Full text: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

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Produzenten das Vieh und die Wolle abnehmen 
können und werden, und daß außerdem durch eine 
dichtere Besiedelung ein erheblicher Konsum an Ort 
und Stelle geschaffen und dadurch der Markt er- 
weitert werden wird." 
Ein Landmesser der Kapkolonie. 
Ein Landmesser aus der Kapkolonie, der, wie 
dort üblich, außer in der eigentlichen Meßkunst auch 
darin ausgebildet worden ist, die Boden= und Wasser- 
verhältnisse der zu vermessenden Landstrecken und die 
Möglichkeiten ihrer wirthschaftlichen Verwerthung 
richtig zu beurtheilen, hat über Groß-Namagqualand 
im Vergleich mit dem Norden der Kapkolonie und 
den westlichen Theilen von Betschnanaland folgendes 
Urtheil abgegeben: 
„Ich habe vor Kurzem eine Reise durch Groß- 
Namagqualand unternommen, um das Land und seine 
Bewohner kennen zu lernen. Das Wenige, das ich 
gesehen habe, hat einen so günstigen Eindruck auf 
mich gemacht, daß ich den Wunsch habe, wenn 
irgendwie möglich, dorthin überzusiedeln. Nach meiner 
Auffassung ist dieses Gebiet besser, als der größere 
Theil der nördlichen Grenze der Kapkolonie und als 
die westlichen Theile von Betschnanaland. Es scheint 
eine große Mannigfaltigkeit von Weidefutter für 
Rind= und Kleinvieh hier vorhanden zu sein, und 
man findet hier nicht die vielen Viehseuchen, die 
unter dem Kleinvieh der nördlichen Kapkolonie so 
großen Schaden anrichten. Ein großer Theil dieses 
Gebietes ist auch zur Zucht von Wollschafen sehr 
gLeeignet, da hier weite Flächen mit gutem Gias und 
mit kleinen, als Futter brauchbaren Sträuchern be- 
standen sind. Die Leichtigkeit, gutes ständiges Wasser 
zu finden, ist hier bei Weitem größer als im Gor- 
donia-Distrikte." 
v. Uechtritz. 
v. Uechtritz hat im Auftrage des Syndikats 
für südwestafrikanische Siedlung die Ansiedelungs- 
verhältnisse im mittleren und nördlichen Theil des 
Schutzgebietes erforscht und hierüber unter Anderem 
Folgendes berichtet: „Die Möglichkeit zu einem guten 
Erwerb liegt in Südwestafrika in der Viehzucht. 
Um diese mit Nutzen betreiben zu können, ist reich- 
liches Futter nöthig, und gerade hierin beruht der 
große Reichthum des Landes. Je weiter man nach 
Norden kommt, desto mehr nimmt die Quantität des 
Graswuchses zu; im Ovamboland beispielsweise wird 
das Gras so hoch, daß grasende Pferde in dem 
Halmenmeere völlig verschwinden. Mit dem Nähr- 
werth des Futters steht es allerdings umgekehrt, 
hierin übertrifft der mittlere und südliche Theil den 
Norden. Das Futter ist das ganze Jahr über im 
Felde vorhanden und zwar als = Heu auf dem Halmer. 
Ein Mastfutler ganz ausgezeichneter Art, besonders 
für Schafe und Ziegen, bildet auch der sogenannte 
„ Brackbusche, ein niedriger Strauch, welcher viel im 
Bezirk von Hoachanas, stellenweise auch bei Wind- 
hoek vorkommt.“ 
  
Mr. Copeland. · 
Mr. Copeland, der Leiter der ersten Expedition 
der South West Africa Company, berichtet über 
das Gebiet nördlich von Hereroland: „Diese Land- 
striche eignen sich besonders zur Niederlassung von 
Europäern. Die Ansiedler müssen aber ein kleines 
Kapital zur Herstellung von Bewässerungsanlagen 
haben, dann muß ihnen vor Allem Schutz gegen die 
Eingeborenen gewährt werden. Das Klima ist in 
der That ein herrliches, die Tage sind zwar recht 
heiß, die Nächte dagegen kühl und erfrischend. Es 
giebt eine Menge kulturfähigen Bodens, nach Osten, 
so weit das deutsche Gebiet reicht, nach Westen bis 
auf 60 englische Meilen von der Küste. Ueberall 
wo Wasser gesucht worden ist, hat man es auch ge- 
funden und zwar nicht tief unter der Oberfläche. 
In diesem Distrikt wartet jungfräulicher Boden auf 
den Farmer. Der Ackerbau. der gegenwärtig hier 
betrieben wird, ist kaum erwähnenswerth. Da die 
Eingeborenen nur Viehzüchter sind, bekümmern sie 
sich um nichts Anderes als um ihre Herden. Ab- 
gesehen von Korn und Mais, gedeihen alle Arten 
von Gemüsen. Ich glaube auch, daß guter Tabak 
und Baumwolle an manchen Stellen gezogen werden 
können. Nach Allem, was ich gehört und gesehen 
habe, wird sich das Land jedenfalls zum Weinbau 
eignen. Was die Viehzucht anlangt, so gedeihen be- 
kanntlich Rindvieh und afrikanisches Kleinvieh vor- 
züglich; aber auch die Angoraziege und das Merino- 
schaf werden zweifellos mit Erfolg eingeführt werden 
können. Der Haupt-Exportartikel des Landes besteht 
jetzt schon in Produkten der Viehzucht. Lebende 
Rinder werden über Land nach der Kapkolonie ge- 
trieben, Häute und Hörner von Rindern sowie 
Ziegen= und Schaffelle werden auf dem Seewege 
ausgeführt. Der Transport im Binnenlande ist 
allerdings sehr theuer und zeitraubend, da bis jetzt 
zur Verbesserung der Kommunikationsmittel nichts 
geschehen ist. An Arbeitskräften wird im Lande kein 
Mangel sein, da die Bergdamaras, deren Zahl ich 
auf 40 000 schätze, gern in den Dienst von Euro- 
päern treten werden."“ 
Mr. Rogers. 
Der von der South West Africa Company 
nach dem Schutzgebiete entsandte Ingenieur Mr. 
Rogers, der die Otavigegend durchforscht hat, 
schreibt: „Bis jetzt besteht die Hauptbeschäftigung 
der einigermaßen seßhaften Eingeborenenstämme darin, 
daß sie ihre Herden hüten. Ihr Viehstand ist zahl- 
reich und in gutem Zustand. Aber die ausgedehnten 
Weideflächen können eine erheblich größere Zahl von 
Vieh ernähren, auch könnten die einheimischen Vieh- 
rassen mit großem Nutzen verbessert werden. Es 
ist zweifellos, daß auf vielen ausgesuchten, verhältniß- 
mäßig nicht sehr ausgedehnten Landstrichen Ackerbau 
intensiv betrieben werden kann. Durch ein rationelles 
Bewässerungssystem, Anlage von Dämmen, Absper- 
rung kleiner Thäler u. s. w. wird sich das kultur-
	        
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