Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

wohl die älteste und bedeutendste Stadt an der West- 
tüste und besteht ganz aus Steinhäusern, macht aber 
einen ruinenhaften und unfertigen Eindruck; typisch 
für das Gepräge der Stadt sind die 2000 weißen 
deportirten Strafgefangenen. Das Klima ist wie an 
dem ganzen Küstenstrich — mit Ausnahme des Kongo- 
flusses — ein gesundes. Gemüse wird überall wäh- 
rend der Trockenzeit in vorzüglicher Güle und Menge 
gezogen und seitens der Missionen (französische Bäter 
vom heiligen Geist) in Landana und Maynmba an 
die Dampfer zum Verkauf gebracht, so daß während 
der ganzen Reise Salat, Tomaten, Endivien, Char- 
lotten, Nadieschen u. s. w. auf der Tafel nicht sehlten. 
Zum Schluß dieser Skizze noch ein Wort über 
den Kleinhandel an Bord der englischen Dampfer. 
Auf diesen Schiffen hält: 
1. der erste Steward, 
2. der Schiffszimmermann, 
3. die Vollmatrosen, 
4. die Feuerleute 
je einen Kramladen, in dem von Pulver, Blei und 
Spiritnosen abwärts bis zur Nähnadel und dem 
Heiligenbild Alles zu haben ist, was Weiße und 
Schwarze bedürfen. Dem ersten Steward ist still- 
schweigend der Handel mit den Weißen vorbehalten, 
die drei anderen Konkurrenten scheeren die Schwarzen 
im Baarverkauf oder im Tauschhandel gegen Papa- 
geien, Assen und Kuriositäten, wobei der Schwarze 
oft vergewaltigt, immer betrogen wird. Erscheinen 
mehrere kaufende oder tauschende Parteien auf ein- 
mal an Bord, so entwickelt sich das richtige Anreißer- 
treiben, indem jeder Verkäufer für sich zu erhaschen 
sucht, was möglich. Der Umsatz ist sehr bedeutend, 
indem Hunderte von Thieren, je nach der Jahres- 
zeit an der Kongoküste eingehandelt werden und 
Weiße wie Schwarze eine merkwürdige Vorliebe für 
diese schwimmenden Kramläden haben. Die gekauften 
Waaren werden natürlich geschmuggelt. 
Dem heimischen Handel erwächst durch dieses 
Geschäftsgebahren der englischen Dampfer ein bedeu- 
tender Schaden, weshalb am hiesigen Platze die Kauf- 
leute schon vor Jahren erfolgreiche Schritte dagegen 
gemeinsam bei der Regierung gekhan haben. Jedoch 
blüht das Geschäft im Geheimen nach wie vor, und 
schon aus diesem Grunde wäre eine Aufhebung der 
fast schrankenlosen Freiheit der Dampfer und Ein- 
setzung einer zollamtlichen Kontrole wie in den 
anderen Schutzgebieten höchst wünschenswerth. 
  
Telegraphen= und Telephonlinie zwischen Boma und 
Stanley-Hool. 
Das Bullotin olliciel de I’Etat indépend. 
du Congo bringt ein Arrôté, wonach der Bau und 
Betrieb einer Telegraphen-= 
zwischen Boma und Stanley-Pool geregelt wird. 
  
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und Telephonlinie 
Perschiedene Wilkheilungen. 
Gutachten über Dr. Kades Rühlapparat von Stabsarzi 
Wicke in Cogo. 
Der Apparat entspricht vollständig den auf ihn 
gesetzten Erwartungen, und ich kann ihn bestens 
empfehlen. An der jetzigen Gestalt des Apparatz ist 
neu der Verschluß, welcher jebzt durch vier Flügch- 
scheiben geschieht, so daß noch mehr als bisher dos 
Eindringen der äußeren Luft verhindert wird, serner 
ein am Boden angebrachter Ausflußhahn, durch 
welchen das Ablassen der gebrauchten Kühlflüssigkei 
und die Reinigung des Apparates selbst erleichten 
wird, und endlich ein Einsaß, auf welchem man aller- 
hand zum Konserviren und Kühlen geeignete Gegen- 
stände, wie Fleisch, Butter, Früchte, niederlegen kom, 
eine Einrichtung, welche mir sehr praktisch erschein. 
Um den Apparat in Betrieb zu setzen, ist des 
bisherige einfache und billige Salz beibehalten wor- 
den, indem als Vorzug zu anderen Kältemischungen 
betont wurde, daß dies Salz immer von Neuen 
wieder gewonnen werden könne. Das ist nac 
meinen Untersuchungen durchaus richtig. Wenn mm 
allerdings die einzudampfende Flüssigkeit nur der 
Someenhictze, selbst der tropischen, aussetzt, so ist de 
Prozeß der Rückgewinnung des Salzes ein etwe 
langwieriger, zumal da man nie sicher ist, daß du 
einen unvermutheten Platzregen nicht wieder eim 
starke Verdünnung herbeigeführt wird. Eumpfehlen 
werther und bei Weitem abkürzender ist jenes Vur- 
fahren, daß man die Eindickung der Salzlösung am 
dem Kochherd vornimmt. Das Salz kuystallisirt de- 
bei stets in vollkommener Weise aus und hat noch 
her, gut getrockuet und möglichst pulverisirt, genm 
denselben guten Essekt wie frisch bezogenes. Seltst 
verständlich ist es nothwendig, daß die einzudickenn 
Flüssigkeit vor dem Eindampfen durch ein Filter ode 
Seihetuch geht und dadurch von fremden Beimen 
gungen möglichst gereinigt wird. Auf diese Veist 
gewinnt sich das Krankenhaus jetzt schon seit vickt 
Wochen seinen Bedarf an Kühlsalz. 
Der Apparat sunktionirt sehr einfach, seine Füllung 
mit der nöthigen Salzmenge, das Auflösen dersebe 
mit der vorgeschriebenen Menge Wasser, das Einsez 
von Flaschen und Behältern mit den zum Kützla 
bestimmten Flüssigkeiten nimmt nur wenige Minutn 
in Anspruch, und etwa nach 15 bis 20 Minuten ! 
der ganze Prozeß beendct und bewirkt worden, W 
eine starke Herabsetzung der Temperatur sowohl i 
der Kältewirkung selbst als auch in der zu kühlende 
Flüssigkeit stattgesunden hat. Die Temperaturheuch 
setzung ist eine ganz beträchtliche, denn, wenn z.8 
der Inhalt der zum Abkühlen bestimmten Geför 
25 bis 30° C. betragen hat, so ist nach Anwendus 
der Kälteeinwirkung eine Reduktion bis auf 10 E 
12° C. und weniger eingetreten. Wenn man ### 
derartiges Getränk in ein Glas gießt, so beschü 
dieses sosort. Gesunden und Kranken gegeben, wirh 
 
	        
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