auch hier ihren ursprünglichen Charalter als Vieh—-
zũchter nicht verleugnen, ihr zahlreiches Vieh. Ein
wahrhaft unbezahlbarer Genuß ist für den Reisenden
in Adamana die herrlich frische Milch, welche überall
zu haben ist. Das mit einer Kleeart untermischle
Gros war hier ganz besonders zart; zahlreich trat
hier auch die Mimose auf. Die Straße war sehr
belebt und es begegneten uns ost Karawanen, meist
Vieh mit sich führend.
Am 19. Jumi überschritten wir auf sleinigem,
kühn gewundenem Saumweg den Djauro Gotel und
erreichten das auf einer breiten, flachen Kuppe
liegende, rings von Bergen umschlossene, befestigte
YMaluba. Hier erhielten wir neue Führer. Nun
verengten sich die Thäler, meist führte der Weg auf
schmalem Saumpfade, und während wir zu beiden
Seiten in den Bergen viel Vieh und Niederlassungen
bemerkten, trafen wir am Wege nur Zangos an.
Nachdem wir den Mao Sim und den Mao Bar-
lenje passirt hatten, verbrachten wir in einem der-
selben, malerisch in einem engen Kessel gelegen, die
Nacht, um am nächsten Tage den 1800 mn hohen
Paß des mächtigen Genderostockes zu ersteigen. Der
kaum fußbreite, steinige Weg führt steil zur Paß-
höhe hinan und verursachte den durch das Wohl-
leben der letzten Wochen etwas verweichlichten
Trägern viele Mühe und Anstrengung. Jeder Fehl-
tritt konnte verhängnißvoll werden, denn während
sich auf der einen Seite steile Wände aufthürmten,
gähnte auf der anderen der Abgrund, in welchem
losende Gebirgsbäche der Ebene zueilten. Ein Träger
strauchelte, zum Glück rettete ihn ein Baum vor
gänzlichem Absturz, doch ging die Last, welche er
tung, fast völlig verloren. Endlich war die Paß-
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höhe erreicht und vor uns im Norden lag die weite
Tiefebene mit ihren Farmen
und Ortschaften,
während sich im Nordost das Gebirge in einem fast
ebenso mächtigen Stocke, dem Yagari sortsetzte. Auf
gleich beschwerlichem Pfade ging es nun bergab und
in laum zwei Stunden hatten wir die Ebene wieder
erreicht. Allzu rasch war der Uebergang von der
schönen, stärkenden Luft der Berglandschaft in die
drückend warme Treibhaustemperatur, als daß er sich
bei uns Weißen nicht sehr fühlbar gemacht hätte.
Auch die Vegetation änderte sich wie mit einem
Schlage und nahm die Physiognomie des Südens
au, der ästereiche Baobab, der Butterbaum wurden
häufiger, die seuchten Boden anzeigende Fächerpalme
erschien und in der Savanne trafen wir vielfach
den Goschi, einen Zwergbaum, mit cßbarer,
aprikosenartiger Frucht.
Bald erreichten wir die mit Gräben, Bastionen
versehene Stadt Dodo am Mao Deo. Der Häupt-
ling wollte uns zuerst in der Stadt Wohnung an-
weisen, doch schien er anderen Sinnes geworden zu
sein und wünschte, wir solllen außerhalb derselben
ganz zerfallene Hütten beziehen. Ich zog deshalb
weiter und schlug einige Kilometer unterhalb am
Flusse das Lager auf und ließ mich auch durch keine
Bikten des Häuptlings bewegen, ihn in Dodo auf-
zusuchen. Der wenig anziehende Marsch bis Kontsha
führte durch fast nur ebenes Parkland. Die Ver-
pflegung war mittelmäßig. Die an und für sich
nicht sehr freundlichen Einwohner verkauften auch
ungern Lebensmittel, weil die zahlreichen Heu-
schreckenschwärme entsetzlichen Schaden auf den
Feldern angerichtet hatten. Fast täglich begegneten
wir einem dieser Züge, welche wie große gelbe
Wolken die Sonne bedeckten und oft eine Länge von
4 bis 6 km hatten.
Am 28. Juni, dem ersten mohammedanischen
Feiertage, erreichten wir Kontsha, einen großen
offenen Platz mit bedeutendem Markte; denn hier
kreuzen sich die Straßen nach Yola, Tshamba, Ba-
kundi, Gashla, Banyo, Tibati und Ngaunderc.
Kontsha wie Gashka gehören nominell zum Fürsten-
thum Banyo, waren jedoch eben im Begriffe, diese
Oberherrschaft abzuschütteln. Wir bezogen im
Fremdenviertel Wohnung und ich beschloß, so lange
zu bleiben, bis ich mich über die Verhältnesse
orientirt und meine Kaurivorrähe für den Weiter-
marsch neu ergänzt hatte. Durch Haussa-Kauf-
leute wurde ich bald informirt. Zuerst erfuhr ich,
daß vor einigen Monaten die Expedition Maistre
die Stadt auf dem Wege nach Ibi passirt hätte,
und serner, daß Mizon in Lan, im Emirate Muri
mit seinen Schiffen festsitze, während der von Brazza
nach Yola gesandte Panel vom Emir nicht empfangen
worden sei.
Bis zur Zeil hatte ich noch siets die Absicht ge-
habt, von Kontsha aus Ngaundere zu erreichen,
doch nun änderte ich meinen Entschluß.
Wic die Verhältnisse lagen, war es nöthig,
Mizon, der bei nun eintretendem Hochwasser bald
flott werden konnte, in Yola zuvorzukommen. Auser-
dem war ich auch mit meinen Tauschwaaren bald
zu Ende, nur noch von den besseren, zu Geschenken
bestimmten Stoffen war genügend vorhanden. Ich
beschloß also schweren Herzens, auf den Besuch von
Agaunderc zu verzichten und so schnell als möglich
direkt nach Yola zu marschiren. Indessen meldete
sich bei mir ein Mann, welchen der erste Minister
des Emir von Yola Akall zu mir gesandt hatte, um
uns als Führer dahin zu dienen. Wenn dies nun
auch sehr erstaunlich war, da ich mich noch gar nichi
beim Emir angemeldet hatte, so war ich doch über
die Aussicht, mit diesem sonst sehr mißtrauischen
Fürsten keine längeren Auscinandersetzungen betreffs
meines Kommens haben zu müssen, sehr erfrent.
Am 30. Juni brachen wir daher von Koutfha
auf, so ziemlich die Flegelsche Route einschlagend.
Die Gegend war eben und durchgängig angebaut;
im Nordosten erhob sich vor uns das mächtige
Massiv des Atlantika. Das ganze Land war ent-
setzlich von den Heuschrecken heimgesucht, und aus
diesem Grunde begehrten die Leute für Lebensmittel
ganz enorme Preise, so daß ich beschloß, im Eil-
marsche Yola zu erreichen.