Leitung eines sachverständigen Europäers erforderlich;
auch die Ausführung der Impfung an den Thieren
kann meiner Ansicht nach Eingeborenen nicht ohne
Ueberwachung anvertraut werden.
4. Die ganze Frage scheint mir lediglich finan-
zieller Natur zu sein, und nur die Regierung kann
entscheiden, ob die Ausgabe für Züchtung der Impf-
flüssigkeiten und Impfung der Thiere geleistet werden
lann, oder ob es besser ist, die Verluste ungehindert
weiter gehen zu lassen, die gegenwärtig dem Lande
durch ein Viehsterben zugefügt werden, dem man
vorbeugen kann. Das ist eine Art der Aufwendung,
über die eine Meinung zu äußern ich nicht be-
rufen bin.“
Captain Marret, der Superintendent der Go-
vernment Cattle Farm in Hissar, sagt, daß Vor-
kehrung die einzige Hülse gegen diese Krankheit sei,
die sich jeder Behandlung unzugänglich erweise, und
beantragt die Beschaffung von Lymphe, um auf der
Regierungsfarm, wo außergewöhnlich günstige Ver-
hältnisse sich dafür böten, damit Versuche anzustellen.
Da Milzbrand unter Rindern, Schafen und Zie-
gen als Bloedziekte, unter Pferden als Sterbe in
Deutsch-Südwestafrika alljährlich große Verheerungen
anrichtet und auch der Rauschbrand seit dem Jahre
1889 sich dort immer weiter verbreitet, so haben
diese von der indischen Regierung ihren beamteten
Thierärzten vorgelegten Fragen auch für dieses unser
Schutgebiet eine hohe Wichtigkeit. Auch hier dürfte
die einzige Maßregel zur Bekämpfung dieser Seuchen,
von der man einen Erfolg zu erwarten berechtigt ist,
die Einführung der Schutzimpfung sein.
Neben der Beantwortung der ihnen gestellten
Fragen berichten die indischen Thierärzte auch noch
über die ungeheuere Ausbreitung, die die Rinderpest
in Indien hat. Da nach dem bisher bekannt Ge-
wordenen die ostafrikanische Sadoka wohl dieselbe
Pest ist, so wird über die Herkunft dieser schrecklichen
Seuche einiges Licht verbreitet. Bisher ließ sie sich
nur bis nach Abessynien zurückverfolgen. Nach den
Mittheilungen über die Ninderpest in Indien aber
darf man wohl annehmen, daß sie von dort aus
nach Abessynien eingeschleppt worden ist. Jedenfalls
ist fortan Vorsicht im Verkehr mit Indien geboten
und es darf dabei nicht vergessen werden, daß die
Rinderpest auch durch Zwischenträger — Menschen,
deren Kleidung und Geräthschaften, die mit erkrankten
Thieren in Berührung gekommen sind, — und Felle,
Häute, Hörner u. dergl. verschleppt werden kann.
Es dürfte noch erwähnenswerth sein, daß auch
die Maul= und Klauenseuche in Indien eine recht
beträchtliche Verbreitung zu haben scheint.
In Nr. 14 des Jahrgangs 1894 (Vet. Ser. Nr. 9)
wird die Viehhaltung in Assam besprochen und zwar
die von Nindern und Büffeln. Die Ninder sind
nach dem Bericht eine erbärmliche Rasse, deren Min-
derwerthigkeit zum guten Theil auf die Art der
Züchtung zurückgeführt wird. Stiere und Kühe
laufen ungesondert auf der Weide herum, und so
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werden die Kalben tragend, ehe sie noch recht ge-
schlechtsreif sind, meist von eben so jungen Bullen;
bei jedem Mal Rindern wiederholt sich dies, so daß
die Kühe aus dem Kalben gar nicht herauskommen
und oft genug zwei Generationen Kälber gleichzeitig
saugen. Die Büffel dagegen sind eine ausgezeichnele
Rasse. Dabei geben die Büffelkühe, entgegen der
bei uns herrschenden Ansicht, recht gute Milch, sogar
mehr und bessere als die Kühe der Assamrinder.
Die ungewöhnliche Stärle und Kraft der Assambüffel
wird darauf zurückgeführt, daß die Kühe meist von
wilden Büffelstieren besprungen werden, die so dem
Stamm immer wieder die ursprüngliche Kraft zu-
führen. Vielleicht lohnt es einen Versuch, in gleicher
Weise die Stärke des afrikanischen Büffels nußbar
zu machen, indem man, wie das in Assam geschieht,
wilde (afrikanische) Bullen sich zu der Herde der
zahmen (Assam-) Büffelkühe gesellen läßt. Die große
Kraft der Büffel und ihre Verwendbarkeit gerade in
Gegenden, wo das gewöhnliche Rindvieh versagt,
würden, verbunden mit dem hohen Milchertrage der
Büffelkühe, ihre ausgedehntere Einführung in Ostafrika
vielleicht aussichtsvoll und gewinnbringend erscheinen
lassen; schon jetzt sind einzelne Büffel in Sansibar
in Gebrauch. Die Art der Haltung und Futterver-
sorgung der Büffel in Assam weicht nicht von der
in Ostafrika für Ninder üblichen ab.
Dr. Sander.
Sähmung von Sebras.
Dem Häuptling Mitinginia von Usongo ist es
gelungen, ein junges Zebra zu zähmen. Es geht
mit den Eseln auf die Weide und ist so zahm, daß
man es anfassen, streicheln und sich hinaussetzen kann.
Um geritten zu werden, ist es noch zu jung. Das
Thier ist in der Steppc bei Usongo gefangen worden.
Daß das Zebra durchaus zähmungsfähig und im
Dienste von Menschen verwendbar ist, beweisen die
damit von Lord Rothschild in England gemachten
Erfahrungen. Es werden bei ihm vier gezähmte
Zebras zum Ziehen von Wagen verwendet.
Vertrag Portugals mit der deutschen Ostafrika-Linie.
Unter dem 10. April 1895 hat der portugiesische
Minister des Aeußern und der Kolonien im Namen
Portugals mit Herrn Eduard Woermann als Ver-
treter der deutschen Ostafrika-Linie einen Vertrag
geschlossen, wonach letztere sich verpflichtet, alle vier
Wochen zwischen Lissabon und Jbo, Mozambique,
Quelimanc, Chinde, Beira, Inhambane, Lourenzo
Marques auf dem Wege durch den Suezkanal einen
Dampfer laufen zu lassen und außerdem Extradampfer
um das Kap dorthin zu senden. Keine Fahrt zwischen
Lissabon und Lourenzo Marques in einer oder der
anderen Nichtung soll länger als 40 Tage in Anspruch
nehmen. Die Passagepreise zwischen Lissabon und