Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

aus den umliegenden Dörfern so erzogen worden, 
daß sie täglich zur Station kommen und Nahrungs- 
mittel anbieten. Der hier wachsende am ist von 
so guter Qualitäl, daß das Fehlen der Kartoffel 
auch von verwöhnten Gaumen kaum vermißt wird. 
Die Kulturversuche haben ergeben, daß auch auf 
dem Höhenzuge europäische Gemüscarten fortkommen. 
Durch Anpflanzung von Limonen, Orangen, Bananen, 
Ananas ließe sich leicht eine angenehme Beigabe zur 
Tafel schaffen. Auch die in der Missionsstation 
Amedshove gelungenen Versuche des Weinanbaues 
lassen die sichere Vermuthung aufkommen, daß man 
den Erholung und Kräftigung suchenden Europäern 
den Nutzen einer Weintraubenlur zu Gute kommen 
lassen kann. Der üppige Graswuchs, der zahlreichen 
Büffeln die Nahrung bietet, giebt die sichere Ge- 
rantie für ausreichendes Futter für Viehherden 
(Ziegen, Schafe, Rindvieh) und Pferde. Auch der 
Feind der Pferde und Kühe, die Tsetsefliege, welche 
auf der Forschungsstation großen Schaden angerichtet, 
hat sich auf der Höhe noch nicht gezeigt. 
Ueber das Klima in Misahöhe kann ich keine 
irgendwie auf Werth anspruchmachenden Angaben 
geben, da ein dreiwöchiger Aufenthalt am Orte dazu 
natürlich nicht genügt. Aus eigener Erfahrung kann 
ich nur sagen, daß der Aufenthalt auf der Höhe 
ein äußerst angenehmer ist, da der stets frische, von 
allen Seiten frei herüberstreichende Wind und die 
für afrikanische Verhältnisse stark herabgesetzte Tem- 
peratur schon nach eintägigem Verweilen für den 
Körper eine angenehme Erfrischung sind. 
Die von den Bewohnern der Forschungsstation, 
Dr. Gruner und Baumann, gesammelten Erfah- 
rungen betreffs Vorkommens des Fiebers auf dem 
Höhenzuge besagen, daß Beide dort kein Fieber be- 
kommen, und sich vom Fieber und von schweren 
körperlichen Anstrengungen in auffallend guter Weise 
während verhältnißmäßig kurzen Aufenthalts daselbst 
erholt haben, gleichwie auch die ungefähr ebenso ge- 
legene Missionsstation Amedshove als Erholungsstation 
für die von Klima und strenger Arbeit angcgriffenen 
Missionare mit Erfolg benußzt werden soll. 
Das Verhältniß zu den Eingeborenen ist dank 
der verständigen Stationsleitung ein sehr gutes und 
es ist sehr leicht, aus den umliegenden Dörfern Ein- 
geborene als Träger zur Küste zu erhalten. Sie 
sind sogar noch billiger (5 M.) als die an der Küste 
gemietheten (8 M.). Ein Träger braucht z. Z. etwa 
4 bis 5 Tage von hier nach Lome jetzt, wo der 
Weg nur bis Assaun sertig ist, doch wird sich diese 
Zeit noch sehr abkürzen, wenn wir siatt der ständig 
geschlängelten, schmalen Buschwege den geraden 
breiten Weg bis hierher sertiggestellt haben. Auch 
wird die Transportmittelfrage eine andere sein, wenn 
es möglich sein wird, mit Wagen das Endziel zu er- 
reichen, zumal wenn erst, wie sicher zu erwarten, die 
Kaufleute ihre Niederlassungen und Plantagen hier 
beginnen werden. 
  
  
Deutsch-Südwelstafrika. 
Aus Omaruru. 
Zur Negelung der Verhältnisse in dem Gebiet 
des Häuptlings Manasse von Omaruru und zur 
Untersuchung über den an dem Engländer Christie 
verübten Mord hat der Major Leutwein einen Zug 
nach Omaruru unternommen, worüber er Folgendes 
berichtet: 
Am 20. November v. Is. brach ich mit 100 Mann 
und einem Geschütz von Otjimbingue auf. In meiner 
Begleitung befanden sich der Oberhäuptling der 
Hereros, Samnel Maherero, sowie der Häuptling 
Zacharias von Otjimbinguc, welche Beide ich aus 
politischen Gründen ersucht hatte, mitzukommen. 
Einerseits wollte ich die Gelegenheit benutzen, 
um das ganze Hereroland betreffende Fragen zu 
erledigen, andererseits aber auch, um vor der 
Oessentlichkeit llarzulegen, daß meine Aktion ihre 
Spitze nicht gegen die Herero-Nation als solche, 
sondern lediglich gegen den Häuptling Manasse von 
QOnmarmu richte. 
Von Omaruru trafen inzwischen Nachrichten ein, 
die wohl beunruhigend genannt werden konnten. 
Während die Briefe des Häuptlings an mich durch- 
aus friedlich lauteten, sollte er, den Gerüchten zu- 
folge, gegen 1000 Bewaffnete auf seinem Platze 
zusammengezogen haben. Wie ich später erfuhr, war 
dies richtig. Indessen waren die Mannschaften 
aus Mangel an Nahrung, vielleicht auch weil ihr 
kriegerischer Muth abzunehmen begonnen hatte, bald 
wieder auseinandergegangen, so daß bei meiner An- 
lunft thatsächlich nur noch etwa 300 bis 400 Be- 
wassnete anwesend waren. Auch erwies sich der 
Häuptling Manasse in der That als durchaus 
friedlich gesinnt, jedoch mochte ihm das Schicksal 
des Kapitäns Andreas Lambert vorgeschwebt 
haben, und wollte er sich daher wohl auf alle Fälle 
vorbereiten. 
Die beiden bei mir befindlichen Herero-Häuptlinge 
trauten ihrerseits Manasse nicht und sprachen bereits 
auf halbem Wege von Umkehr; diesem Ansinnen 
widersetzte ich mich aber im Interesse unseres An- 
sehens auf das Energischste und erklärte, nöthigenfalls 
allein weiter zu marschiren. 
Am 26. November v. Is. zog ich in Omarurn 
ein, unter ziemlicher Theilnahmlosigkeit der Be- 
völkerung, aber friedlich und unter Ausführung eines 
Parademarsches, bei welchem sich die beiden Herero- 
Häuptlinge mit ihrem Gesolge (etwa 30 Mann) be- 
theiligten. Es erfolgten nun in den nächsten Tagen 
sich häufig wiederholende Unterredungen zwischen mir 
und dem Häuptling Manasse. Das Ergebniß der- 
selben waren die zwei Verträge, welche ich in Ab- 
schrift vorlege. Den Häuptling Manasse habe ich 
bei den Verhandlungen als einen äußerst intelligenten 
Mauschen kennen gelernt, der genau weiß, was er 
will, und als Freund unserer Sache uns sehr nützen 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1895, S. 10.
	        
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