen
Grenze gelegenen Befestigungen sind: Halai, Adi,
Kari und Agordat. Unter der Leitung des gegen-
wärtigen außerordentlich tüchtigen und energischen
Gorverneurs hat die Kolonie schon bedeutende Fork-
schritte in jeder Hinsicht gemacht und wird immer
größere machen bei strenger Aufrechterhaltung der
inneren Ruhe und Ordnung.
(Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine.
November 1893.)
Aus Mozambique.
Nach einem Berichte des amerikanischen Konsuls
zu Mozambiquc hat die englisch-porlugisieche Zam-
besi-Kompagnie von der Königlich portugiesischen Re-
gierung die Konzession zum Bau und Betrieb eines
Telegraphenkabels zwischen Mozambique und Quili-
mane sowie von Telegrapheulinien zwischen Tete
und Chicoa, Tete und Missale, Chicon und Zumbo
erhalten. Der Bau dieser Linien soll binnen 18 Mo-
naten vollendet werden.