Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

Die Trepangfischerei schließt für das Jahr 1892/93 
mit ciner Ausbente von 213/1 Tons im Werthe von 
Pfd. Sierl. 1573, gegenüber 49 Tons im Werthe 
von Pfd. Sterl. 3401 im Vorjahre ab. 
Als ein wenig günstiges Zeichen ist ein bedeu- 
tender Rückgang in der Kopraausfuhr zu betrachten, 
gerade auf diesen Ausfuhrartikel wurden seitens des 
Administrators große Hoffnungen gesetzt. Die Ge- 
winnung von Kopra ist unter den Stand herab- 
gesunken, welchen sie im Jahre 1890/91 erreicht 
hatte, wie folgender Uebersicht zu entnehmen ist: 
1888/89 76 Tons mit Pfd. Sterl. 550 Werth 
1889/90 43 *„ - 250 - 
189091 198 = -- -1«133- 
1891J92340- -- -208-l- 
1892/93 194 = -- -1159- 
Ein Vergleich mit der in letzter Nummer des 
Kolonialblattes (Seite 14, 15) geschilderten wirth- 
schaftlichen Entwickelung des deutschen Schutgebiets 
der Neuguineakompagnie zeigt den großen Vorsprung, 
welchen unser Besitz vor der englischen Kolonie auf- 
weisen kann. Nirgends ist in dem Bericht des 
Administrators von Bestrebungen auf dem Gebiete 
des Plantagenbaues die Rede. Selbst die letzte 
Hülfsquelle, welche in der Kokospalmenpflanzung ge- 
sucht wurde, scheint zu versagen; übertrifft doch die 
Ausfuhr des deutschen Schutzgebiets mit jährlich 
mindestens 2000 Tons die letztjährige der englischen 
Kolonie um mehr als das Zehnfache. 
Was die Schiffsverbindung anbetrifft, so entbehrt 
die englische Kolonie einer Dampferlinie nach aus- 
wärts, der Verkehr wird lediglich durch Segelschiffe 
aufrecht erhalten. Seit der letzten Hälste 1892 wird 
ein regelmäßiger achtwöchentlicher Postdienst durch 
ein Segelschiff vermittell, welches von einem Hasen 
im Norden Queenslands ausgeht, die Südküste von 
Neuguinea entlang fährt und dann zum Ausgangs- 
hafen zurückkehrt. Ein anderer Segler hat im 
Berichtsjahr Fahrten zwischen Thursday Island und 
Port-Moresby gemacht. Ferner hat ein viertel- 
jährlicher Schisssdienst zwischen Cooktown und 
Samarai bezw. dem Lonisiadenarchipel stattgefunden. 
Im Postverkehr hat sich eine Aenderung voll- 
zogen, insofern die Kolonie im Juli 1892 dem 
Weltpostverein beigetreten ist. 
V. Finanzverhältnisse. 
Die Einkünfte der Verwaltung haben im Ganzen 
betragen Pfd. Sterl. 4006 sh. 16 6 d., sind mithin 
hegen die im Vorjahr erzielte Summe von Pfd. Sterl. 
4783 sh. 16 5 d., um Pfd. Sterl. 176 sh. 19 11 d., 
oder rund 3540 Mark zurückgegangen. Sie erreichen 
nicht den dritten Theil der Ausgaben, welche sich 
wie im Vorjahr auf Pfd. Sterl. 15 000 belaufen haben. 
Ein besonders ausfälliger Nückgang machte sich 
bei den Zolleinnahmen bemerkbar, welche von rund 
Pfd. Sierl. 4429, im Jahre 1891/92 auf rund 
Pfd. Sterl. 3758, mithin um Pfd. Sterl. 671 oder 
15 Prozent gefallen sind. 
  
VI. Missionswesen. 
Das Missionswerk hat im Berichtsjahre einen 
erfreulichen Fortgang genommen, im Einzelnen ist 
zu bemerken: 
1. Die wesleyanische Mission unter Leitung des 
Rev. Bromilow hat ihren beiden auf den Inseln 
Dobu und Pamietti belegenen Hauptstationen eine 
dritte in Tubetube zugefügt. Ihr Wirkungskreis 
hat sich erheblich erweitert; es wird berichtet, daß 
die Entrecasteaux= und Louisiadengruppe etwa zur 
Hälfte unter den Einfluß dieser Mission gebracht seien. 
2. Die anglikanische Mission ist zum Stillstand 
verurtheilt gewesen, da außer Rev. King weder 
weiße Missionare noch eingeborene Lehrer zur Ver- 
sügung standen. Rev. King hat die Station in 
Wedau (Goodenough-Bucht) weiter ausgebaut und 
seine Thätigkeit auf die nächste Umgebung beschränken 
müssen. Dagegen ist 
3. die Londoner Missionsgesellschaft sehr ersolg- 
reich gewesen. Sie hat sich an der Küste mehr und 
mehr ausgebreitet. Die im Vorjahr wieder erösfnete 
Missionsthätigkeit im Gebiet des Flyflusses ist vom 
Rev. J. Chalmers energisch weiter betrieben. Auf 
der Insel Danom (etwa in der Mitte zwischen dem 
142. und 143. Längengrade) ist eine Hauptstation 
für den westlichen Theil des Arbeitsseldes dieser 
Mission eingerichtet worden. 
4. Die römisch-katholische Missionsgesellschaft 
vom Heiligen Herzen Jesu hat durch den Tod ihres 
langjährigen Leiters Bischofs Verjus einen schweren 
Verlust erlitten. Der Administrator widmet der 
Thätigkeit desselben warme Anerlennung und rühmt 
seine Energie und das Verständniß, mit welchem er 
sich in häufiger persönlicher Berührung in die An- 
schauungen der Eingeborenen eingelebt und ihre Be- 
dürfnisse erkannt habe. Insbesondere wird der guten 
Dienste gedacht, welche er vielfach der Regierung 
geleistet habe. 
Auf der Hauptstation der latholischen Mission in 
Noro (Bule Island) ertheilt ein Bruder (Malaie) 
Unterricht, welcher von elwa 50 Schülern besucht 
wird. Besonders segensreich ist die Thätigkeit des 
Paters Vitali im Mekeodistrikt. Trotz vielfacher 
Fieberfälle im Personal sind die Einrichtungen seiner 
Station Inawi weiter ausgestaltet worden. Eine 
Kirche, welche 400 bis 500 Personen zu sassen ver- 
mag, ist errichtet. Der Sonntagsgottesdienst wurde 
bei gelegentlicher Anwesenheit- des Administrators 
von 300 Eingeborenen besucht. 
VII. Allgemeines. 
Der Jahresbericht erwähnt mit Dank die Unter- 
stützung, welche der Kolonie Britisch-Neuguinea von 
der Queensländer Regierung zutheil geworden ist. 
Der erste Beamte des Queensländer Vermessungs- 
wesens hat viel für die Kartographie der Kolonie 
gethan. 
Auffallenderweise fehlt in dem Jahresbericht jeg- 
liche Beleuchtung der wirthschaftlichen Lage der
	        
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