Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

mit den meistbegünstigten Staaten wird unzweifel- 
haft auf die Handelsverhältnisse von Deutsch-Ostafrika 
einen günstigen Einfluß ausüben und wesentlich dazu 
beitragen, daß die Produkte aus den deutschen Ko- 
lonien sich mehr als bisher dem heimischen Markte 
zuwenden. 
Plantagenwirthschaft. 
Ueber die Pflanzungsunternehmungen im deutsch- 
ostafrikanischen Schutzgebiet sind auch in diesem Jahre 
durchaus günstige Berichte eingelaufen. In erster 
Linie scheinen für Kaffee auf den Hochflächen der 
Berglandschaft Usambara die richtigen Erzeugungs- 
bedingungen gefunden zu sein. Die ostafrikanische 
Gesellschaft berichtet über den Stand der Kulturen 
in Derema und Nguelo im Hinterlande von Tanga 
Ende August d. Is., daß die Kaffeebäumchen auf 
beiden Plantagen, etwa 160 000 an der Zahl, sich 
in tadellosem Zustande befänden. Der Leiter der 
Mantage Nguelo hofft schon in einigen Monaten eine 
Kaffeeprobe hierher senden zu können. Neben dem 
Javakaffee ist auf Derema — allerdings in weit 
geringerem Umfange und mehr in den Nahmen eines 
größeren Versuches sich haltend — Thee, Kakao und 
Kardamom gezogen worden. Auch in dieser Hinsicht 
liegen bis jetzt zufriedenstellende Ergebnisse vor. Von 
den weiteren Plantagen der Deutsch-Ostafrikanischen 
Gesellschaft hat die Baumwollpflanzung Kikogwe am 
Panganiflusse, gegenüber der Stadt Pangani, bereits 
in den beiden Vorjahren zusammen eine Ernte von 
4600 kg Texas= und 300 kg Sea-Island-Baum- 
wolle geliefert, welche auf dem hiesigen Markt eine 
vortreffliche Beurtheilung gefunden hat. Mitte Sep- 
tember d. Is. betrug die Gesammtgröße der Plan- 
tagenfelder 412 Morgen; hiervon waren 200 Morgen 
mit tragender, der Rest mit noch nicht tragender 
Baumwolle bestanden. Bei günstigen Witterungs- 
verhältnissen hofft der Leiter der Plantage in diesem 
Jahre mindestens 200 Ballen Baumwolle auf den 
Markt zu bringen. Auf Veranlassung der Deutsch- 
Ostafrikanischen Gesellschaft sind schen in den beiden 
Vorjahren durch das Bezirksamt Pangani größere 
Mengen von Baumwollsamen an die umwohnenden 
Eingeborenen vertheilt worden, um dieselben zu der 
verhältnißhmäßig wenig Mühe und Kenntuiß erfordern- 
den Baumwollkultur zu veranlassen. Es würde 
hierdurch ein bisher unbekannter und lohnender Er- 
werbszweig in der näheren Umgegend von Pangani 
Veschaffen sein. 
In Muoa an der nördlichsten Bucht des deutsch- 
ostafrikauischen Gebietes hat die Gesellschaft noch in 
jüngster Zeit eine Kokosnußplantage anlegen lassen. 
Die Gesammtaufwendungen, welche von der Deuisch- 
Ostgfeikauichen Gesellschaft in den Jahren 1892 und 
893 für Plantagenunternehmungen gemacht sind, 
Litaueen sich auf etwa 600 000 Mk. 
Die Deutsch-Ostafrikanische Plantagen- Gesellschaft 
hat auf der Mlantage Lewa bereits im Vorjahre eine 
Tabaksernte von 116 Packen à 150 Pfund erzielt. 
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Der Kaiserliche Gouverneur, welcher auf seiner 
Expedition nach dem Kilimandjaro die Pflanzung 
Lewa berührte, berichtet, daß die Tabakskulturen sich 
auch in diesem Jahre in einem vorzüglichen Zustande 
befinden. Weite Strecken waren mit den kräftigsten 
Tabakspflanzen bedeckt und ebenso große bereits 
urbar gemachte Strecken harrten noch der Bestellung, 
wofür die jungen Pflanzen in reichem Maße vor- 
handen waren, so daß nach Ansicht des Gouverneurs, 
einen günstigen weiteren Verlauf vorausgesetzt, auf 
eine gute Ernte in diesem Jahr gerechnet werden kann. 
Am 7. Juni d. Is. hat sich in Berlin eine neue 
Gesellschaft, die Usambara-Kaffeebau-Gesellschaft, ge- 
bildet, welche den Zweck hat, im deutsch--ostafrikanischen 
Schutzgebiet, namentlich in Usambara, Land= und 
Nlantagenwirthschaft, besonders Kaffeebau sowie da- 
mit in Verbindung stehende gewerbliche und Handels- 
Unternehmungen zu betreiben. Die genannte Gesell- 
schaft hat bereits im September d. Is. im Hinterlande 
von Tanga, nördlich der Plantagen der Deutsch-Ost- 
afrikanischen Gesellschaft ein anscheinend für den 
Kaffeebau geeignetes Gebiet erworben und mit den 
Arbeiten begonnen. 
Ein weiteres Unternehmen ist in Aussicht ge- 
nommen, um das im Panganithal von den arabischen 
Schambenbesitzern in großen Mengen angebaute 
Zuckerrohr, welches bisher nur in ganz unvollkommener 
Weise ausgebeutet wird, durch Fabrikbetrieb rationell 
zu verarbeiten. Bei dem großen Zuckerkonfum an 
der ostafrikanischen Küste, in Sansibar und Indien 
muß ein derartiges Unternehmen wohl als aussichts- 
voll angesehen werden. 
Um die Eingeborenen in der Aupflanzung und 
Behandlung nutzbringender Kolonialprodukte zu unter- 
weisen, ist ein früherer Sumatra-Pflanzer und lang- 
jähriger Kenner des Landes, Herr John Schröder, 
als Sachverständiger und Wanderlehrer für den Plan- 
tagenbau im Regierungsdienst angestellt worden. 
Ueber die Besiedelungsfähigkeit einzelner Gebietstheile 
im deutsch-ostafrikanischen Schutzgebiet hat der Kaiser- 
liche Gouverneur gelegentlich seiner Expedition nach 
dem Kilimandjaro berichtet, daß nach seiner Ueber- 
zeugung die Besiedelung weiter Landstrecken am Kilima- 
ndjaro durch deutsche Kolonisten und Ackerbauer an 
sich möglich sei, allerdings unter der Voraussetzung, 
daß Absatzwege für die von den Kolonisten erzeugten 
Produkte geschaffen würden. Dieser Ansicht des 
Gouverneurs schließt sich auch der Leiter der wissen- 
schaftlichen Station am Kilimandjaro, Dr. Volkens, 
an, welcher mit Unterstützung der Königlich Preußi- 
schen Akademie der Wissenschaften zu besonderen 
botanischen Untersuchungen Auftrag erhalten hat. 
Auch das vor einigen Monaten von dem Kompagnie- 
führer Johannes bereiste Plateau von Nord-Pare 
scheint nach der Ansicht des genannten Offiziers für 
Ansiedelungszwecke geeignet zu sein, da dasselbe so- 
wohl in Betreff des Klimas, als auch nach seinen 
Bodenverhältnissen dem Kilimandjaregebiet sehr ähn- 
lich ist.
	        
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