Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

— 655 — 
heben. Als Ngilla unser Staunen über den Riesen 
sah, schöpfte er wohl neue Hoffnung und wurde 
nicht müde, den Zahn zu preisen. Um so unwilliger 
war er, als ich ihm erklärte, meine Wafssen gehörten 
meinem König, und ich dürste sie ebensowenig ver- 
kausen, wie seine Leute Speere, Messer und Schilde 
— es besteht in Ngaindjsc ein Gesetz, das den 
Mann der seine Armaturstücke ohne Wissen des Königs 
verkauft, zum Sklaven Ngillas macht. 
Nach dieser Erklärung begab ich mich in mein 
Quartier zurück und war nicht wenig erstaunt, als 
bald darauf Boten kamen, um mich zu bitten, noch 
einen Tag länger zu bleiben und mir die Ver- 
sicherung von Ngilla zu bringen, daß er zwar 
gedacht habe, sein Freund würde gern einen möglichst 
starken Bundesgenossen gegen Tibati haben, daß er 
aber sehen solle, daß die Wutes auch ohne Gewehre 
zu kämpfen wüßten. Den ganzen übrigen Tag ließ 
der König nichts von sich hören, und als unglücklicher- 
weise durch die Fahrlässigkeit meiner Leute nachts 
in unserem Viertel noch vier schöne Häuser in Brand 
geriethen, glaubte ich, Ngilla würde sich zu Feind- 
seligkeiten gegen uns hinreißen lassen, zumal er sich 
unter tausend nichtigen Gründen entschuldigen ließ, 
als ich selbst zu ihm gehen und ihm den Thatbestand 
auseinandersetzen wollte. Statt dessen kamen am 
frühen Morgen Boten vom König, um mir in dessen 
Auftrage zu sagen, daß dieser Zwischenfall am 
Schlusse meines Aufenthaltes zwar wenig schön sei, 
das gute Einvernehmen mit seinem Freunde aber 
nie würde stören können; zum Zeichen dessen ließ er 
meinen Leuten das Vordertheil eines riesigen, am 
Abend vorher geschossenen Büffels überbringen. 
Den Nückmarsch zum Sannaga trat ich auf dem 
geraden Wege über das verlassene Dunafida an. 
Nachdem ich bei Nna in Dinati noch Boten aus 
Baquc, Dabne und der Mwellestadt Kunimanga 
empfangen hatte, die mir die freundschaftliche Ge- 
sinnung ihrer Herrscher betheuerten und die Expe- 
dition zum Besuch genannter Orte einluden, schloß 
ich mit Dandugu, der sechs kleine Elfenbeinzähne 
zahlte, Frieden. Dandugus Macht ist völlig ge- 
brochen, mit Rücksicht hierauf erklärte ich mich mit 
der geringen Zahlung zufrieden. 
Am 20. September traf ich auf der Station 
mit dem Bewußtsein wieder ein, daß sich die Lage 
am Sannaga wesentlich zu Gunsten der Koaiserlichen 
Regierung verändert hat. 
  
Besteigung des Kamerunberges. 
Berichten englischer Zeitungen zufolge hat eine 
Engländerin Miß Kingsley, welche zu Zwecken 
naturwissenschaftlicher Sammlungen Westafrika bereist, 
von der deutschen Station Victoria aus das Kamerun- 
gebirge besucht. Die Reisende hat dazu im Ganzen 
zehn Tage gebraucht. 
  
Deutfsch-Südwelkafrika. 
Ueber die Preise der wichtigsten Lebensmittel 
entnehmen wir dem eben erschienenen Buche: Nama 
und Damara von H. v. Franvois die folgende Zu- 
sammenstellung: 
  
  
  
  
  
Weiffsch- 
Gegenstand Kapstadt bar h1 On#reinss: 
Ml. 
100 Pso. Jwiback 16 bis 18 75 100 
20 bis 23 45 60 
Aossee 80 150 200 
"O Zuck 25 50 100 
- Jä# 12 30 50 
- Tabak 100 250 500 
- Seife 25 75 125 bis 150 
- hee 150 250 00 
16 Liter Kapbranntwein 12,5 64 80 bis 100 
12 Fl. Cognac 36 72 120 
1 Fl. Vier à Liter — 1,50; 2 
Deuksch-Neu-Guinea. 
#8. M. Schiff „Falke“ 
hat einer Meldung aus Apia zufolge am 10. No- 
vember eine Rundfahrt durch die deutschen Schutz- 
gebiete in der Südsee angetreten. 
  
RKus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antishlaverei-Bewegung. 
Die Berliner Mission 1 hat nach der Station 
Ikombe am Nyassa den Missionar E. Källner 
entsandt. 
Die Leipziger Mission hat im November 
d. Is. eine neue Karawane nach Ostafrika entsendet, 
wo sie am Kilimandjaro seit 1893 auf den Sta- 
tionen Kwarango (Madschame) und Mamba wirkt. 
Der Leiter der Abordnung ist kein eigentlicher 
Missionar, sondern ein junger praktischer Landwirth, 
ein Oesterreicher von Geburt. Er soll den Missio- 
naren die Arbeit abnehmen, die sie in den Schamben, 
in den Pflanzungen und in den Ställen mit 
ihren Rindern und Schafen und Hühnern bisher 
selbst zu thun hatten: er soll sie auch in der 
Bauarbeit entlasten, die jetzt oft den größten Theil 
ihrer Zeit in Anspruch nahm, und sie damit frei- 
machen, dem Erlernen des Ki-Dschagga, der Sprache 
der Eingeborenen, mit ganzer Kraft obzuliegen. Zwei 
junge Mädchen ziehen als Bräute zweler Missionare 
hinaus. 
Die Hauptniederlassung der katholischen Mission 
im Bismarck-Archipel ist Kiminigunan bei Herberts- 
höhe, wo Bischof Couppê mit einem Pater, meh-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.