Auf der englischen Seekarte erstrecken sich hinter
Ras Murundo weit in das Land Mangroven, und
die Schamben Vungwi (Yungwi) und Ruali sind als
an der Grenze jener im Inselinnern liegend ein-
gezeichnet. Diese Aufnahme ist ungenau. Die beiden
Schamben liegen innerhalb des Mangrovengürtels
auf dem halbmonatlich durch Zusammenfließen der
Kirongwe= und Ukangabai zur Insel umgewandelten
Ras Murundo.
Am 4. d. Mts. fuhr ich, nachdem gegen 11 Uhr
ein günstiger Wind eingesetzt hatte, nach Simba
Uranga, wo ich um 6 ½ Uhr eintraf. Nach Erledi-
gung laufender Sachen setzte ich am nächsten Morgen
die Fahrt im Boote fort und erreichte um 11 Uhr
Nyemsati. Ich hielt zunächst Barasa ab und machte
alsdann einen mehrstündigen Gang durch die Schamben
des Akida. Letzterer ist ein außerordentlich fleißiger
Wirth, wofür die alljährlich ausgeführten Rodungen
stark bestandener Flächen beredtes Zeugniß ablegen.
Mtama, Mhogo, Mais stehen durchweg gut. Seine
Baumwollenpflanzung hat einen Ertrag von sechs
Frasila geliesert.
Die Heuschrecken sind in der Nähe von Nyemsati
in diesem Jahre nur durchgezogen; auch weiterhin
soll der durch dieselben angerichtete Schaden nicht
bedeutend und eigentliche Hungersnoth auf der linken
Seite des Nufiji nicht vorhanden sein.
Seitens des Akida wurde mir eine interessante
Mittheilung: in Niongoni, zwei bis drei Tagereisen
von Nyemsati, befindet sich eine heiße Quelle; die
Leute benutzen sie, um die Schuldfrage bei Diebstahls
verdächtigten Personen durch flüchtiges Eintauchen
eines Armes unter Beobachtung des Einflusses auf
die Haut zu entscheiden; auch wickelten sie Mais in
ein Tuch und ließen denselben an einer Kamba in
die Quelle hinein, um ihn zu kochen; unweit Njon-
goni in Singojongo befänden sich außerdem Nuinen,
die von Europäern herrühren sollten.
An den beiden folgenden Tagen marschirte ich
über Pemba, das ausgedehnte, infolge einer Sklaven-
sache gänzlich verlassene Kikunga, das gut ausgebaute
Kikale, Moumi nach Kitingi Mlawa; von da, den
Nufiji bei Mukiri passirend, über Mchuchuri, Nige,
Mülali, Mahimön, Muara Sewa, Kimbwapule, Pua-
marn, Mzee Muara nach Mohorro, hier am 7. d. Mts.
miltags anlangend. Wenn der Rufiji auch längst
in seine Ufer zurückgetreten ist, so hat sich doch auf
dem fetten Humusboden seiner Niederungen noch ge-
nügend Wasser gehalten, um den Weg zu einem
äußerst beschwerlichen zu gestalten, auf welchem
Wasserläufe bis Schulterhöhe zu durchwaten sind.
Die Ueppigkeit des Wachsthums auf den anlie-
genden, mit Fruchtbäumen und anderen Fruchtpflanzen
übermäßig dicht bestandenen Araberschamben ist eine
staunenswerthe. Sie wird gefördert durch sorgfältige
Vodenbearbeitung, welche sich besonders der Akida
angelegen sein läßt.
Auch in Mohorro ist durch das jüngste Kommen
der Heuschrecken ein wesentlicher Schaden nicht ent-
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standen. Vorwiegend haben unter dieser Plage die
Bewohner von Matumbi und der bei Samanga ge-
legenenen Landschaften zu leiden gehabt. Trot des
bestehenden Nothstandes wird es aber den Plantagen
täglich schwerer, für die Anbauversuche eine genügende
Anzahl Arbeiter zusammen zu bekommen. Das Reifen
der kärglichen Ernte genügt, um diese nicht über das
Jetzt hinaus denkenden Menschen die auf Koslen ihrer
Trägheit ihnen gebotene Unterstützung zurückweisen
zu lassen.
Die Inderstadt ist nahezu vollendet, Mohorro
hat sich dadurch in einen ansehnlichen Ort ver-
wandelt.
Die durch breite Wege in rechteckige Felder ein-
getheilte Gounvernementsplantage ist in aussichtsvoller
Entwickelung begriffen. Sie umfaßt gegenwärtig
etwa 35 Hektar meist humusreichen Lehmbodens. An
kürzlich gepflanzten Kokospalmen vorüber gelangt
man zu zwei mit Mtama bestandenen Feldern, die
ein Reisfeld einschließen. Der während meiner An-
wesenheit geführte erste Schnitt ergab bei beiden
Gelreidearten ein schönes schweres, weißes Korn.
Gegenüber befindet sich ein Feld mit Taboraweizen,
der leider durch die Heuschrecken etwas gelitten hat.
Er sieht bereits in den Aehren. Man darf also
wohl das Gedeihen von Weizen als feststehend er-
achten. Auf den Weizen folgt ein mit Runkelrüben
bestelltes Feld; diese sind mangels keimkräftigen
Samens nur spärlich aufgegangen. Den letztgenannten
Feldern gegenüber liegen zwei für Kaffee bestimmte,
mit Bananen als Schattenspendern bepflanzt. Zu
gleichem Ziele sind auf der ausdehnungsfähigen Plan-
lage weitere Nodungen vorgenommen worden. An
die Mtama= und Reissfelder reihen sich Tabaksaat=
becte, von denen das mit 1894er Lewasaat ein vor-
zügliches Resultat geliefert hat. Herr Schröder
war eben im Begriff, mit dem gleichen Saatgut
15 Beete und in weiterer Folge 35 Liberiakaffee-
saatbeete anzulegen. Zwischen Beeten und Fluß wird
die Tabaktrockenscheune ausgeführt, von welcher die
Pfosten stehen, während die beiden Arbeiterhäuser,
die daneben unter mächtigen Mangobäumen einen
schönen Platz gefunden haben, fast vollendet sind.
Hier soll auch das Wohnhaus aufgestellt werden.
Einen empfindlichen Uebelstand bilden die im
Mohorrofluß häufigen Flußpferdc, welche die Gon-
vernementsplantage sowie andere Schamben stark
schädigen.
In zweilägigem Marsche traf ich über Mfurn,
Marindego, Samanga, Mtapatapa, Mlega, Mtom-
piani, Fuma-Ngombe am 10. d. Mis. wieder in
Kilwa ein.
Ueber eine Untersuchung der Wasserverbältnisse des Rufu
berichtet Lieutenant Schlobach aus Kisaki unter dem
14. Juni d. Is.
Am 20. Mai d. Is. verließ ich mit Ingenieur
Buschmann, 2 Askari, 2 Vorarbeitern und