Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Deutsch- Ostafrita. 
Der in den Dienst des Kaiserlichen Gouvernements 
getretene Metcorologe Dr. Maurer wird die Aus- 
reise mit dem am 23. Oktober von Neapel abgehen- 
den Dampfer antreten. 
An Stelle des nach Europa zurückgekehrten Ober- 
postassistenten Jante wird der Postsekretär Banniß 
am 23. Oktober von Neapel aus sich nach Dar-es- 
Saläm begeben. 
  
Der in den Dienst des Kaiserlichen Gonverne= 
ments getretene Königlich preußische Regierungs- 
baumeister Gurlitt wird am 23. d. Mts. die Aus- 
reise antreten. 
Der Regierungsrath beim Kaiserlichen Gouverne= 
ment Dr. Bumiller ist am 31. August in Dar-es- 
Saläm eingetroffen. s 
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Zur Vertretung des beurlaubten Gonvernements- 
sekretairs Lebahn tritt der Gerichtsschreiber Sper- 
ling am 23. Oktober d. Is. die Reise nach Dar-es- 
Saläm an. 
  
Ramerun. 
Der Polizeimeister Pfeil hat einen Heimaths- 
urlaub angctreten. 
Der Oberlazarcthgehülfe Brückner ist in den 
Dienst des Kaiserlichen Gouvernements getreten. 
Der Oberbootsmannsmaat Dillinger ist in den 
Dienst des Kaiserlichen Gouvernements getreten. 
Der Oberstenermann Klein ist in den Dienst 
des Kaiserlichen Gouvernements gcetreten. 
VVVVVVVVVVVVVVVWVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVVWVVV 
Machrichten aus den deukschen Schungebieken. 
Druksch-Dltafrika. 
Ueber eine Expedition nach Turn 
meldet Kompagnieführer Prince aus Kilimatinde 
unter dem 25. Juni 1895 Folgendes: 
Wie in früheren Meldungen angedentet, hatten 
die Waturn oder Waniaturn — nicht Wataturu, 
welche nördlicher leben — von Suna (siehe Kiepertsche 
Karte) sich dazu bequemt, die Station als nicht mehr 
wegzuschaffende Thatsache einzusehen, während alle 
übrigen mehr nach Osien wohnenden Stammesgenossen 
in Uliampiti, Damänkira, Muniah##tis, Matöngo, 
Mgüsi und Chipämba (im Bogen von Ost nach West 
gerechnet) bis auf einen etwas einflußreicheren Chef 
Muniahati vulgo Mwati, der sogar in der Station 
einen Vortheil erkannte und Elfenbein brachte, bis- 
her sich sernhielten. 
Meine Hoffnung, das politisch sehr unbedeutende 
Gebiet im Laufe der Zeit zur friedlichen Annäherung 
veranlassen zu könncn, verwirklichte sich nicht. Die 
genannten östlichen Waniaturn beschränlten sich nicht 
auf ein Fernbleiben von der Station, sondern er- 
klärten — wenn der Ausdruck bei den primitiven 
Verhältnissen gestattet ist — den Sunalenten den 
Krieg, ermordeten Männer, raubten Weiber während 
der Feldarbeit, führten nächtlicher Weile Herden 
fort, kurz, machten ihren, nach ihren Begriffen, ab- 
trünnigen Stammesbrüdern das Leben sauer und 
dehnten ihre Mordthaten sogar bis Muhalala und 
Saranda aus, so daß allseitig Klagen einliesen. 
Als auch Mwati schließlich in Person erschien, 
sich über den Raub eines Theils seines Viehs be- 
klagte und Hülfe verlangte, entschloß ich mich schnell! 
und marschirte mit Unteroffizier Frahm, 25 Mann 
und dem Maximgeschütz ab. Ich hatte mich schon 1 
  
überzeugt, daß bei meinem Erscheinen die Waniaturn 
sich einfach auf passiven Widerstand verlegen, sich 
jedem Schauri entziehen und so meine Wünsche ver- 
eiteln würden. 
Ich marschirte daher querfeldein durch den Pori 
(Wald) von Ipuli, der ein letzter Tummelplatz für 
Elefanten in diesen relativ gut bevölkerten Gegenden 
zu sein scheint, und überraschte am Morgen des 31. 
das südöstliche Turuländchen Uliampiti. Es gelang, 
wie beabsichtigt, einige der kleinen Temben ohne 
Blutvergießen auszuheben. Die Männer wurden 
alsbald freigelassen mit der Weisung, die älteren 
Leute des Orts zum Schauri zu bringen, bis dahin 
sollten die Weiber und Kinder festgehalten werden. 
Trotz dieser Maßregel kamen die Leute nicht. Jeder 
Familienvater der Waniaturun, vielleicht sogar jeder 
erwachsene Mann betrachtet sich als „Sultan“ für 
sich. Während einige einen Anlauf zum Schauri 
nehmen zu wollen schienen, verlegten sich andere 
darauf, vereinzelt in den Schamben lauernd, die 
Brennholz u. s. w. suchenden Träger abzustechen. 
Nachdem zwei Leute auf diese Weise geködtet waren, 
ließ ich auf jeden bewaffneten Mturu, der sichtbar 
wurde, schießen und als gar auf die Hüter der be- 
schlagnahmten Herde ein Angriff gemacht wurde, 
einige Temben anzünden. Das Resultat war, daß 
unser den wasserschöpfenden Boys abgenommener 
Eimer und einige Ziegen zurückgebracht wurden, wo- 
für eins der Weiber in Freiheit gesetzt wurde, die 
zu Gunsten eines Schauris auf ihren scheuen hals- 
  
starrigen Ehemann einwirken sollte. 
Am 4. Juni zog ich nach dem vier Stunden 
entfernten Muniahati, fortwährend durch prächtig 
stehende Mtama= und Ulesifelder, in denen überall 
eine große Anzahl der hier üblichen kleinen, etwa 
1,40 m hohen Temben versteckt lagen. 6
	        
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