Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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einer Station in einer gesunderen Gegend nöthig 
werden wird. Ueber den Ort, wo die künftige Sta- 
tion angelegt werden soll, wird der jetzige Gouver= 
neur Major v. Wissmann zu entscheiden haben. 
Daß auch aus militärischen und politischen Grün- 
den eine Verlegung der Station von Ulanga nöthig 
ist, geht aus folgenden Meldungen des Stations- 
vorstehers Lientenants v. Kleist hervor: 
„Der Oberhäuptling der Wahehe (Mkwawa) hat 
vor etwa zwei Monaten von Ubena aus den Versuch 
gemacht, mit Shabruma ein Bündniß zu schließen, 
ist aber von den Lupembe= und Mbejeraleuten (le- 
tere wohnen westlich von Lupembec) daran verhindert 
worden, da sie seine Gesandtschaft nicht durch ihr 
Gebiet ließen. 
Bei dieser Gelegenheit ist der Jumbe Massalike, 
welcher am Gunameberg wohnt, von den Wahehes 
ausgeraubt worden. Derselbe untersteht Kiwangas 
(des uns befreundeten Mahenge-Sultans) Einfluß 
und ist wahrscheinlich überfallen worden, weil er die 
deutsche Flagge angenommen hat. 
Auf einen Widerstand der Lupembe= und Mbe- 
jeraleute dem Mkwawa gegenüber ist nur in diesem 
Jahre zu rechnen. Mkwawa ist augenblicklich nicht 
in der Lage, größere Massen seiner Leute zu sammeln, 
da er infolge der Wahehe-Expedition im vorigen 
Jahre wenig Lebensmittel besistzt. Im nächsten Jahre 
wird er voraussichtlich dieses aber wieder vermögen, 
und es liegt dann die Gefahr nahe, daß er die 
Lupembe= und Mbejeraleute unterwirft und mit 
Shabruma ein Bündniß schließt, dessen Folgen gar 
nicht abzusehen sind. 
Die Mafiti sind, seitdem auch Pepo um Frieden 
gebeten hat, beruhigt und treiben Ackerbau und 
Handel. Die Leute, welche in der Gegend der 
Sarangakette und des Gunameberges wohnen, stehen 
unter Kiwangas Einfluß. 
Nach Erkundigungen soll ein guter Karawanen- 
weg von Kungulio — rechtes Rusitji-Ufer —, Mtschon- 
gotschogotscho nach Ulanga oder durch Upogoro nach 
dem Mpanga führen, der, sobald es möglich, rekognos- 
zirt werden soll. Sollte dieser Weg für Karawanen 
nicht gangbar sein, so müßte in Ulanga oder besser 
noch in Ngahoma ein Fährposten in der Stärle von 
1 Europäer, 1 Schausch und 12 Askaris mit drei- 
monatlicher Ablösung bleiben. 
Eine Verlegung der Station nach dem Shabruma= 
gebiet halte ich nicht für geboten, da ich glaube, daß 
Shabruma nur in der Hoffnung auf ein Bündniß 
mit Mkwawa die Verhandlungen mit der Station 
abgebrochen hat. Sobald ihm diese Möglichkeit ge- 
nommen ist, wird er voraussichtlich bereit sein, sich 
zu unterwerfen. 
Vom 4. bis 21. Mai habe ich mit Arzt Arning 
eine Rekognoszirung nach den Kisakkabergen, Land- 
schaft Luli, Muhanga, Sorawaga, Ide bis Tundo, 
behufs Auswahl eines Platzes für eine Station unter- 
nommen und dabei gesundheitlich wesentlich bessere 
Plätze gefunden; jedoch liegen dieselben alle so, daß 
  
eine Vereinigung Mkwawas mit Shabruma ebenso- 
wenig wie von hier aus verhindert werden kann. 
Für Letzteres wärc eine Station im Mpangagebiet 
am geeignetsten, von welcher auch ein Einfluß auf 
die Masiti ebenso wie von Ulanga aus ausgeübt 
werden könnte. 
Ich halte daher die Verlegung der Station an 
den Mpanga, etwa da, wo der Name „Mpanga“ 
auf der Namsayschen Karte steht, schon in diesem 
Jahre für unbedingt nothwendig, damit Mkwawa 
nicht erst wieder zu Kräften kommt, und will, sobald 
das Wasser gefallen ist, mich nach einem guten 
Plaß für eine Station am Mpanga umsehen.“ 
Auch aus Mpwapwa ist ein Bericht eingetroffen, 
daß Nondoa= und Korkowahehes sich am Ruhaha 
fünf Tagemärsche südlich von Mpwapwa festgesetzt 
haben und die Unterwerfung verweigern. 
Die deutsche Schule in Tanga in der Seit vom 
J. Juni 1894 bis zum J. Juni 1895. 
Die Anzahl der Schüler belrug während des 
verflossenen Schuljahres durchschnittlich 50, von denen 
7 der ersten, die anderen der zweiten (jüngeren) 
Schülerabtheilung angehörten. 
Ihrer Nationalität nach waren elwa zwei Drittel 
Wasuaheli, ein Drittel Indier. Da der Lehrer 
Barth, der zwei Jahre hindurch die hiesige Schule 
geleitet hatte, am 10. November 1894 nach Europa 
zurückkehrte, so wurde Anfang Dezember der ehe- 
malige Lehrer Gilcher mit der vorläufigen Weiter- 
führung der Schule betraut, bis am Schluß des 
Schuljahres, am 14. Mai 1895, der am Orienta- 
lischen Seminar vorgebildete Lehrer Blank die 
Leitung der Schule übernahm. 
Der Lehrsloff war folgender: 
Im Deutschen wurden im Anschluß an den 
Anschauungsunterricht kleine Aufsätze über Thiere, 
Hausgeräthe u. s. w. gefertigt und die Kinder an- 
geleitct, in wechselseitigem Fragen und Antworten 
über das Gesehenc Auskunft zu geben. 
Lesen. Die meisten Kinder wurden so weit ge- 
fördert, daß sie zusammenhängende Stücke in latei- 
nischer Schreib= und Druckschrift (aus dem Suaheli- 
Phrase-Book) lesen und den Lesestoff nach Diktat 
wiedergeben konnten. 
Rechnen. Addiren und Subtrahiren ein= und 
mehrstelliger Zahlen, das kleine Einmaleins und 
Dividiren im Zahlenkreise 1 bis 100. 
Singen. Imbeni chezeni, nalikuwana- 
mwenzangu, akdja myuni, Heil dir im Sieger- 
kranz (deutsch). 
Turnen. Turnspiele: Jagd, Post, schwarzer 
Mann, Königsball u. A. 
Neuerdiugs wird in der Schule auch ein Kursus 
in deutscher Sprache für die in der Zollverwaltung 
angestellten Goanesen und Inder abgehalten.
	        
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