Offizier über die Ergebnisse der Expedition noch
nicht liefern können, da er infolge einer Verwundung
im freien Gebrauche seines rechten Armes behindert
ist. Ein vorläufiger Bericht ist in der Nummer des
amtlichen deutschen Kolonialblattes vom 1. November
1893 veröffentlicht worden. v. Stetten ist danach
zunächst der Morgenschen Route gefolgt und am
Sanaga über Balinga und Ngila bis nach V#ké-
vorgedrungen. Von dort ist er westlicher und auf
kürzerem Wege als Morgen marschirend nach dem
Kriegslager des Sultans von Tibati gelangt, der
dort schon seit Jahren gegen den Stamm der
Mandiongolos im Felde liegt. Ueber die Letzteren,
welche wegen ihrer Arbeitsamkeit und ihres freund-
lichen Wesens von ihm sehr gerühmt werden, giebt
v. Stetten interessante Aufschlüsse. Er zog dann
unter Ueberschreitung des Mbam durch das eigentliche
Tikar, ein fruchtbares Land mit ebenfalls friedlicher
kulturfähiger Bevölkerung, nach Banyo und von hier
über Kontsha durch bereits von Flegel besuchte
Gebiete nach Vola.
Ferner ist, wesentlich aus privaten Mitteln, vor
einiger Zeit eine Expedition ausgerüstet worden,
welche unter Führung des früher in Deutsch-Süd-
westafrika als Forscher thätig gewesenen Herrn
v. Uechtritz — dem der Arzt Dr. Passarge bei-
gegeben ist — auf dem Niger und Benuc hinauf-
fahrend Bola erreicht hat und im Begriffe steht,
von dort aus das östliche Hinterland Kameruns zu
erkunden. Dieser Expedition ist aus Mitteln des
Afrikafonds eine Beihülfe von 5000 Mark bewilligt
worden.
In Kamerun selbst hat der Regierungsarzt
Dr. Plehn mit einer aus dem Afrikafonds gewährten
Unterstützung ein wissenschaftlich-medizinisches Labora-
torium hauptsächlich zur Erforschung der Malaria
eingerichtet und widmet dieser wichtigen Aufgabe
einen erheblichen Theil seiner Zeit und Kraft. Um
die klimatische Seite dieser Frage nicht unberück-
sichtigt zu lassen, hat der in wissenschaftlichen Kreisen
anerkannte Malariaforscher sich auch in den Dienst
der Meteorologie gestellt und ist bestrebt, durch An-
stellung von meteorologischen Beobachtungen in einer
Zuverlässigkeit, wie sie bisher in Kamerun noch nicht
erreicht wurde, nicht nur eine klimatologische Basis
für seine Malariaforschungen zu gewinnen, sondern
auch der Meteorologie im Allgemeinen zu nützen.
Es folgt das Togogebiet. Hier sind sämmt-
liche Forschungsergebnisse der letzten großen Reise
von Hauptmann Kling, soweit sie uns in seinen
Tagebüchern erhalten waren, in ausführlicher Weise
durch die „Mittheilungen“ veröffentlicht worden.
Im Anschluß hieran sind auch noch die Forschungs-
ergebnisse von Dr. Bütt er aus denselben Gebieten
des Hinterlandes ven Togo der Oeffentlichkeit über-
geben worden. Die zoologischen Ergebnisse der
Reisen dieses letztgenannten Forschers, soweit sie nur
engere Fachkreise interessiren, sind in der verflossenen
Berichtsperiede in zoologischen Zeitschriften ebenfalls
veröffentlicht worden. Da aus politischen und Zweck-
mäßigkeitsrücksichten die Verlegung der Station
Bismarckburg schon seit einiger Zeit geplant wird,
die geographische Erforschung der weiteren Umgebung
von Bismarckburg aber noch keineswegs, selbst in
groben Zügen, als algeschlossen betrachtet werden
kann, wurde im Frühling dieses Jahres Lieutenant
v. Doering mit dem Auftrag dorthin entsandt,
durch weitere topographische Aufnahmen und geo-
graphische Ortsbestimmungen die Karten dieses Ge-
biets und damit das Werk des verstorbenen Stabs-
arztes Dr. L. Wolff und des Hauptmanns Kling
zu ergänzen und zu vervollständigen. Die Geschäfte
der Station Bismarckburg selbst werden durch den
Sammler L. Conradt geführt. Derselbe hat be-
reits größere Sammlungen angelegt, deren Eingang
demnächst zu erwarten ist. Auch hat er mit ver-
schiedenen Kulturen Anbauversuche gemacht.
Mit der im vorigen Jahre erfolgten Umwandlung
der Station Misahöhe von einer politischen in eine
wissenschaftliche Station und der Besetzung derselben
mit zwei für den Zweck außerordentlich geeigneten
Persönlichkeiten, dem Dr. Gruner und dem Sammler
E. Baumann, wird die Erforschung des westlichen
Theiles von Togo aller Voraussicht nach in nächster
Zeit erheblich gefördert werden. Bieher sind freilich
die Kräfte fast ausschließlich dem Ausbau der Station
durch Errichtung eines massiven Wohnhaufes ge-
widmet worden; nachdem diese Arbeiten aber beendet
worden, sind beide Forscher mit allem Eifer in das
eigentliche Feld ihrer Thätigkeit eingetreten, und es
steht schon für die nächste Zeit das Eintreffen der
ersten Ergebnisse derselben zu erwarten.
Dr. Gruner ist für eine kurze Zeit auch an
der Ostgrenze des Schutzgebietes thätig gewesen, um
sich an Grenzregulirungsarbeiten zu betheiligen.
Leider haben ihn die erwähnten praktischen Stations-
arbeiten bisher daran verhindert, diese Grenzaufnahmen
genauer zu bearbeiten. Da die vorläufige Bearbei-
tung nicht unerhebliche Abweichungen von den Re-
sultaten aufweist, zu denen die französischen Mit-
glieter der Kommission gelangt fsind, so konnte an
eine kartographische Verwerthung dieser Arbeiten
noch nicht gegangen werden.
In erfolgreicherer Weise ist es aber Dr. Gruner
gelungen, durch wiederholte Bestimmungen die astro-
nomische Position des Küstenpunktes Lome, der als
Ausgangspunkt der meisten Reiserouten nach Norden
für die Kartographie des Schutzgebietes von hervor-
ragender Bedeutung ist, nunmehr genau festzulegen
und damit die vielen irrigen Angaben über die Lage
dieses Ortes, die durch ungenaue anderweite Ver-
messungen veranlaßt waren, zu beseitigen.
Nachdem hierdurch eine feste Grundlage für eine
Karte des Schutzgebietes in größerem Maßstabe ge-
wonnen war, hat Dr. R. Kiepert seine Arbeit an
der Herstellung einer großen Karte von Togo im
Maßstab 1:200 000 wieder aufgenommen. Diese
Karte wird alles vorhandene Material verwerthen