Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Sammlung naturwissenschaftlicher Gegenstände. 
Dem Königlichen Museum für Naturkunde sind 
am 6. und 22. August d. Is. abermals Sendungen 
zoologischer Gegenstände, die von dem inzwischen 
verstorbenen Stationsassistenten E. Baumann im 
deutschen Togogebiete zusammengebracht wurden, zu- 
gegangen. 
Die Sammlungen bestanden aus: 
12 Säugethiersellen, 
22 Sängethierschädeln, 
17 Sängethieren in Alkohol, 
20 Vogelbälgen, 
Vogelnestern, 
Vogeleiern, 
Reptilien, 
Lepidopteren, 
Käsern, 
110 Hemipteren, 
64 Orthopteren bezw. Odonaten, 
4 Oedipodidenlarven, 
2 Neuropteren und 
13 Hymenopteren. 
Die Konservirung sämmtlicher Thiere ist sehr gut. 
Die Sängethiere enthalten zwei bisher aus jenem 
Gebiete unbekannte Arten und viele ganz junge für 
die Erforschung der Biologie werthvolle Exemplarc. 
Unter den Bögeln befinden sich ebenfalls mehrere für 
das Togogebiet noch nicht nachgewiesene Arten. Die 
Insekten sind durchweg wissenschaftlich werkhvoll, eine 
größere Anzahl Arten sind neu für die Wissenschaft, 
manche neu für unsere Sammlung. 
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Deutsch-Südwerskafrika. 
Ueber einen Sug des aiserlichen Landeshauptmanns 
nach Grootfsontein 
berichtet gescsesg v. Lind equist 
dem 24. August d 
Herr Major Leutwein ist am 2. August früh 
nach Otjozondjupa (Waterberg) ausgebrochen und dort 
am 11. morgens angelangt. Bis zu diesem Platze 
habe ich den Zug begleitet. In Olahandya schloß 
sich der Oberhäuptling der Hereros mit einer Anzahl 
seiner Leute an, in Okandjose der dortige Platzkapitän 
Uanja, Bruder und Erbe des kürzlich verstorbenen, 
sehr reichen Simundja. Fast auf allen weiteren 
Werften sließ eine Anzahl Großleute der Hereros 
zu uns. Die meisten sind nur bis Waterberg, eine 
Anzahl aber auch darüber hinaus bis Grootfontein 
und Otavi mitgegangen. Die Leute waren überall 
durchaus friedlich gesinnt und slachen auch sonst vor- 
theilhaft von den ösllichen Ovambandjern ab. Die 
Weide war grösttentheils reichlich, mit Ausnahme der 
nächsten Umgebung der Wasserstellen, die auch hier 
kahl gefressen war. 
Im Gegensat zu den südlichen Gegenden des 
Hererolandes habe ich hier nicht den Eindruck ge- 
unter 
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wonnen, daß der Viehbestand im Mißverhältniß zu 
der Weide sieht. Hierzu trägt unzwerfelhaft Vieles 
die Unbequemlichkeit der Wasserbeschaffung und das 
mit hierdurch veranlaßte systematische Vordringen der 
Hereros nach den offenen Wasserstellen im Norden 
nund Süden bei. Auf den am Wege nach Waterberg 
liegenden Wasserstellen haben die Hereros zum Theil 
tiese Brunnen zum Tränken des Viehes graben 
müssen. An einzelnen Stellen wurde das Schöpfen 
des Wassers durch sieben bis acht übereinander 
stehende Hereros besorgt. 
Am 11. morgens zog die Truppe mit klingendem 
Spiel in Waterberg ein, nachdem der Häuptling 
Kambazembi bereits durch Boten seine Freude über 
den bevorstehenden Besuch hatte aussprechen lassen, 
und schlug das Lager nahe dem den Ort überragen- 
den Tafelgebirge östlich des Missionshauses auf. 
In den im Lager und der Werft Kambazembis 
stattfindenden Berathungen, an denen außer dem 
Oberhäuptling und Kambazembi auch dessen beide 
ältesten Söhne Kainjumjua und Saratiel theilnahmen, 
wurden der Schutzvertrag und einzelne Verordnungen, 
namentlich die über die Lungenseuche, welche der 
Viehzüchter Kambazembi als sehr weise pries, be- 
sprochen. Eine Besprechung der Landfrage lehnte 
Kambazembi indessen ab, indem er versicherte, er sei 
nur der Kapitän für das Vieh, während Samnel 
Maharero über das Land zu verfügen habe. Er 
würde das, was der Landeshauptmann und der 
Oberkapitän“ abmachten, gut heißen. Gleichzeitig 
klagte er aber darüber, daß er zu wenig Wasser für 
seine vielen Ninder, deren Zahl sich auf nicht weniger 
als 30 000 bis 40 000 belaufen soll, habe. 
Ottozondjupa mit den sich vom Tafelberge her- 
abziehenden, für Obst= und Weinbau sehr geeigneten 
Terrassen und dem stark fließenden Ouellbache wird 
noch dereinst manchem deutschen Ansiedler und Kauf- 
manne Aufnahme gewähren. Die Vegetation unter- 
scheidet sich nicht unwesentlich von der des übrigen 
Damaralandes. Schon ein bis zwei Stunden dies- 
seits Waterberg zeigen sich einzelne Laubbäume, deren 
Zahl nach dem Gebirge zu zunimmt. Auf dem 
Plateau des Gebirges, das sich nach Norden und 
Nordosten ziemlich weit ausdehnt, findet sich nur 
Laubholz, vor Allem der sogenannte wilde Feigen- 
baum und die verschiedensten Arten dornenloser 
Akazien. Von dem sich von Südwest nach Nordost 
erstreckenden Tafelgebirge entspringt nach beiden Seiten 
hin eine größere Anzahl wasserreicher Quellbäche. 
Die Bovölkerung zeigte sich während der mehr- 
lägigen Anwesenheit in Waterberg sltels durchaus 
friedlich, furchtlos und bescheidener und weniger 
betlelhaft, als man es sonst bei Hereros gewöhnt ist. 
Am 15. August nachmittags brach Major Leut- 
wein mit der 1. Kompagnie von Waterberg nach 
Grootfontein auf, begleitet von einer Anzahl Hereros, 
unter ihnen der Oberhäuptling und die beiden ge- 
nannten Söhne Kambazembis, während ich hierher 
zurückritt, wo ich am 19. d. Mts. anlangte. 
 
	        
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