allein anstatt, wie gehofft, auf festen Boden und in! Landung der Truppen
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begonnen. Obgleich die
offenes Gelände zu gelangen, befanden sich die An= Operationen so still als möglich ausgeführt wurden,
greifer nunmehr in einem Neß von Wasserläufen,
welche die einzelnen Häusergruppen voneinander
trennten. Das Feuer der Eingeborenen wurde immer
stärker, die Geschütze der Engländer konnten wegen
vollständiger Erschöpfung der Bedienungsmannschaft
nicht mehr vorwärts gebracht werden, die Haussa-
soldaten geriethen in Unordnung und seuerten, als
die Matrosenkompagnie in die vorderste Linie vor-
gezogen wurde, dieser in den Rücken. Kapitän
Powell erkannte bald, daß seine Stelluug unhaltbar
war, und ließ die Truppen, gedeckt durch die Lan-
dungsmannschaft der „Phoebe“, den Rückzug nach
den Schiffen antreten, die auch ohne nennenswerthe
Verluste erreicht wurden. Wie prekär die Lage der
Engländer gewesen war, beweist am besten die That-
sache, daß der 7-Pfünder und die Laffete eines
Maximgeschützes zurückgelassen werden mußten. Beide
wurden, nachdem das Geschübtz vernagelt worden
war, in den Kreek versenkt.
Kapitän Powell hielt sich nicht für stark genug,
um einen zweiten Angriff auf die Stellung des
Gegners zu wagen. Er telegraphirte deshalb an
den Chef des westafrikanischen Geschwaders um Ver-
stärkung, und es trat eine Unterbrechung in den
Operationen ein. Am 28. September erschien
wurden die Eingeborenen doch aufmerksam und er-
öffneten ein heftiges Feuer nach der Gegend der
Landungsstelle. Indeß gelang es den Angreisern,
ohne Verluste den Weg durch den Wald zurück-
zulegen. Vor dem Walde angekommen, entwickelte
Admiral Bedford die Truppen: den rechten Flügel
bildeten die Marinesoldaten mit Maximgeschützen und
Raketen, das Centrum die Matrosen, den linken
Flügel die Haussas. Diese Formation ließ sich
jedoch nicht lange cinhalten.
Nicht nur daß die Haussas, welche von der Flanke
Geschützfeuer erhielten, alsbald aus der Linie aus-
ogen, auch das Terrain ließ ein Vorgehen in so
ausgedehnter Front nicht zu. In der Folge standen
die Marinesoldaten mit den Geschützen in der Front,
sodann kamen die Matrosen und zuletzt die Haussas.
Beim Vorrücken wurde alsbald erkannt, daß die
feindliche Stellung unhaltbar war. Allenthalben
verliesßen die Eingeborenen die Geschütze und wandten
sich zur Flucht.
Admiral Bedford mit dem Kriegsschiff „Philomele“
an der Benin-Mündung. Die nächsten Tage ver-
gingen mit der Beschießung der Stellung Nannas
und ausgedehnten Rekognoszirungen. So wurden
Truppen des Niger-Coast-Protectorate auf dem rechten
User der Kreek gelandet, um von hier aus gegen
Brohemiedorf vorzudringen, allein das Terrain bot
auf dieser Seite die gleichen Schwierigleiten wie auf
dem linken Ufer. Inzwischen machte der General-
tonsul Moor noch einmal den Versuch, Nanna durch
Boten zur freiwilligen Unterwerfung zu bewegen.
Allein der Häuptling ließ sich auf Unterhandlungen
gar nicht ein.
Da die Rekognoszirungen ergeben hatten, daß
ein Angriff nur Erfolg haben konnte, wenn es
gelang, die Stellung Nannas im Rücken zu fassen,
so wurde am 23. September von Neuem damit be-
gonnen, einen Weg durch den Wald aufs dem linken
User des Kreeks zu bahnen. Mit Hülse einiger
Ueberläufer aus dem feindlichen Lager gelang es in
der That, die Richtung des Weges so zu wählen,
daß die Geschützstellungen Nannas, welche alle auf
Um 8 Uhr waren die Engländer
im Besitz des Dorfes, nachdem ihnen nur an einer
Stelle, bei Allumas Hause, geringer Widerstand ent-
gegengesetzt worden war. Kurz darauf stieß auch
Kapitän Campbell, der mit einem Detachement den
Brohemie-Kreek heraufgekommen war, zur Haupi-
macht.
In den Häusern Allumas und Nannas, die aus
einer Reihe einzelner, zum Theil mit eisernen Dächern
versehener Gebäulichleiten bestanden, wurden Magozine
mit erstaunlichen Mengen an Kriegs= und Handels-
gegenständen, vor Allem von Schnaps gefunden. Das
Verzeichniß, welches der lommandirende Admiral
einreichte, zählt unter Anderem auf: 106 Geschütze
berschiedenen Kalibers, 14 Tonnen Schießpulver,
Beherrschung des Brohemie-Kreeks berechnet waren,
in weitem Bogen umgangen wurden und das Dorf
von der Rückseite gesaßt werden konnte.
tägiger Arbeit, während deren die Eingeborenen
fortgesetztes, aber erfolgloses Geschütz= und Gewehr-
sener unterhielten, war ein nahezu ofsenes Terrain
erreicht, das einen Angriff auf das Dorf mit Aus-
sicht auf Erfolg gestattete. Am folgenden Tage, den
27. September, wurde morgens 5¼ Uhr mit
Nach zwei-
über 100 Wallbüchsen, 1513 Steinschloßflinten,
248 Kisten voll mit Säbeln und Messern, zwischen
500 und 600 Kartätschen, Munition für Gatling-
Geschütze, Snidergewehre und Revolver, daneben
Tuchvorräthe im Werthe von 3000 bis 4000 E,
andere Waaren und vor Allem 8300 Kisten zu je
12 Flaschen Gin, also 99 600 Flaschen Gin. Die
Brüsseler Akte scheint mithin in dieser englischen
Kolonie ihren wohlthätigen Einfluß bisher nur in
recht bescheidenem Maße entwickelt zu haben.
Die Engländer hielten das Dorf noch einige
Tage besetzt und durchstreisten die Gegend, um wo-
möglich der Person Nannas habhaft zu werden,
was indeß nicht gelang. Eine große Anzahl Sklaven,
die mit anderen Eingeborenen nach und nach aus
dem Busch, wohin sie geflohen waren, zum Vorschein
kamen, wurden für frei erklärt. Der Häuptling
Nanna selbst stellte sich später in Lagos freiwillig
den englischen Behörden.