Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Theile für den weiteren Bau von Straßen nach 
dem Innern verwendet werden. Nach den letzten 
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dortigen Stationschefs begeben sollten. Der Expe- 
dition wurden ferner zugetheilt der Techniker Stöhr 
Mittheilungen beabsichtigen verschiedene Handelshäuser als Führer der Trägerkolonne und der Wegebauer 
auch in dem wichtigen Platze Kpandun am Voltas Zorn als Expeditionsmeister. 
Faltoreien zu errichten. Alle Sachkenner versprechen 
sich davon für die Entwickelung des Schutzgebietes 
richsten Ersolg. Es wird dann auch nöthig 
werden, an diesem Orte einige Verwaltungsorgane 
zu stationiren. 
Ueber eine RKuhestörung in Cowe 
berichtet der stellvertretende Kaiserliche Landeshaupt- " 
mann, wie folgt: 
Sebbe, den 29. März 1895. 
Gegen Mitte dieses Monats verbreitete sich an 
der Küste das Gerücht, daß das Gebict südlich der 
Station Misahöhe sich in Aufruhr befinde und die 
Verbindung nach dem Innern unterbrochen sei. Dieses 
Gerücht gewann an Glaubwürdigleit durch die That- 
sache, daß bereits während mehrerer Wochen keine 
Nachricht auf direktem Wege nach der Küste gelangt 
wor. Später eingetroffene Berichte des stellvertre- 
lenden Leiters der Station Misahöhe, Baumann, 
und des in Lome stationirten Zollassistenten Gropp, 
welcher sich auf einer Revisionsreise in Kewe befand, „ 
, gesperrten gelang es, mit Hülfe eines zufällig in 
ergaben sodann Nachstehendes. 
Die als rauflustig und gewaltthätig berüchtigten 
Bewohner des etwa 13 km südöstlich von Misahöhe 
Nachdem sodann S. M. S. „Hyäne“ am 20. d. 
Mts. auf der Rhede von Klein-Popo eingetroffen 
war, dampfte das Kriegsschiff am Nachmittag des 
22. nach Lome, um durch sein Erscheinen einerseits 
auf die dortige Küstenbevölkerung beruhigend zu 
wirken, andererseits den bald von seiner Anwesenheit 
! Kenntniß erlangenden aufrührerischen Elementen des 
Inlandes als Warnung zu dienen. 
Inzwischen war die Nachricht hier eingetroffen- 
daß zwei Lomeleute auf dem Wege nach Misahöhe 
von den Toweleuten gefangen und ermordet worden 
seien. Am 28. Februar d. Is. waren nämlich von 
dem Amtsvorsteher Gropp zu Lome zwei Träger 
unter der Begleitung eines schwarzen Polizisten mit 
für die Station Misahöhe bestimmten Geldern und 
der Briefpost dorthin abgesandt worden, denen sich 
ein von Misahöhe aus entgegengeschickter Arbeiter 
unterwegs anschloß. Drei von diesen Leuten fielen 
den Toweleuten in die Hände und wurden gefesselt 
und eingesperrt, während der vierte mit den Haupt- 
gelegenen Dorfes Towe oder Towi, denen sich noch 
chnige Nachbardörser anschlossen, hatten sich gegen die 
Station aufgelehnt. 
Aug des auf einem wissenschaftlichen Streifzuge nach 
Towe gekommenen Stationsleiters Baumann, den 
sie heulend umringten, um ihn wegen der Gefangen- 
Sie begannen mit der Belästi- 
nahme zweier Toweleute durch den Wegebauer 
Möckel, gelegentlich der Rückkehr von der Expedition 
nach Kratji, zur Rede zu stellen. Nach der Station 
zurückgekehrt, erließ Herr Baumann eine Auffor- 
derung an den Häuptling, sich auf Misahöhe zur 
Verhandlung des Vorfalles einzufinden. Der Häupt- 
ling erklärte indessen, daß er keine Lust habe, zu 
kommen, so daß nunmehr eine stärkere Patronille 
voch Towe gesandt wurde, um nach Landesart, durch 
Gesmahme einiger Leute, den Häuptling zum Er- 
sheinen zu zwingen. Kaum hatte jedoch die Patrouille 
mit ihren Geiseln Towe im Rücken, als sie von 
allen Seiten aus dem Busch lebhaftes Feuer erhielt, 
durch welches der Führer und zwei Leute verwundet 
wurden. 
scließlich der Uebermacht weichen und den Rückzug 
nach Misahöhe antreten. « 
TrohtapscrerGcgcmvehrmußtcndicLeute. 
Auf Grund dieser Nachrichten wurde angeordnet, 
daß sofort 90 Mann der Schußtruppe nebst 49 be- 
waffneten Weyjungenträgern und der gleichen Anzahl 
der bei dem Wegeban Lome—Kewe beschäftigten 
Akbeiter, unter der Führung des Polizeimeisters 
Gerlach, sich nach Misahöhe zur Unterstützung des 
geldern und der Briefpost unter dem Schute einer 
gerade durchziehenden Haussakarawane glücklich dem 
Schicksale seiner Begleiter entging. Einem der Ein- 
Towe anwesenden Freundes, zu entrinnen und die 
Stalion zu erreichen. Die von ihm getragene und 
auf der Flucht zurückgelassene Geldliste wurde auf 
Grund von Angaben eines deutschfreundlichen Häupt- 
lings einige Tage später von dem Stationsleiter 
Baumann bbenfalls mit unversehrtem Inhalte auf- 
gesunden und nach Misahöhe geschafft. Die beiden 
übrigen in den Händen der Toweleute gebliebenen 
Opfer wurden, wie ein Augenzeuge angiebt, getödtet. 
Mittlerweile sand auf Misahöhe ein unaufhör- 
licher Zuzug von zahlreichen freundlich gesinnten 
Häuptlingen der Nachbargebiele mit ihren Kriegern 
statt, welche das Verhalten der Toweleute auf das 
Schärfste verurtheilten und ihre Unterstützung gegen 
dieselben anboten. Die Toweleute, welche auch ihrer- 
seits über nicht wenige Bundesgenossen verfügten, 
schienen allmählich zur Erkenntniß ihrer Unbesonnen= 
heit gelangt zu sein und sandten, da sich auch bereits 
die Nachricht von dem Anrücken der Truppe ver- 
breitet hatte, eine Abordnung nach Misahöhe mit 
den Gewehren der beiden Ermordeten nobst einigen 
Schasen als Geschenk und mit der demüthigen Bitte, 
ihre Unterwersung annehmen zu wollen. Herr 
Baumanun ließ ihnen aber sagen, daß nach dem 
Geschehenen von einer friedlichen Beilegung nicht 
mehr die Rede sein könne. 
Am 17. d. Mts. traf die Truppc in Misahöhe 
ein und begann zwei Tage später ihre Operationen, 
deren Verlauf der Expeditionsführer Gerlach in 
dem abschriftlich gehorsamst beigefügten Bericht vom 
21. d. Mts. ausführlich schildert.
	        
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