Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Umwandelung des oberen Usambara in ein Bezirks- 
amt steht nichts mehr im Wege. 
Es wurden im Besitze Mputas in Wuga die 
seiner Zeit geraubten Lasten des Reisenden Dr. Haus 
Meyer, ferner noch 170 Pfund Pulver, 20 000 
Zündhütchen, 1 Hinterlader und 1 Revolver gesunden 
und mit Beschlag belegt. 
Die Weiber Mputas, deren er mindestens 70 
bis 80 gehabt hat, werden, da sie zum größten Theil 
den Eingeborenen willkürlich abgenommen sind, in 
ihre Heimath entlassen und erhalten, soweit sie Slla- 
vinnen sind, Freibriese. 
Ueber die Einsetzung des Jumben Ripanga von 
Bandei in Wuga 
berichtet Lieutenant Storch aus Masinde unter dem 
7. Juni 1895 noch Folgendes: 
Zusolge Weisung des Gouvernements marschirte 
ich am 21. Mai von hier nach Msasa (Handei), um 
Kiniassi zur Einsebung in Wuga abzuholen. Bei 
meiner Ankunft dortselbst war das ganze Dorf 
Kiniassis ausgestorben, von diesem selbst hieß es, er 
sei nach Tanga gegangen. Dies stellte sich als un- 
wahr heraus, Kiniassi hielt sich nur versteckt. Nach 
dreilägigem Warlen in Nguelo erschien er endlich, 
nachdem ihn der Jumbe Kipanga von Handei selost 
ausgesucht und fast mit Gewalt zu mir gebracht hatte. 
Kiniassi erklärte sich, anscheinend in großer Verlegen- 
heit, bereit, mit nach Wuga zu gehen, ließ sich aber 
nach dieser Unterredung nicht mehr blicken. 
Dieses Betragen Kiniassis war mir unerklärlich, 
zumal ich und meine Leute sich völlig ruhig verhalten 
und nichts gethan hatten, was ihm elwa hätte Furcht 
einflößen können. 
Im Schauri mit Kipanga slellte sich nun heraus, 
daß Kiniassi nie den Ehrgeiz besessen hatte, nach 
Wuga zurückzukehren. In abergläubischer Furcht 
befangen, meint er dort wie sein Vater und Groß- 
vater sterben zu müssen. Hatte er früher auf seinem 
Rechte bestanden, so geschah dies immer nur auf das 
sfortwährende Antreiben durch Kipanga hin, welcher 
den unsähigen und energielosen Kiniassi überhaupt 
stets bevormundet hat. 
Früher soll Kiniassi nur nach Bumbuli gestrebt 
haben. Auf eine durch Boten an ihn gerichtete 
diesbezügliche Anfroge ließ er mir nach sechstägigem 
Verhandeln sagen, er wolle mit der ganzen Sache 
nichts zu thun haben und übertrage alle seine Rechte 
auf Kipanga. 
Derselbe bot sich auch gleich zum Mitgehen an. 
Diese Lösung erschien mir unter den gegebenen Ver- 
hältnissen die einzige und beste. Kipanga besitzt unker 
allen Wakilindi die meiste Autorität, er ist den 
Deutschen ergeben und versteht sicher, das Land gut 
zu regieren. Außerdem aber hat er auch der Ab- 
stammung nach Anrecht auf Wuga. Die Stammtafel 
380 
  
der hier in Betracht kommenden Wakilindi ist näm- 
lich solgende: 
Kimeri Mkuba F 1869. 
Mkande 
Schekulavu Kipanga Kimeri 1# Mputa 
1 (Handei) 
  
Simboja 
  
Kiniassi. 
In Dr. Baumanns Werk ist Kipanga als Sohn 
des Kimeri Mluba angegeben; dies beruht auf einem 
Irrthum. 
Es geht daraus hervor, daß Kipanga, abgesehen 
von einigen unbedeutenden, zum Herrschen ungeeig- 
neten Brüdern Kiniassis, den nächsten Anspruch auf 
Wuga erheben kann. 
Aus vorstehenden Gründen enischloß ich mich, 
Kipanga ohne Weiteres in Wuga einzusetzen. Es 
war die höchste Zeit, daß dorthin ein Oberhaupt kam, 
denn Wuga war bereits nahe daran, ganz zu veröden. 
Ich marschirte über Lutindi — Schembekesa — 
Bumbuli (woselbst nach der Sitte ein Sohn Kipangas 
eingesetzt wird) nach Wuga. Am 6. Juni fand die 
seierliche Einsetzung im Beisein vieler Häuptlinge 
statt, welche sämmtlich Kipanga mit Freuden aner- 
kannten. Kipanga herrscht nun unter dem gebräuch- 
lichen Namen Kimeri über ganz Usambara bis Gonja 
einerseits und Bondei andererseits. Die Unterzeichnung 
der befohlenen Urkunden hat theilweise schon statt- 
gefunden und wird in den nächsten Tagen beendet. 
Die für Kiniassi geltende Bewilligung eines Monats- 
gehalles glaube ich ohne Weiteres auf Kipanga über- 
tragen zu können. 
Von der Stationirung eines Europäers mit 
Askaris in Wuga mußte ich absehen, und zwar aus 
dem Grunde, weil ich erstens keinen für diese Stelle 
geeigneten Europäer zur Versügung habe, weil ferner 
die Anwesenheit von Askaris nur das Wiedersammeln 
der weggezogenen furchtsamen Waschambaa erschweren 
würde, und weil schließlich überhaupt Niemand auf 
den unmöglichen Gedanken eines Widerstandes gegen 
Kipanga, welcher selbst einen starken Anhang mit- 
gebracht, kommen kann. Jedermann ohne Ausnahme 
ist froh über die endgültige Regelung der polilischen 
Verhältnisse Usambaras, selbst Simbojas Söhne, 
welche mit ihrem Valer wegen seiner Umtriebe oft 
in Konflikt gerathen und von Mputa schlecht behan- 
delt worden waren. Simboja und Kimeri besitzen 
heute keinen einzigen Anhänger mehr. 
Das Gonvernement bitte ich um die Genehmigung 
der im Vorstehenden berichteten Maßnahmen. 
  
verlegung der Station Ulanga. 
Nach Berichten aus Dar-es-Saläm hat sich her- 
ausgestellt, daß an Stelle der seinerzeit vom ehe- 
maligen Gouverneur Obersten v. Schele zunächst als 
Stützpunkt für die Wahehe= Expedition angelegten 
Station Ulanga aus sanitären Gründen die Neuanlage
	        
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