Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Mlamba sind zugleich diejenigen, in welchen der An- 
bau der Banane vorherrschend ist. Die gut bevöl- 
kerten und wohlhabenden Gebiete Ikona und Isoko 
sind diejenigen, in welchen außer Bananen auch noch 
viel Mtama, Bohnen und Viasis gebaut werden. 
Die Bananen scheinen demnach öster zu mißrathen, 
und die Leute sind allmählich gezwungen worden, 
sich auf anderen Anbau zu verlegen. Sehr aus- 
gebreitet überhaupt und insbesondere im Verhältniß 
zur Bevölkerungsdichte ist der Aubau in Isoko. 
Der Mfumbiro ist unter dem Namen Igongo, 
Irungu, Janagongo überall bekannt und gefürchtet: 
Es wohnen dort nur Geister, und der Besucher ist 
dem Tode verfallen.“ Für die Kadotoleute ist der 
Berg weniger unheimlich, denn sie erhalten fast täg- 
lich Besuch von in der Umgebung des Berges woh- 
nenden Leuten, welche wegen der bei ihnen herrschen- 
den Hungersnoth durch den Urwald herüberkommen, 
um sich Essen zu kaufen. Hierdurch ist ein guter 
gangbarer Weg entstanden, welchen ich von Kadoto 
aus benutzte. Auch waren aus demselben Grunde 
nur bei Kadoto Führer zu erhalten. Anderwärts 
weigerten sich die Leute aus Furcht vor den Geistern. 
Der Berg macht nicht eben einen imponirenden 
Eindruck. Er ist eine stark abgestumpfte Pyramide 
mit sehr breiter Basis, zu zwei Dritteln seiner Höhe 
mit Urwald bestanden, bei Tage ohne Raucherschei- 
nung. Nachts ist Feuerschein wahrzunehmen. Auf 
seine Besleigung, welche sicher zwei Tage in Anspruch 
genommen hätte, verzichtete ich, da für die Karawane 
an Ort und Stelle keine Lebensmittel zu haben 
waren. 
Das Verhalten der Bevölkerung der Expedition 
gegenüber war ein durchaus friedliches. In Muiensi 
waren auf dem Hinmarsche sämmtliche Männer weg- 
gelaufen. In den Hüitten sanden sich nur Weiber 
und Kinder. Als ich auf dem Rückwege die Land- 
schaft wieder passirte, blieben die Leute. Offenbar 
waren sie von meinen friedlichen Absichten durch 
einen ihrer Leute unterrichtet, den ich auf dem Hin- 
marsche hatte greisen lassen, um ihn als Führer zu 
benutzen, und den ich vom nächsten Lager aus, mit 
Zeug beschenkt, zurücksandte. 
Was den Wildreichthum der Gegend betrifft, so 
ist er, wenigstens zur Zeit, kein bedentender. Zwischen 
Muiensi und Mlamba fand ich zahlreiche, aber sehr 
alte Elesantenfährten. Die Elefanten sollen hier 
durch Jäger vertrieben worden sein. Bei Muiensi 
sah ich ein Rudel Antilopen, bei Mlamba einige 
Flußpferde, im Urwalde Paviane und in der Nähe 
meines Lagers am Mfumbiro zahlreiche frische Ele- 
fantenfährten. An eine Jagd ist hier bei der völligen 
Unwegsamkeit nicht zu denken. 
Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde ist 
eine von Dr. Stuhlmann in Ostafrika zusammen- 
110 
  
gebrachte Sammlung zoologischer sowie eine Anzahl 
mineralogischer und palaeontologischer Gegenstände 
zugegangen. 
Die Sendung enthielt: 
27 Säugethierfelle mit Schädeln, 
10 Säugethiere in Alkohol, 
7 Säugethier-Embryonen, 
1 - Zahn, 
- Schädel, 
105 Vogelbälge, 
50 Reptilien und Amphibien, 
78 Seefische, 
40 Süßwasserfische, 
50 Orthopteren, 
Hemiptere, 
Schmetterlingsraupen, 
11 Gläser mit Spinnenthieren, 
- - Tausendfüßlern, 
Ameise, 
Landkrabben, 
Seekrebse, 
Regenwürmer, 
desgl. (gesammelt von Lieut. v. Elpons), 
Bandwurm (gesammelt von Dr. Schwe- 
singer). 
Nach einer Mittheilung des Herrn Direktors der 
geologisch-palacontologischen Sammlung waren in der 
Sendung 34 Stücke theils Versteinerungen, theils 
Kalksteine enthalten. 
Die Präparation der zoologischen Objekte ist 
durchschnittlich recht gut. Nur die Seefische, die 
nach Stuhlmanns Angabe auf dem Markte gekauft 
wurden, sind minder gut konservirt. Unter den 
Säugethieren befindet sich eine schon von Sansibar 
bekannte, aber in unserer Sammlung bisher nicht 
vertretene Fledermans, Kerivula alricana, die nun 
auch auf dem afrikanischen Festlande nachgewiesen 
ist. Die VBögel haben noch nicht näher durch- 
gearbeitet werden können; die Reptilien haben be- 
deutenden Werth als Vergleichsmaterial. Die Fische 
und Krebse waren willkommen, ebenso auch die In- 
sekten, Spinnen, Tausendfüßler und Würmer. 
— 
— 
————— 
Ramernn. 
Bericht des Riltmeisters v. Stetten über seinen Narsch 
von Balinga nach Vola.?) 
Am Morgen des 23. März 1893 erfolgte der de- 
finitive Abmarsch von Balinga in südlicher Richtung. 
In einer Stunde hatten wir den Mbam erreicht, 
welcher hier eine Breite von etwa 250 m hat. 
2 km oberhalb dieser Stelle mag er 500 bis 600 m 
breit sein, doch ist er hier ziemlich seicht und bildet 
zahlreiche kleine Inseln. Sollte jemals wieder 
daran gedacht werden in dieser Gegend eine Station 
*) Vergl. Deutsches Kolonialblalt 1893, S. 496.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.