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Produzenten das Vieh und die Wolle abnehmen
können und werden, und daß außerdem durch eine
dichtere Besiedelung ein erheblicher Konsum an Ort
und Stelle geschaffen und dadurch der Markt er-
weitert werden wird."
Ein Landmesser der Kapkolonie.
Ein Landmesser aus der Kapkolonie, der, wie
dort üblich, außer in der eigentlichen Meßkunst auch
darin ausgebildet worden ist, die Boden= und Wasser-
verhältnisse der zu vermessenden Landstrecken und die
Möglichkeiten ihrer wirthschaftlichen Verwerthung
richtig zu beurtheilen, hat über Groß-Namagqualand
im Vergleich mit dem Norden der Kapkolonie und
den westlichen Theilen von Betschnanaland folgendes
Urtheil abgegeben:
„Ich habe vor Kurzem eine Reise durch Groß-
Namagqualand unternommen, um das Land und seine
Bewohner kennen zu lernen. Das Wenige, das ich
gesehen habe, hat einen so günstigen Eindruck auf
mich gemacht, daß ich den Wunsch habe, wenn
irgendwie möglich, dorthin überzusiedeln. Nach meiner
Auffassung ist dieses Gebiet besser, als der größere
Theil der nördlichen Grenze der Kapkolonie und als
die westlichen Theile von Betschnanaland. Es scheint
eine große Mannigfaltigkeit von Weidefutter für
Rind= und Kleinvieh hier vorhanden zu sein, und
man findet hier nicht die vielen Viehseuchen, die
unter dem Kleinvieh der nördlichen Kapkolonie so
großen Schaden anrichten. Ein großer Theil dieses
Gebietes ist auch zur Zucht von Wollschafen sehr
gLeeignet, da hier weite Flächen mit gutem Gias und
mit kleinen, als Futter brauchbaren Sträuchern be-
standen sind. Die Leichtigkeit, gutes ständiges Wasser
zu finden, ist hier bei Weitem größer als im Gor-
donia-Distrikte."
v. Uechtritz.
v. Uechtritz hat im Auftrage des Syndikats
für südwestafrikanische Siedlung die Ansiedelungs-
verhältnisse im mittleren und nördlichen Theil des
Schutzgebietes erforscht und hierüber unter Anderem
Folgendes berichtet: „Die Möglichkeit zu einem guten
Erwerb liegt in Südwestafrika in der Viehzucht.
Um diese mit Nutzen betreiben zu können, ist reich-
liches Futter nöthig, und gerade hierin beruht der
große Reichthum des Landes. Je weiter man nach
Norden kommt, desto mehr nimmt die Quantität des
Graswuchses zu; im Ovamboland beispielsweise wird
das Gras so hoch, daß grasende Pferde in dem
Halmenmeere völlig verschwinden. Mit dem Nähr-
werth des Futters steht es allerdings umgekehrt,
hierin übertrifft der mittlere und südliche Theil den
Norden. Das Futter ist das ganze Jahr über im
Felde vorhanden und zwar als = Heu auf dem Halmer.
Ein Mastfutler ganz ausgezeichneter Art, besonders
für Schafe und Ziegen, bildet auch der sogenannte
„ Brackbusche, ein niedriger Strauch, welcher viel im
Bezirk von Hoachanas, stellenweise auch bei Wind-
hoek vorkommt.“
Mr. Copeland. ·
Mr. Copeland, der Leiter der ersten Expedition
der South West Africa Company, berichtet über
das Gebiet nördlich von Hereroland: „Diese Land-
striche eignen sich besonders zur Niederlassung von
Europäern. Die Ansiedler müssen aber ein kleines
Kapital zur Herstellung von Bewässerungsanlagen
haben, dann muß ihnen vor Allem Schutz gegen die
Eingeborenen gewährt werden. Das Klima ist in
der That ein herrliches, die Tage sind zwar recht
heiß, die Nächte dagegen kühl und erfrischend. Es
giebt eine Menge kulturfähigen Bodens, nach Osten,
so weit das deutsche Gebiet reicht, nach Westen bis
auf 60 englische Meilen von der Küste. Ueberall
wo Wasser gesucht worden ist, hat man es auch ge-
funden und zwar nicht tief unter der Oberfläche.
In diesem Distrikt wartet jungfräulicher Boden auf
den Farmer. Der Ackerbau. der gegenwärtig hier
betrieben wird, ist kaum erwähnenswerth. Da die
Eingeborenen nur Viehzüchter sind, bekümmern sie
sich um nichts Anderes als um ihre Herden. Ab-
gesehen von Korn und Mais, gedeihen alle Arten
von Gemüsen. Ich glaube auch, daß guter Tabak
und Baumwolle an manchen Stellen gezogen werden
können. Nach Allem, was ich gehört und gesehen
habe, wird sich das Land jedenfalls zum Weinbau
eignen. Was die Viehzucht anlangt, so gedeihen be-
kanntlich Rindvieh und afrikanisches Kleinvieh vor-
züglich; aber auch die Angoraziege und das Merino-
schaf werden zweifellos mit Erfolg eingeführt werden
können. Der Haupt-Exportartikel des Landes besteht
jetzt schon in Produkten der Viehzucht. Lebende
Rinder werden über Land nach der Kapkolonie ge-
trieben, Häute und Hörner von Rindern sowie
Ziegen= und Schaffelle werden auf dem Seewege
ausgeführt. Der Transport im Binnenlande ist
allerdings sehr theuer und zeitraubend, da bis jetzt
zur Verbesserung der Kommunikationsmittel nichts
geschehen ist. An Arbeitskräften wird im Lande kein
Mangel sein, da die Bergdamaras, deren Zahl ich
auf 40 000 schätze, gern in den Dienst von Euro-
päern treten werden."“
Mr. Rogers.
Der von der South West Africa Company
nach dem Schutzgebiete entsandte Ingenieur Mr.
Rogers, der die Otavigegend durchforscht hat,
schreibt: „Bis jetzt besteht die Hauptbeschäftigung
der einigermaßen seßhaften Eingeborenenstämme darin,
daß sie ihre Herden hüten. Ihr Viehstand ist zahl-
reich und in gutem Zustand. Aber die ausgedehnten
Weideflächen können eine erheblich größere Zahl von
Vieh ernähren, auch könnten die einheimischen Vieh-
rassen mit großem Nutzen verbessert werden. Es
ist zweifellos, daß auf vielen ausgesuchten, verhältniß-
mäßig nicht sehr ausgedehnten Landstrichen Ackerbau
intensiv betrieben werden kann. Durch ein rationelles
Bewässerungssystem, Anlage von Dämmen, Absper-
rung kleiner Thäler u. s. w. wird sich das kultur-