Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

zwar von Missionaren mit Erfolg angewandt worden 
ist, beweist solgender an Dr. Kades Oranienapothele 
(Dr. F. Lutge) gerichteter Brief des Missionars 
Herrn G. Säuberlich: 
Ikutha, den 9. Oktober 189 1. 
Sehr geehrter Herr! 
Bitte freundlichst um baldige Zusendung von zwei 
Schachteln Ihrer vorzüglichen Dysenterie-(Ipeca- 
cnanha-) Pillen, die ich durch Herrn Dr. Kolb 
tennen lernte. Hochachtungsvoll 
gez. G. Säuberlich, Missionar, 
Ikutha-Kibwezi, Mombasa, Ostafrika. 
Aus den vorstehenden Berichten geht hervor, daß 
die von Dr. Kades Oranienapotheke hergestellte Ipeca- 
cuanha decmetinisata-Pillen in allen Kolonialkreisen 
die weiteste Beachtung als Ruhrmittel verdienen. Die 
unheilvolle Rolle, welche die Dysenteric unter den 
Krankheiten in unseren Kolonien spielt, haben leider 
auch jüngst drei schnell hintereinander erfolgte Todes- 
sälle in Deutsch-Ostafrika bewiesen. 
Die bisher erzielten günstigen Resultate mit dem 
neuesten Präparat des ältesten Ruhrmittels, der schon 
seit zweihundert Jahren bekannten „Nuhrwurzel“, 
berechtigen zu der Hoffnung, daß dieselbe mit dazu 
beitragen werde, in Zukunft unsere Kolonien vor so 
großen und schmerzlichen Verlusten zu bewahren. 
Die zoologische Hammlung des Röniglichen Museums 
für Katurkunde zu Berlin 
hat in der letzten Zeit wiederum sehr interessante 
und werthvolle Bereicherungen aus den deutschen 
Schutzgebieten in Afrika erhalten. Aus Deutsch- 
Ostafrika sandte Herr Kompagnieführer v. Elpons 
mehrere Felle und Schädel, einen Klippschliefer, jenes 
laninchenartige, in der anatomischen Vildung zu den 
Dickhäutern in naher Beziehung stehende Thierchen, 
welches im ganzen Schutzgebiete in mehreren Lokal- 
sormen sich findet, serner die ostafrikanische Schirr- 
antilope und die Steppen-Zibethkatze. Außerdem 
befanden sich in der Sendung mehrere werthvolle 
Antilopenfellc, die, obwohl nicht vollständig und von 
dem Sammler nur zur wissenschaftlichen Feststellung 
hergeschickt, doch von hervorragender Bedeutung für 
die Kenntniß der ostafrikanischen Antilopen sind. 
Herr Lieutenant Böhmer schenkte ebenfalls einige 
sehr interessante Objekte. In der von ihm zusammen- 
gebrachten Kollektion befinden sich zahlreiche Käfer- 
arten, welche ein Bild von der Steppen= und Busch- 
sfauna von Mpwapwa liefern und mehrere im Museum 
bisher noch nicht vorhanden gewesene Arten enthalten, 
von denen einige für die Wissenschaft neu sind. 
Die Sängethiere, welche Herr Böhmer gesammelt 
hat, sind zum Theil sehr interessant; namentlich ein 
Fell und ein Schädel des grauen Pavians hat des- 
halb einen großen Werth, weil bisher das alte 
ausgewachsene Thier dieser Herrn Kompagnieführer 
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Zeitschrift 
  
Langheld gewidmeten Art in Museen noch nicht 
vorhanden war. 
Aus Westafrika hat Herr Zenter vor längerer 
Zeit eine große Sendung geschickt, die nunmehr be- 
arbeitet wird. Es ist schon früher auf den erstaunlich 
großen Werth der Zenkerschen Sammlungen hin- 
gewiesen worden; die wissenschaftlichen Ergebnisse der 
Zenkerschen Ausbeute sind außerordentlich wichtig. 
Soeben sind zwei neue Gattungen Idiurus Zen- 
keri und Scotonycteris Zenkeri beschrieben 
worden, von denen namentlich die erstere in den 
Kreisen der Zoologen ungemeines Interesse erregt hat. 
Auch Herrn Baumann im Togolande hat die 
Säugethierkunde eine erhebliche Erweiterung der 
fannistischen Kenntnisse über Westafrika durch eine 
größere Anzahl von Antilopenfellen zu verdanken, 
welche fast alle in Oberguinea vorkommenden Arten 
repräsentiren. 
Herrn Dr. Stuhlmann ist der Nachweis ge- 
lungen, daß der kleine von Matschie beschriebene 
Halbasse, Galago zanzibaricus, auch auf dem Fest- 
lande vorkommt und daß die kleinen Waldeichhörnchen 
einer größeren Veränderlichkeit in ihrer Färbung je 
nach der Jahreszeit unterworsen sind. 
Von Herrn Ostar Neumann sind leider zwei 
Sendungen nicht in Berlin eingetroffen. In den- 
selben waren ein Elefantenzahn, ein Nilpferdschädel, 
mehrere Antilopenschädel und efelle enthalten. Es 
ist vielleicht noch Hosfnung vorhanden, daß die Sachen 
P. M. 
sich noch irgendwo auffinden lassen. 
  
VVVVWVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVWVVVV 
Tikkerarische Besprechungen. 
für aftikanische und oceanische 
Sprachen, mit besonderer Berücksichtigung der 
deutschen Kolonien. Herausgegeben von A. Seidel, 
Sekretär der deutschen Kolonialgesellschaft. Verlag 
von Dietrich Reimer (Hocfer & Vohsen). 
Auf Anregung der Kolonial-Abtheilung des Aus- 
wärtigen Amtes hatte der verstorbene Professor 
von der Gabelens ein Handbuch zur Aufnahme 
fremder Sprachen verfaßt, welches den in den deut- 
schen Schutzgebieten thätigen Beamten, wissenschaft- 
lichen Forschern, Missionaren u. s. w. zugänglich ge- 
macht wurde. Einc Anzahl dieser Handbücher war 
ausgefüllt wieder zurückgelangt, und cs mußte nun- 
mehr auf eine Bearbeitung und Verössentlichung 
dieses Materials Bedacht genommen werden. Der 
Sekretär der deutschen Kolonialgesellschaft Herr 
A. Seidel, welcher sich durch Arbeiten mannigfacher 
Art auf sprachlichem Gebiete bekannt gemacht hat, 
hatie inzwischen den Plan gefaßt, eine Zeitschrift 
herauszugeben, welche eine Fortsetzung der leider ein- 
gegangenen „Zeitschrift für Alrikanische Sprachen“ des 
allzufrüh verstorbenen Tr. G. Büttner bilden, 
aber auch die oceanischen — berücksichtigen 
sollte. Seitens der Kolonial-Abtheilung des Aus- 
wärtigen Amtes wurde das Unternehmen freudig
	        
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