Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

angreisen soll. Auch von fliegenden Hunden und 
Fledermäusen giebt es mehrere Arten. 
Raubthiere sind selten. Es soll allerdings Löwen 
geben, ferner Leoparden und kleinere Raubkatzen. 
Zwischen Bismarckburg und Salaga kommt auch 
eine Hyäne vor. 
Unter den Nagethieren giebt es verschiedene sehr 
niedliche Eichhörnchen, ebenso Ratten= und Mäuse- 
arten, serner auch ein Stachelschwein. 
Von Hufthieren kommt der Elefant vor, ebenso 
(am Bolta) das Flußpferd, dann noch das Pinsel- 
ohrschwein, sieben bis acht Arten Antilopen, darunter 
die Kuh= und Pferdeantilope, fast alle zahlreich. 
Sie werden öfters erlegt und das Fleisch schmeckt 
bis auf das des schwarzen Büffels, der neben dem 
rothen auch vorkommt, recht gut, nur ist die Jagd 
für Europäcr sehr anstrengend und beschwerlich in 
dem so dichten Busch oder in dem hohen, scharfen 
Steppengrase. 
Die Vogelfauna ist auch sehr mannigfaltig. Es 
giebt neben Wasservögeln, Reihern, Störchen, Tauben, 
Perlhühnern zahlreiche Naubvögel, Eulen, eine Uhn- 
art, Papageien, Kuckucke, Spechte, Schwalben, große 
Nashornvögel und eine Menge lleinerer, oft sehr 
schön gefärbter Vögel, verschiedene Nektariiniden und 
andere mehr. Mehrere Arten Busch= und Sieppen- 
hühner und wilde Tauben sind vorhanden. Fest- 
gestellt ist auch, daß mehrere unserer deutschen 
Wandervögel selbst hier vorkommen. 
Von Reptilien kommt im Innern eine kleinere Art 
Krokodil vor. Eidechsen giebt es viele, oft recht 
hübsche Arten, auch Chamäleons. 
Unter den Schlangen giebt es mehrere recht 
gistige Arten, doch nicht häufig. Von Fröschen 
scheinen viele Arten vorzukommen. 
Da es im eigentlichen Adelilande große Flüsse 
nicht giebt, so ist auch der Fischreichthum kein großer. 
Auch Mollusken sind nicht zahlreich. Nur eine 
große Art kommt vor, die auch gegessen wird. 
Was die Insektenwelt anbetrifft, so ist sie eine 
ganz großarlige und setzt den Liebhaber geradezu 
in Erstaunen. Es gelang mir, obwohl vor mir 
schon recht viel gesammelt war, noch eine große 
Menge neuer Arten zu sammeln, die noch meistens 
ihrer Beschreibung harren, prächtige große und lleine 
Käser, Schmetterlinge, Wanzen, Cikaden, Wespen, 
Gottesanbeterinnen, die verschiedensten Heuschrecken, 
große und kleine, oft höchst sonderbar geformte 
Spinnen, riesige, sehr giftige Skorpione und Tausend= 
füßler, letztere zwei Gattungen zum Glück ziemlich 
selten, und andere Inseltenfamilien in den verschie- 
densten Formen. 
Termiten sind hier wie überall in den Tropen 
häufig und verursachen den Ansiedelungen oft Schaden. 
Mir gelang es, zwei der über zwei Zoll langen und 
sehr dicken Termilenköniginnen zu fangen, welche ich 
tief in einigen großen Termitenhaufen bei ihrer Pla- 
nirung sand. Diese Haufen erreichen oft eine Höhe 
von 4 bis 5 m und bis über 2 m Durchmesser und 
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sind oft über die ganze Gegend zahlreich wie riesige 
Zuckerhüte verbreitek. Häufig leben in diesen Hügeln 
zwei bis drei verschiedene Termiten nebeneinander 
sowie auch Ameisenbauten und in leeren Gängen selbst 
Schlangen, Eidechsen, andere Insekten und die dort 
häufige sehr häßliche Geißelskorpionspinne mit ihren 
oft sechs Zoll langen Tastern. 
Auch die Wanderheuschrecke kommt in Togo vor. 
Doch zog sie nur in der Trockenzeit und machte da- 
her, obwohl sie in solchen Massen flog, daß buch- 
stäblich die Sonne verschaktet wurde, keinen großen 
Schaden, da schon meistens Alles abgeerntet war. 
Aus dem Stationsgarten ließ ich sie während ihres 
nie sehr lange währenden Vorbeizuges von einigen 
meiner Lente verscheuchen. 
Von den unendlich vielen Ameisenarten von der 
Größe eines Zolles bis nur Millimeterlänge, welche 
letztere besonders für Sammlungen schädlich sind, 
ist es hauptsächlich eine rothbraune, sehr bissige 
Wanderameise, welche sehr unangenehm ist. Sie zieht 
zu vielen Hunderttausenden in meist mehreren, oft 
einen Fuß breiten Zügen quer durchs Land und 
säubert die von ihr berührten Häuser und Hütten 
von dem verschiedensten Ungezieser, wie Tausend= 
füßlern, Kakerlaken, Skorpionen, Spinnen und der- 
gleichen, indem sie Alles mitschleppt, ja selbst kleinere 
Schlangen zwingt sie durch ihre Menge und ver- 
einte Kraft zur unfreiwilligen Wanderung und tödtet 
sie, indem sie sich so fest einbeißt, daß man ihr häufig 
den Körper abreißt, während ihr Kopf aus den Hosen 
oder der Haut erst extra losgerissen werden muß. 
Vieh greift sie sogar an und würde es wohl tödten 
können. Der Mensch muß während ihres Durchzuges 
durch das Haus aus demselben schnell slüchten, wenn 
er sie nicht schon im Anfange bemerkt und durch 
Grasseuer oder Pelroleum ihre Marschrichtung ab- 
ändern lann. 
Moskitos, die sonst häufige Plage in den Tropen, 
sand ich im Allgemeinen nicht so zahlreich vor, da- 
gegen giebt es eine etwa nur 1½ mm große Fliege, 
deren Stich man meist erst merkt, wenn man durch 
ein schmerzhaftes Gefühl an Hand oder Hals zu- 
sammenzuckt, worauf man fast stets einen kleinen 
Tropfen Blut an dieser Stelle vorfindet. Es werden 
nun die Stichstellen — bei Moskitos ist es ebenso 
— wenn man sie durchkraßt, sehr leicht eiternde 
Wunden, die ost recht bösartig werden. Die Fliege 
tritt besonders um Sonnenaufgang und Untergang 
auf und auch nicht zu allen Jahreszeiten, während 
sie am Tage in der Sonne fast gar nicht belästigt. 
Auch die in vielen Tropengegenden sehr lästigen 
Sandflöhe kommen vor. Das Weibchen bohrt sich 
mit Vorliebe unter den Zehennägeln bei Mensch und 
Thier und legt dort in einem Beutel seine Eier ab. 
Bemerkbar wird es, wenn an der betreffenden Stelle 
ein sehr unangenehmes Jucken entsteht, das stets zu- 
nimmt. Achtet man dann darauf, so kann man den 
Floh noch leicht mit einer Nadel herausbekommen, 
Hat aber das Weibchen erst seine Eier gelegt, so
	        
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