Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Auf der englischen Seekarte erstrecken sich hinter 
Ras Murundo weit in das Land Mangroven, und 
die Schamben Vungwi (Yungwi) und Ruali sind als 
an der Grenze jener im Inselinnern liegend ein- 
gezeichnet. Diese Aufnahme ist ungenau. Die beiden 
Schamben liegen innerhalb des Mangrovengürtels 
auf dem halbmonatlich durch Zusammenfließen der 
Kirongwe= und Ukangabai zur Insel umgewandelten 
Ras Murundo. 
Am 4. d. Mts. fuhr ich, nachdem gegen 11 Uhr 
ein günstiger Wind eingesetzt hatte, nach Simba 
Uranga, wo ich um 6 ½ Uhr eintraf. Nach Erledi- 
gung laufender Sachen setzte ich am nächsten Morgen 
die Fahrt im Boote fort und erreichte um 11 Uhr 
Nyemsati. Ich hielt zunächst Barasa ab und machte 
alsdann einen mehrstündigen Gang durch die Schamben 
des Akida. Letzterer ist ein außerordentlich fleißiger 
Wirth, wofür die alljährlich ausgeführten Rodungen 
stark bestandener Flächen beredtes Zeugniß ablegen. 
Mtama, Mhogo, Mais stehen durchweg gut. Seine 
Baumwollenpflanzung hat einen Ertrag von sechs 
Frasila geliesert. 
Die Heuschrecken sind in der Nähe von Nyemsati 
in diesem Jahre nur durchgezogen; auch weiterhin 
soll der durch dieselben angerichtete Schaden nicht 
bedeutend und eigentliche Hungersnoth auf der linken 
Seite des Nufiji nicht vorhanden sein. 
Seitens des Akida wurde mir eine interessante 
Mittheilung: in Niongoni, zwei bis drei Tagereisen 
von Nyemsati, befindet sich eine heiße Quelle; die 
Leute benutzen sie, um die Schuldfrage bei Diebstahls 
verdächtigten Personen durch flüchtiges Eintauchen 
eines Armes unter Beobachtung des Einflusses auf 
die Haut zu entscheiden; auch wickelten sie Mais in 
ein Tuch und ließen denselben an einer Kamba in 
die Quelle hinein, um ihn zu kochen; unweit Njon- 
goni in Singojongo befänden sich außerdem Nuinen, 
die von Europäern herrühren sollten. 
An den beiden folgenden Tagen marschirte ich 
über Pemba, das ausgedehnte, infolge einer Sklaven- 
sache gänzlich verlassene Kikunga, das gut ausgebaute 
Kikale, Moumi nach Kitingi Mlawa; von da, den 
Nufiji bei Mukiri passirend, über Mchuchuri, Nige, 
Mülali, Mahimön, Muara Sewa, Kimbwapule, Pua- 
marn, Mzee Muara nach Mohorro, hier am 7. d. Mts. 
miltags anlangend. Wenn der Rufiji auch längst 
in seine Ufer zurückgetreten ist, so hat sich doch auf 
dem fetten Humusboden seiner Niederungen noch ge- 
nügend Wasser gehalten, um den Weg zu einem 
äußerst beschwerlichen zu gestalten, auf welchem 
Wasserläufe bis Schulterhöhe zu durchwaten sind. 
Die Ueppigkeit des Wachsthums auf den anlie- 
genden, mit Fruchtbäumen und anderen Fruchtpflanzen 
übermäßig dicht bestandenen Araberschamben ist eine 
staunenswerthe. Sie wird gefördert durch sorgfältige 
Vodenbearbeitung, welche sich besonders der Akida 
angelegen sein läßt. 
Auch in Mohorro ist durch das jüngste Kommen 
der Heuschrecken ein wesentlicher Schaden nicht ent- 
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standen. Vorwiegend haben unter dieser Plage die 
Bewohner von Matumbi und der bei Samanga ge- 
legenenen Landschaften zu leiden gehabt. Trot des 
bestehenden Nothstandes wird es aber den Plantagen 
täglich schwerer, für die Anbauversuche eine genügende 
Anzahl Arbeiter zusammen zu bekommen. Das Reifen 
der kärglichen Ernte genügt, um diese nicht über das 
Jetzt hinaus denkenden Menschen die auf Koslen ihrer 
Trägheit ihnen gebotene Unterstützung zurückweisen 
zu lassen. 
Die Inderstadt ist nahezu vollendet, Mohorro 
hat sich dadurch in einen ansehnlichen Ort ver- 
wandelt. 
Die durch breite Wege in rechteckige Felder ein- 
getheilte Gounvernementsplantage ist in aussichtsvoller 
Entwickelung begriffen. Sie umfaßt gegenwärtig 
etwa 35 Hektar meist humusreichen Lehmbodens. An 
kürzlich gepflanzten Kokospalmen vorüber gelangt 
man zu zwei mit Mtama bestandenen Feldern, die 
ein Reisfeld einschließen. Der während meiner An- 
wesenheit geführte erste Schnitt ergab bei beiden 
Gelreidearten ein schönes schweres, weißes Korn. 
Gegenüber befindet sich ein Feld mit Taboraweizen, 
der leider durch die Heuschrecken etwas gelitten hat. 
Er sieht bereits in den Aehren. Man darf also 
wohl das Gedeihen von Weizen als feststehend er- 
achten. Auf den Weizen folgt ein mit Runkelrüben 
bestelltes Feld; diese sind mangels keimkräftigen 
Samens nur spärlich aufgegangen. Den letztgenannten 
Feldern gegenüber liegen zwei für Kaffee bestimmte, 
mit Bananen als Schattenspendern bepflanzt. Zu 
gleichem Ziele sind auf der ausdehnungsfähigen Plan- 
lage weitere Nodungen vorgenommen worden. An 
die Mtama= und Reissfelder reihen sich Tabaksaat= 
becte, von denen das mit 1894er Lewasaat ein vor- 
zügliches Resultat geliefert hat. Herr Schröder 
war eben im Begriff, mit dem gleichen Saatgut 
15 Beete und in weiterer Folge 35 Liberiakaffee- 
saatbeete anzulegen. Zwischen Beeten und Fluß wird 
die Tabaktrockenscheune ausgeführt, von welcher die 
Pfosten stehen, während die beiden Arbeiterhäuser, 
die daneben unter mächtigen Mangobäumen einen 
schönen Platz gefunden haben, fast vollendet sind. 
Hier soll auch das Wohnhaus aufgestellt werden. 
Einen empfindlichen Uebelstand bilden die im 
Mohorrofluß häufigen Flußpferdc, welche die Gon- 
vernementsplantage sowie andere Schamben stark 
schädigen. 
In zweilägigem Marsche traf ich über Mfurn, 
Marindego, Samanga, Mtapatapa, Mlega, Mtom- 
piani, Fuma-Ngombe am 10. d. Mis. wieder in 
Kilwa ein. 
Ueber eine Untersuchung der Wasserverbältnisse des Rufu 
berichtet Lieutenant Schlobach aus Kisaki unter dem 
14. Juni d. Is. 
Am 20. Mai d. Is. verließ ich mit Ingenieur 
Buschmann, 2 Askari, 2 Vorarbeitern und
	        
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