Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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DVachrichten aus den deukschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Dftafrika. 
Ueber eine Dienstreise in Masja und im Norden des 
Bezirks Kilwa 
berichlet unter dem 12. Iumi d. JIs. der stellvertre- 
tende Bezirksamtmann Berg: 
Am 30. v. Mtis. traf ich nach zwölfstündiger 
Dhaufahrt in Schole ein. Während meines zwei- 
lägigen Aufenthalts hielt ich vormittags wie nach- 
mitlags Barasa ab behuss Erledigung der zahlreichen 
laufenden Angelegenheiten. 
Die Stadt hat außerordentlich gewonnen durch 
die neuen breiten und sauber gehaltenen Straßen, 
welche der Akida von Norden nach Süden und von 
Osten nach Westen über die ganze Jusel durchgeführt 
und welche auf die Baulust anregend gewirkt haben. 
Eine größere Zahl neuer Häuser ist dortselbst bereits 
entstanden, andere befinden sich im Bau. 
Am 2. d. Mts. setztte ich nach Voraussendung 
der Dhau bis Buecni mit Tagesanbruch nach Masia 
über, um zunächst die Schamba Kegiani des Arabers 
Abudu bin Omar zu besuchen. Letzterer hält sich 
im Gegensaß zu dem überwiegenden Theile seiner 
Stammesgenossen, welche ein Zusammenleben in 
Schole vorziehen, auf seinen Besilzungen auf, die 
dank seiner Thätigkeit in ihrem Aussehen sich vor 
anderen vortheilhaft abheben. Der Boden unter den 
Kokospalmen ist rein und locker gehallen; das Wohn- 
haus, die Arbeiterwohnungen und Vorrathsräume, 
die von Ananas eingefaßten breiten Wege befinden 
sich in gutem Stande; der Viehstand beläuft sich 
neben Kleinvieh auf mehr als hundert Stück. Die 
nöthigen Kokospflänzlinge erzieht Abndu in Saat- 
lämpen. Von den ihm übersandten Oelpalmkernen 
haben bisher zehn gekeimt. Zu den früher gepflanzten, 
kräftig gedeihenden Kaffeebäumen, von welchen zwei 
bereits die erste Ernte gegeben haben, hat er weitere 
20 Bäumchen ausgepflanzt. Anzuerkennen ist auch 
die von Abudu in Angriff genommene Anlegung einer 
Schamba auf einer von ihm neuerdings angekauften, 
unbebauten Besitzung. 
Ueber die Schamben Merimbani, Dovea, Kipan- 
deni, Kipingwi, Baleni begab ich mich nach Kirongwe; 
von da am anderen Tage über Changwa, Meskitini 
(auf der Seekarte Sikutini), Bueni nach Ras Mlumbi, 
wo ich den Leuchtthurm in seinen wesentlichen Theilen 
in musterhafter Ordnung fand, und zurück nach Bueni. 
Mafia macht einen geradezu wohlthuenden Ein- 
druck mit seinen herrlichen Kokosschamben, vornehmlich 
im südlichen Theile, der fast ausschließlich in den 
Händen der Araber ist. Auf frischem, lockerem Boden 
reiht sich hier Schambe an Schambe, gut bestanden 
und meist verbunden durch sanbere Wege. In den 
mittleren, an Seen und Sümpfen reichen Theil haben 
sich Araber und Wambwera getheilt, aber noch viel 
Busch stehen lassen. Seine Grenze bildet die Schamba 
  
Changwa, welche dem Araber Mohamed bin Soaid 
gehört, dem Besitzer auch der Schamba Kirongwe. 
Den bis dahin reichenden Weg wird Mohamed bis 
Ras Mkumbi durchführen. Im nördlichen Theile 
sind die alleinigen Bewohner Wambwera, hinter 
Bucui, wo der unebene Boden sehr steinig und 
lehmig wird, giebt es nur eine einzige Schamba. 
Immerhin dienen die hier vorhandenen, zum Theil mit 
leichtem Busch bestandenen Grasflächen als Viehweiden. 
Der Bestand an Rindvieh wird meines Erachtens 
erheblich unterschätzt. Ich glaube, mit 2000 Stück 
eher zu niedrig als zu hoch zu greisen. Das In- 
teresse für Viehzucht nimmt offenbar zu, wie auch in 
der Schambenpflege ein Fortschritt gar nicht zu ver- 
kennen ist. Kegiant ist nicht mehr die einzige Schamba, 
auf welcher der Boden umgearbeitet wird; Saat- 
kämpe zum Nachpflanzen der Bestandeslücken sind 
häufig, und wiederholt habe ich Rodungen für Neu- 
anlagen angetroffen. Meistens wird Mhogo mit der 
Kokospalme gepflanzt, und dieser landwirthschaftliche 
Zwischenbau fortgesetzt, bis die letzteren Früchte tragen. 
Die mit Feldfrüchten bestellten Flächen sind zum 
Schute gegen die zahlreichen Wildschweine sämmtlich 
umzäunt Gebaut werden hauptsächlich Mhogo, Viaxi, 
Reis, Mtama. Heuschrecken sind auf der Inselgruppe 
Masfia seit Menschengedenken nicht beobachtet worden. 
Dieser Umstand im Verein mit den geschilderten 
Verhältnissen läßt den dortigen Wohlstand in der 
jetzigen Zeit der auf dem Festlande herrschenden 
Hungersnoth um so deutlicher hervortreten. 
Die Ausfuhr bezieht sich in erster Linie auf 
Kokosnüsse; des Weiteren kommen Kamba, Matten, 
Kopra, Schildpatt, Perlmutter, Kauris in Betracht. 
Urmafiten sind nicht mehr vorhanden; sie sind 
ausgestorben oder in einem kleinen Rest in den 
Wambwera aufgegangen. Die von der Küste nördlich 
des Rufiji hergekommenen Wambwera (nicht zu ver- 
wechseln mit dem Wangindostamme der Wamwera) 
haben dieselben noch als Bewohner einer Stadt bei 
Kisimani vorgefunden und von ihnen gehört, daß sie 
die in ihre Heimath zurückgekehrten Wadiburi (auch 
in Kisiwani genannt; vielleicht der angeblich in Maskat 
existirende Stamm der Anburi) überdauert hätten. 
Von diesen soll die Moschee südlich Bueni-Meslitini 
herrühren, die schon zur Zeit der Einwanderung der 
Wambwera Ruine gewesen sei. Nach letzteren sind 
die Vorfahren der jetzigen Araber gekommen. 
Die Moschee, von welcher nur zwei wenige Fuß 
hohe, zusammenstoßende Mauern stehen, dient den 
Wambwera bis heutigen Tages dazu, bei dem im 
Meere erfolgten Tode eines vornehmen Möwera= 
mannes, wenn dessen Körper nicht gefunden wurde, 
die im Hause des Kuallimu unter ebenso häufigem 
Hersagen des La Illaha illa Allahn 70 mal durch- 
gebeteten 1000 mbwe (kleine Kiesel von Tirene her- 
geholt) aufzunehmen.
	        
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